Friedberg - Fachoberschüler lernen bei guten Debatten dazu. Von Dr. Florian Sonneck

27. Januar 2011
13:30 Uhr
Fachoberschule, 86316 Friedberg
Die vier Finalisten.
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46 Schüler der Friedberger Fachoberschule diskutierten um die Wette

Am 27. Januar 2011 fand das Schulfinale des Wettbewerb Jugend debattiert an der Fachoberschule Friedberg/Bay. statt: 46 Jugendliche zwischen 17 und 19 Jahren debattierten über politische und gesellschaftliche Themen.

Demokratie braucht Menschen, die kritische Fragen stellen. Menschen, die aufstehen, ihre Meinung sagen und sich mit den Meinungen anderer auseinandersetzen. Menschen, die zuhören und reden können. Menschen, die fair und sachlich debattieren. ((Deshalb ist es wichtig, dass Jugendliche schon in der Schule lernen, wie und wozu man debattiert.

Jede Debatte ist Wettbewerb: Wettstreit um das bessere Argument. Der Gegensatz von pro und contra fordert von selbst zum Vergleich heraus. Nicht nur auf dem Markt, auch geistig gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Und was motiviert junge Menschen stärker als ein Wettbewerb?(( Zugleich ist Wettbewerb ein wichtiges pädagogisches Instrument, vorausgesetzt, er ist so gestaltet, dass jeder etwas für sich gewinnen kann. Im Rahmen eines Wettbewerbs kann man lernen, was Leistung, Fairness und Ausdauer bedeuten, wie wichtig und wie relativ Erfolge letztlich sind, und dass es vor allem darum geht: dabei zu sein, dran zu bleiben und eigene Grenzen zu überschreiten. Genau diese Kombination zwischen kritischer Auseinandersetzung mit einem Thema auf der einen Seite, Sprachgewandtheit auf der anderen Seite, aber auch das Auf-den-anderen-Eingehen sind Fähigkeiten, die die Schüler bei Jugend debattiert erlernen.

Im Mittelpunkt des Wettstreits stehen nach strengen Regeln geführte Debatten über aktuelle Fragen: Sollen die bayerischen Haupt- und Realschulen alle zu Mittelschulen zusammen-gefasst werden? Soll ein „Boy´s Day“ zur Berufsinformation für Jungen eingeführt werden? Sollen Busse und Bahnen im öffentlichen Personennahverkehr für Schüler kostenfrei sein? Soll in Deutschland eine Kennzeichnungspflicht für Fahranfänger eingeführt werden?

Jeder der vier Debattanten hat zu Beginn zwei Minuten ungestörte Redezeit. Anschließend folgen zwölf Minuten freie Aussprache. Für das Schlusswort steht jedem Debattanten eine Minute zur Verfügung.

Eine unabhängige Jury, bestehend aus speziell geschulten Mitschülern, bewertet Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Michelle Wiench, Schülerin aus der Klasse W12E, findet es wichtig, dass die Jury die Debattanten auf sachliche und motivierende Weise auf ihre Stärken, aber auch Schwächen aufmerksam macht. Ziel einer jeder Bewertung ist es, etwas dazuzulernen und die eigene Kompetenz schrittweise zu erhöhen.

Die Jugendlichen der FOS Friedberg hatten sich vor dem Schulfinale auf Klassenebene für den Schulentscheid qualifiziert und ihre Argumentationsfähigkeit und Fairness unter Beweis gestellt.

„Jugend debattiert gibt einem die Möglichkeit, erwachsen zu handeln“, so Christopher von Rhein, Zweitplatzierter im Finale, der am liebsten realitätsnahe und geplante oder auch bereits schon durchgesetzte Themen diskutiert und den das Mittelschul-Thema am meisten Spaß gemacht hat.
Gute Debatten verlangen gute Vorbereitung. Wer mitreden will, muss die Fakten kennen und blitzschnell reagieren können. Dazu muss man üben und trainieren. Spürt man den Fortschritt, bekommt man Lust, sich auch mit anderen zu messen.(( Jugend debattiert verbindet deshalb Wettbewerb mit Training. Jeder Stufe des Wettbewerbs geht eine Trainingseinheit voraus. Wer teilnimmt, beginnt mit einer Unterrichtsreihe in der Klasse. Wer Regional- oder Landessieger wird, gewinnt ein Seminar mit professionellen Trainern, das zugleich Vorbereitung für die nächste Stufe des Wettbewerbes ist.( An der Fachoberschule waren in diesem Jahr Gerda Alber, Ernst Linck und Florian Sonneck besonders intensiv als Debattier-Trainer betraut.

Der Wettbewerb läuft auf vier Ebenen: Schule, Region, Land und Bund. Nach dem Klassenwettbewerb und dem Schulentscheid nehmen Markus Dunstheimer (1. Platz), Christopher von Rhein (2. Platz), Simon Schütz (3. Platz) und Florian Kratzer (4. Platz) am 8. Februar am Katharinen-Gymnasium in Ingolstadt am Regionalverbundwettbewerb Schwaben-Nord/Oberbayern-Nord teil, wo die vier Fach- und Berufsoberschüler gegen die besten Debattierer der Gymnasien antreten. Ende März findet dann das bayerische Landesfinale und im April der Bundesentscheid statt.

Erstmalig nahmen in diesem Schuljahr in ganz Deutschland über 100.000 Schülerinnen und Schüler an Jugend debattiert teil. Das Projekt wurde 2002 auf Initiative der gemeinnützigen HERTIE-Stiftung und unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten in Kooperation mit der Kultusministerkonferenz und den Kultusministerien der Länder ins Leben gerufen.

Als Preise winken den Siegern Rhetorik-Seminare, um ihre erworbenen und unter Beweis gestellten Diskutier-Fähigkeiten weiter auszubauen.

„Lernen ist ein lebenslanger Prozess, die kritische Auseinandersetzung mit einem Thema beschäftigt einen das Leben lang“, so Gerda Alber, Projektlehrerin an der Fachoberschule.

Auch der Box-Weltmeister Vitali Klitschko, der im letzten Jahr Schirmherr des Debatten-Finales war, unterstützt das Diskutieren: „Dieser Wettbewerb stimmt mit meinen Visionen über demokratische Auseinandersetzungen überein.“

Dr. Florian Sonneck

Bürgerreporter:in:

Florian Sonneck aus Schliersee

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