Die Städtische Jugendkapelle Friedberg auf Konzertreise in Polen

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Dzień dobry!

Können sie die Überschrift lesen und verstehen? Dann sind sie wahrscheinlich Pole.
„Dzień dobry“, gesprochen dschindobry, heißt auf Deutsch „Guten Tag“. Da bekommt man schon eine Ahnung davon, dass die polnische Sprache nicht so einfach ist. Verkehrsschilder und sonstige Hinweise waren für uns schwer zu lesen. Einfach etwas vom Wortlaut her ableiten war kaum möglich. Nur gut, dass wir mit der Organisatorin eine gebürtige Polin an Bord hatten. Ihre beiden Kinder spielen seit vielen Jahren bei uns in der Jugendkapelle. Und so kam der Gedanke einmal in der Heimat ihrer Eltern Konzerte zu geben. Zunächst reisten wir nach Wodzislaw (deutscher Name Loslau) und hatten uns hier schon bei der Fahrtzeit verkalkuliert. Satte 14 Stunden saßen wir im Bus. Aber die Gastfreundschaft ihrer polnischen Familie machte alles Wett. Wir fühlten uns sehr geborgen.

Bei einem Festival der Kulturen durften wir gemeinsam mit dem polnischen Orchester aus Wodzislaw auftreten. Eine große Bühne mit Tontechnik war auf dem Stadtplatz aufgebaut. Wir hatten auch einen polnischen Marsch, polnische traditionelle Melodien und einen polnischen Popsong vorbereitet. Diese Melodien brachen das Eis und so hatten wir und die Zuhörer großen Spaß am Konzert. In einer interessanten Besetzung spielten unsere polnischen Freunde auf. Sozusagen eine Big Band mit Streichern, Flöten und drei Sängerinnen. Sie spielten bekannte poppige Musikstücke, wie z.B. It‘s Raining Men. Gemeinsam wurde natürlich auch musiziert. Das Publikum war begeistert. Nach dem Konzert lernten wir unsere polnischen Musikerkollegen und Kolleginnen näher kennen. Und ja, es wurde ein langer Abend.

Am Sonntag hatten wir die Ehre einen katholischen Gottesdienst musikalisch zu umrahmen. In der voll besetzten wunderschönen Kirche Kościół Rzymskokatolicki Krzyża Świętego erlebten wir einen sehr berührenden Gottesdienst. Die polnischen Lieder sind sehr melodiös und der Ablauf der Messe noch feierlicher als bei uns. Der Pfarrer begrüßte die jungen Friedberger mit ihrem Leiter Andreas Thon auf das herzlichste und unsere beiden besagten Mitglieder durften eine Lesung auf Deutsch und polnisch beitragen. Schnell runter von der Empore stellten wir uns auf den Stufen zur Kirche auf und gaben zur Freude der Kirchenbesucher ein kleines Standkonzert.

Nach zwei Tagen in Wodzislaw fuhren wir weiter nach Krakau. Natürlich werden hier viele Touristen, 13 Millionen pro Jahr, durchgeschleust, aber Krakau ist eine wunderschöne Stadt mit einem besonderen Flair und auf jeden Fall eine Reise wert. Unser Hostel lag direkt im Zentrum in der Florianska am Sankt Florians Tor an der alten Stadtmauer. Ideale Lage für Sightseeing und Nachtschwärmer. Natürlich erkundeten wir Schloss Wawel, die Marienkirche, die Tuchhallen das jüdische Viertel und die als Kulturerbe der UNESCO aufgenommenen Altstadt.

Auch hier konnten wir gemeinsam mit dem Orchester der Universität „Orkiestra Reprezentacyjna Akademii Górniczo – Hutniczej“ ein besonderes Konzert geben.
Auf Grund der Wetterlage fand dies in einem Konzertsaal der Uni statt. Das Publikum bestand überwiegend aus jungen Zuhörern der Universität. Interessanter Weise kam gerade unser Vortrag der traditionellen polnischen Melodien gut an. Aber auch die von uns gespielten Medleys mit Liedern von Amy Winehouse und Queen sorgten für klasse Stimmung im Saal. Auch hier musizierten beide Orchester gemeinsam.

Von Krakau aus unternahmen wir Ausflüge zur Salzmine Wieliczka und nach Auschwitz. Die imposante Salzmine Wieliczka, ebenfalls Weltkulturerbe, beindruckt u.a. mit der sehr großen Kingakapelle in etwa 100 Metern Tiefe. Man fühlte sich hier fast wir im Film Hobbits. Jeden Sonntag finden hier eine heilige Messe statt. Die Salzmine ist kein billiges Vergnügen, lohnt sich aber auf jeden Fall. Also wer mal in Krakau Urlaub macht, sollte sie unbedingt mit einplanen.

Die Besichtigung von Auschwitz und Birkenau sorgte im Vorfeld der Reise für Diskussionen. Z.B. gab es eine Fraktion, die meinte „Wir waren doch schon mit der Schule in Dachau, muss da Auschwitz sein?“. Die in demokratischer Abstimmung gefundene Antwort des Friedberger Orchesters konnte nur lauten: „Ja, unbedingt!“ Gerade in der heutigen Zeit der sogenannten „Fake News“ ist es unverzichtbar diesen Ort mit einer Jugendgruppe zu besuchen. Wir hatten einen hervorragenden polnischen Reiseführer, einen ehemaligen Deutschlehrer, der uns die Geschichte nicht reißerisch, sondern sehr anschaulich aber bestimmt vor Augen führte. Und ganz wichtig, wer Auschwitz besucht muss auch Birkenau besichtigen. In Gesprächen nach der Führung zeigte sich, dass alle Jugendlichen die Führung nicht missen wollten. Sie hatten neue und tief ergreifende Einsichten bekommen, die für das Verständnis der Geschichte und auch für die Entwicklungen der Gegenwart und der Zukunft sehr wichtig sind.

So hatte unsere Reise wieder alles zu bieten, tolle Konzerte, beeindruckende Begegnungen mit den Menschen vor Ort, Kultur, Geschichte und die Stärkung der Gemeinschaft.

Auf Wiedersehen! Oder wie der Pole sagt: Do widzenia!

Bürgerreporter:in:

Andreas Thon aus Friedberg

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