"Er siegte, lehrte, schrieb und starb für...

Heinrich Joseph Wetzer - Dr. der Philosophie und Theologie, ordentlicher Professor der orientalischen Philologie und Oberbibliothekar an der Universität zu Freiburg im Breisgau.
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  • Heinrich Joseph Wetzer - Dr. der Philosophie und Theologie, ordentlicher Professor der orientalischen Philologie und Oberbibliothekar an der Universität zu Freiburg im Breisgau.
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...die Kirche, den Wissenschaften und seinem katholischen Glauben ergeben."
Diese Worte stehen auf einem Grabstein, der sich auf dem alten Freiburger Friedhof befindet, und charakterisieren das Leben von HEINRICH JOSEPH WETZER. Berichten möchte ich heute über Leben und Werk dieses Mannes, der vor über 210 Jahren hier in Anzefahr geboren wurde.

Bei der Arbeit für die Vereins- und Dorfchronik anlässlich des 100-jährigen Bestehens des MGV 1903 Cäcilia Anzefahr, ist auch der Name 'Heinrich Joseph Wetzer' aufgetaucht. Zunächst waren es nur wenige Daten, doch nach und nach füllten sich die Blätter, so dass sein Leben und sein Schaffen deutlich wurden.

Heinrich Joseph Wetzer wurde am 19. März 1801 in Anzefahr als Sohn des Lehrers Franz Conrad und dessen Ehefrau Elisabeth, geb. Fischer, geboren. Bereits früh erkannte der Niederkleiner Pfarrer Kaiser die besonderen Fähigkeiten des Jungen und unterrichtete ihn in den ersten Jahren. Zur weiteren Förderung wechselte der junge Wetzer in die Schule nach Marburg.

Zu seinen besonderen Förderern gehörte hier Leander van Eß. Seit 1812 war er Professor der Universität Marburg, Mitdirektor des dortigen Schullehrerseminars sowie Pfarrer der Pfarrei Marburg. Der junge Wetzer erhielt nicht nur die Unterstützung Leander van Eß sondern wohnte auch während seiner weiteren Studienzeit in seinem Haus.

Seit dem 1. Mai 1820 studierte Wetzer an der Universität Marburg Theologie, hörte daneben aber auch die Vorträge der philosophischen Fakultät, namentlich aus dem Gebiet der orientalischen Philologie. Er widmete seine dreijährige akademische Studienzeit vorzüglich dem Studium der hebräischen und der arabischen Sprache.

Im Frühjahr 1823 setzte Wetzer diese Studien in Tübingen fort und ging ein Jahr später nach Freiburg. Hier erlangte er im Jahre 1824 die Doktorwürde der Theologie und der Philosophie. Um sich in der arabischen, persischen und syrischen Sprache und Literatur weiterzubilden, ging er für 18 Monate nach Paris.

Nach seiner Rückkehr aus Paris bewarb sich Wetzer um den Lehrstuhl der morgenländischen Philologie an der Universität Freiburg. Die theologische Facultät wie das akademische Consistorium nahmen ihn ohne Verzug im Mai 1828 als Privatdozenten an. Schon gegen Ende des Jahres wurde er dann zum außerordentlichen und im Januar 1830 zum ordentlichen Professor der orientalischen Philologie an der philosophischen Fakultät ernannt, nachdem er Ende 1829 einen ehrenvollen Ruf nach Gießen, dann einen solchen nach Marburg abgelehnt hatte.

Im Jahre 1831 vermählte er sich mit Philippine Schindler. An der Universität lehrte er mit großem Erfolg, Eifer und Hingebung.

Es waren konfessionell und politisch sehr unruhige Zeiten, in denen Wetzer seine Arbeit an der Universität Freiburg begann. Im Jahre 1844 wurde im badischen Landtag die Aufhebung der Universität Freiburg beantragt. Dies war für Wetzer der Anlass in einem Büchlein mit allem Nachdruck den katholischen geistlichen Charakter der Universität Freiburg hervorzuheben.

Bereits von 1843 bis 1846 war Wetzer als provisorischer Oberbibliothekar an der Universität tätig und richtete zur Verbesserung der Arbeit eine ständige Gehilfenstelle ein. Vom 14.5.1850 bis zu seinem frühen Tod übernahm er das Amt als Oberbibliothekar. Er war sich durchaus darüber bewusst, dass es kein leichtes Amt war und versuchte mit umsichtigen Vorschlägen die Mißstände an der Universitätsbibliothek zu beheben. (Quelle: Wissenschaftliche Arbeit von Herrn Bibliotheksdirektor a.D. Dr. Gerhard Stamm, Karlsruhe).

Obwohl Wetzer für mehrere Jahre die Redaktion der "Süddeutschen Zeitung" übernahm, war es die wissenschaftliche Arbeit, die er besonders liebte. In dieser Zeit nach der Säkularisierung und nach den Ereignissen des Revolutionsjahres 1848 in Deutschland, erkannte Wetzer, das es wichtig sei, den Menschen bei einer Neuorientierung des katholischen Glaubens behilflich zu sein. Daher war es für ihn mehr als eine glückliche Fügung, dass er gemeinsam mit Benedikt Welte die Redaktion zur Herausgabe des "Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften" übernehmen konnte.

In verhältnismäßig kurzer Zeit entstand dieses 13 bändige Lexikon und war jahrzehntelang das einzige katholisch theologische Nachschlagewerk in deutscher Sprache. Der 'Wetzer-Welte' wurde erst 1930 durch das Lexikon für Theologie und Kirche, von Michael Buchberger, Bischof von Regensburg, abgelöst.

Im Herbst 1853 unternahm Heinrich Joseph Wetzer eine Reise nach Wien, um an der Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands teilzunehmen. In Wien erhielt er viel Lob und Anerkennung für seine Arbeit am "Kirchenlexikon". Kaum zurück in Freiburg, begann er seine Arbeit fortzusetzen, die jedoch unvollendet blieb, da er am 05. November 1853 viel zu früh verstarb.

Eintrag im Totenbuch: "Act. 172 - ... am fünften November morgens halb sieben Uhr starb hier und wurde am achten November mittags drei Uhr beerdigt: Heinrich Joseph Wetzer (53 Jahre alt) ordentlicher öffentlicher Professor der orientalischen Sprache an der Universität hier, verehelicht mit Frau Philippine geb. Schindler von hier..." (Quelle: Archiv des Ordinariats Freiburg).

Die Inschrift seines Grabsteins auf dem alten Freiburger Friedhof fasst sein ganzes Leben zusammen in den Worten: "Ecclesiae, scientiae fidelis et univeritati suae catholicae, vicit, docuit, scripsit, obiit. R.I.P." (Er siegte, lehrte, schrieb und starb für die Kirche, den Wissenschaften und seinem katholischen Glauben ergeben).

Zu dem Stichwort "Alter Friedhof in Freiburg" finden wir im Internetlexikon Wikipedia folgenden Hinweis:
"Der Alte Friedhof in Neuburg, einem Stadtteil von Freiburg im Breisgau, ist ein 2,65 ha großer stillgelegter Friedhof mit parkartigem Charakter und einer der ältesten noch in seiner Gesamtheit erhaltenen Friedhöfe in Deutschland. Er befindet sich in der Nähe der Ludwigskirche, wird aber meistens fälschlicherweise Herdern zugeordnet. Es sind ungefähr 1200 Grabmale vorhanden, von denen etwa die Hälfte erhaltenswert ist, um die Erhaltung und Pflege kümmert sich ein Förderverein. Der Friedhof ist vom Denkmalsschutz als Kultur- und Naturdenkmal eingestuft und ein Zeugnis von Totenkult, Stadtgeschichte und Stilepochen des 17. und 18. Jahrhunderts.

Man findet hier nicht nur individuelle und künstlerische Grabstellen des Bürgertums, sondern bekommt auch einen Einblick in das Glaubensbewusstsein dieser Zeit, beginnend im Barock bis zum Neoklassizismus...."

Um die Erhaltung der Grabdenkmäler auf diesem Friedhof bemühen sich die etwa 300 Mitglieder des "Förderverein Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofes in Freiburg i. Br. e. V.". Durch die Arbeit des Vereins konnten bereits zahlreiche Grabsteine restauriert werden und im Jahre 2009 wurde der Verein für seine Arbeit durch die Landesdenkmalstiftung ausgezeichnet. Die Aufgaben des Vereins bestehen in der
- Restaurierung und Instandhaltung der Grabmäler und Kapelle
- Pflege der Parkanlagen und Parkbäume
- Wissenschaftliche Forschung der Sepulkralkultur
- Freiburger Familienforschung bezüglich des Alten Friedhofes
- Erstellung eines Informationssystems für den Alten Friedhof .

In dem Buch "Sie lebten in Freiburg" lädt Frau Ingrid Kühbacher (1. Vorsitzende des Fördervereins Alter Friedhof) zu einem Spaziergang über den Alten Friedhof ein. Sie berichtet nicht nur über die Friedhofsgeschichte und die Gestaltung der Grabmäler sondern hier wird auch von Geheimnissen einiger Gräber berichtet, die wiederum die Phantasie des Volkes beschäftigt haben.

Für die Informationen zum Grabmal von Heinrich Joseph Wetzer und die Fotos bedanke ich mich auf diesem Wege bei Frau Kühbacher und Herrn Architekt Treppe.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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