Offene Türen bei den Helfern und Lebensrettern in Flensburg

4. Oktober 2014
10:00 - 16:00 Uhr
Sparkasse, 24937 Flensburg
Am Tag der offenen Tür des Flensburger Malteser Krankenhaus kann man sich in der Sprakasse am Holm typisieren lassen.
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Täglich rettet das Klinikpersonal im Flensburger Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital Leben. Wenig dringt davon nach außen. Zum 150. Jubiläum am Samstag, 4. Oktober, öffnet die Klinik, in der Waldstraße 17, von 12 bis 17 Uhr für Neugierige die Türen, die mehr über den Alltag der Retter und Helfer und medizinische Möglichkeiten wissen wollen. Auch Besucher können an dem Tag zu Lebensrettern werden: In der Nord-Ostsee Sparkassen-Filiale am Holm, von 10 bis 16 Uhr, können sich gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren kostenlos in der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung, die vor zwei Jahren eine Station dort eingerichtet hat und bis heute fördert, als Stammzellspender typisieren und vielleicht irgendwann einem Leukämiepatienten die Chance geben, den Blutkrebs zu besiegen.

Was auf den verschiedenen Stationen passiert, welche Dienste die Klinik hat, welche beruflichen Möglichkeiten das Haus bietet und wie man sich ehrenamtlich engagiert wird am Tag der offenen Tür von Mitarbeitern der Klinik genau erklärt. Wie Hände richtig desinfiziert werden, was man bei einer Reanimation tun muss und noch einiges mehr können die Besucher ausprobieren. Im Alterssimulationsanzug kann man sich in die Haut der ältesten Generation hineinversetzen und das Körpergefühl von Großeltern und Urgroßeltern nachempfinden. Den ganzen Nachmittag informieren Experten in Vorträgen zum Beispiel darüber, wie eine Gallenblase mit der Schlüssellochtechnik entfernt wird oder was auf der Stefan-Morsch-Station für Stammzelltransplantation passiert. In der Cafeteria im ersten Stock kann man sich mit Speisen und Getränken versorgen.

Konkretes über das Thema Stammzellspende und die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke erfährt man in der Sparkassen-Filiale am Holm. Dort können sich gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren kostenlos als mögliche Spender in der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren. Eine kleine Blutprobe – so viel, wie in einen Fingerhut passt – genügt. Irgendwann kann man so vielleicht mit einer Stammzellspende einem Leukämiepatienten das Leben retten. Die Rotary Clubs Flensburg unterstützen die Aktion mit einer Spende von 10 000 Euro. Emil Morsch, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung ist froh: „Als gemeinnützige Organisation sind wir auf Spendengelder angewiesen, um die Laborkosten von rund 50 Euro pro Typisierung zu finanzieren. Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht.“ Für Unterhaltung und Samba-Rhythmen sorgen die 15 Musiker der Samba-Percussion-Band policia do samba, aus der Sambaschule Flensburg.

Die Stefan-Morsch-Stiftung, die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands, leistet seit fast 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist es, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender zu registrieren. Beinahe täglich sind Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um junge Menschen als Stammzellspender zu gewinnen. Zudem investiert die Stiftung in medizinische Forschungsvorhaben, die das Ziel haben, Heilungschancen von Krebs- und Leukämiepatienten zu verbessern. Die 2012 eröffnete Stefan-Morsch-Station des Malteser Krankenhaus‘ ist eines der finanziell unterstützten Projekte, die zu einem Zentrum für die wohnortnahe Versorgung von Leukämiepatienten in der Region um Flensburg zählt.

Weitere Informationen erhält man unter www.stefan-morsch-stiftung.de, über die kostenlosen Hotline 0800 – 76 67 724 oder auf Facebook.

Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Stammzellspende:
Was ist eine Typisierung?

Als Typisierung bezeichnet man die eigentlichen Laborarbeiten, die für eine Aufnahme in die Stammzellspenderdatei notwendig sind. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die für die Transplantation von Stammzellen relevanten Gewebemerkmale (HLA-Werte) im Labor bestimmt. Das gleiche funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut.
Nach entsprechender Aufklärung über die Stammzellspende muss ein Spender schriftlich sein Einverständnis zu dieser Untersuchung und zur Registrierung seiner Daten geben. Im Anschluss an die Analyse werden die Daten in der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung gespeichert. Von dort werden die HLA-Werte, das Alter und Geschlecht sowie weitere transplantationsrelevante Werte anonym hinterlegt. Unter einer anonymisierten Spendernummer werden sie im Anschluss an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) übermittelt, wo die weltweiten Suchanfragen für die Patienten eingehen.
Die Daten der Spender stehen dann bis zu deren 61. Lebensjahr für weltweite Suchanfragen der Transplantationskliniken zur Verfügung.

Ich bin bereits typisiert. Soll ich nochmal?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller Stammzellspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Spender zur Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Spenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat.

Warum liegt das Typisierungsalter bei der Stefan-Morsch-Stiftung bei 40 Jahren?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme haben wir für unsere Datei so festgelegt, da wir wissen, dass Spender, die älter als 40 Jahre sind, nicht mehr oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Das liegt unter anderem daran, dass sich mit zunehmendem Alter die Zellteilung verlangsamt und die Beschwerden zunehmen. Deshalb bitten wir Spender, die älter als 40 Jahre sind, einen Beitrag für die Typisierungskosten zu leisten. Denn als gemeinnützige Organisation finanzieren wir die Registrierungen aus Spendengeldern. Und diese Gelder wollen und müssen wir so verantwortungsvoll wie möglich einsetzen.

Warum werden Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften nicht kostenlos in die Datei aufgenommen?
Stehen für einen Patienten mehrere Spender zur Verfügung, so haben die Transplantationskliniken folgende Prioritäten: Junge Spender werden den älteren Spendern vorgezogen. Und Männer werden eher als Spender ausgewählt als Frauen. Das belegen auch die Statistiken der Stiftung: Von den mehr als 600 Stammzellspendern im Jahr 2013 sind über zwei Drittel jünger als 40 Jahre – die meisten davon sogar jünger als 30 Jahre. 511 Stammzellspender waren Männer. Und noch etwas zeigt die Statistik: Nicht nur, dass Frauen immer seltener als Spender ausgewählt werden. Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften haben einen verschwindend geringen Anteil in der Stammzellspenderstatistik. Sieglinde Wolf, Leiterin der Entnahmestation (Apherese) der Stefan-Morsch-Stiftung, weiß auch warum: "Im Rahmen von Schwangerschaften können Antikörper gebildet werden, die nach heutigem Kenntnisstand den Transplantationserfolg gefährden können. Deshalb wählen die Transplantationskliniken meist nur dann Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften aus, wenn sonst keine anderen Spender zur Auswahl stehen." Emil Morsch bedauert: „Wir wissen, dass gerade Mütter hochmotivierte Spenderinnen sind. Fakt ist jedoch: Ihr Transplantat birgt höhere Risiken für die Patienten nach der Übertragung. Deshalb bitten wir Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften um einen Beitrag zu den Typisierungskosten, die wir aus Spendengeldern finanzieren.“

Was passiert bei einer Stammzellentnahme?
Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkentnahme wird durch eine Punktion des Beckenkamms das Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode – und die weitaus häufigste – ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.

Die Stefan-Morsch-Stiftung

Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die Stiftung seit fast 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Das heißt, Menschen können sich hier als Spender registrieren lassen. Ihre Daten werden anonymisiert in das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD) eingetragen. Knapp 30 Dateien – wie die Stefan-Morsch-Stiftung – speisen die Daten der Spender dort ein, damit sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen.
Seit der Gründung plädieren Hiltrud und Emil Morsch, Gründer der Stiftung, aber auch für eine verbesserte Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Ihr Sohn, der 16-jährige Stefan Morsch aus Birkenfeld, erkrankte Anfang der achtziger Jahre an Leukämie. Als erstem Europäer wurde ihm 1984 fremdes Knochenmark übertragen. Der Junge überlebte jedoch die Nachsorge nicht. Das ist für Hiltrud und Emil Morsch der Grund, warum die Stiftung nicht nur für die Registrierung als Stammzellspender wirbt, sondern auch Patienten ihre Hilfe anbietet. Aus eigener Erfahrung weiß Emil Morsch, welche Komplikationen bei der Therapie auftreten können, aber auch welche finanziellen und psychischen Folgen die Patienten und deren Angehörige belasten. „Deshalb sind wir als Stiftung auch für die Patienten da – in jeder Frage.“

Am Tag der offenen Tür des Flensburger Malteser Krankenhaus kann man sich in der Sprakasse am Holm typisieren lassen.
Unter der kostenlosen Hotline 0800 - 76 67 724 sind Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung erreichbar.
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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