WAZ.Wissen: Männer führen, Frauen denken?

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„Wissen meets Comedy“, so der inoffizielle Untertitel des letzten Vortrags der Veranstaltungsreihe WAZ.Wissen in diesem Jahr. Vor im Vergleich zu den letzten Vorträgen deutlich ausgedünntem Auditorium berichtete Vera Deckers im Essener Haus der Technik über kommunikative Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Auf charmante Art präsentierte die Entertainerin 90-Minuten lang Tipps, wie man im Alltag Kommunikationsfallen ausweicht und erfolgreicher ist.

Bekannt ist Vera Deckers in erster Linie aus ihren Auftritten bei TV.Total und anderen Comedy-Sendungen. Doch neben ihrer Karriere beim Fernsehen hat Deckers Psychologie studiert und in diesem Fachgebiet gearbeitet. Damit bringt sie beste Voraussetzungen mit, um auf eingängige Weise interessante Erkenntnisse an den Mann und die Frau zu bringen. „Ein neues Wissensformat“ wurde dem Publikum in Essen versprochen. Geboten wurde zumindest ein kurzweiliger Abend mit viel Gelegenheit zum Schmunzeln.

„Die Arbeit als Psychologin ist belastend. Schwere Kindheit. Beziehungsprobleme. Ängste… Und dann kommen auch noch die Patienten mit ihren Problemen“, frotzelte Vera Deckers schon zu Beginn des Vortrags. Anschließend berichtete sie von fremd-sprachlichen Überraschungen, die man beim beherzten Ausruf „Spring“ in einem englischen Schwimmbad genauso erleben kann wie beim Bestellen eines Päckchens Butter in Spanien. Im Verhältnis zwischen Männern und Frauen hingegen könnte alles ganz einfach sein, wenn denn die Frauen einfach sagen würden, was sie von ihren Partnern erwarten. Anschließend erläuterte Deckers das von Paul Watzlawick postulierte Axiom der Kommunikation „Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Wenig später empfahl sie, beim Zugfahren „dumm aus dem Fenster zu gucken“ als Burn-out-Prävention und lästerte über „Face-Buckel“ und Handys, die ihre Besitzer dazu bringen, sich wie „konditionierte Affen“ zu fühlen. Besser sei es, das Handy auch mal in der Tasche zu lassen und nicht erreichbar zu sein. Kommunikation unter Frauen sei wie ein gleichberechtigtes Ping-Pong-Spiel, während Männer ganz klar Wert darauf legten, die Dominanz zu gewinnen. Bei diesem gilt, dass wer etwas zu sagen hat, einfach das Wort ergreift. Diese Statusorientierung hinterlasse viele Frauen ratlos, steht bei diesen doch die Beziehung im Mittelpunkt jeder Kommunikation. Deckers ergänzte ihren Vortrag, der ohne PowerPoint auskam, mit ihrem schauspielerischen Talent. Ob sie als breitbeiniger Matcho über die Bühne stolzierte oder männliches und weibliches Sitzen parodierte, die Lacher des Publikums waren ihr sicher.

Vera Deckers hatte nicht nur Unterhaltung zu bieten. Während der Tipp, eine Traumreise mit hyperaktiven Jungen auf Spiele wie Schweigen oder Schneckenrennen zu beschränken, klar zum Unterhaltungsprogramm gehörte, bekamen gerade die Frauen im Publikum Tipps für die Praxis. So verriet sie diesen, dass Männer an Wettbewerb gewöhnt sind und diesen nicht persönlich nehmen. Im Gegensatz zu Frauen seien Männer weniger nachtragend. „28 Frauen in einer Firma? Das ist die Hölle!“, so Vera Deckers zu einer Frau im Publikum, denn offene Worte unter Frauen würden oft erst ausgesprochen, wenn die andere nicht mehr im Raum ist. „Frauen können richtig ‚bitchi’ sein“, so Deckers. Hübsch sein genüge heute nicht mehr, außer man wolle ins Kloster, Prostituierte werden oder Lehrerin. Im fliegenden Wechsel zwischen Humor und Wissensvermittlung bewegte die Kölnerin sich durch den Abend.

„Salat mit Putenbrust formte diese schöne Neurose“, sei ein guter Aufdruck für ein Shirt riet Deckers und brachte das Publikum zum lachen, als sie berichtete, dass ihr Versuch wie Meg Ryan auszusehen mehr nach Rudi Völler ohne Bart aussah. Frauen fehle heute zum Erfolg im Beruf vor allem die Eigen-PR. Während in der Schule Fleiß, Kompetenz und gute Leistung automatisch zum Erfolg geführt hätten, sei es im Beruf anders. Dort gelte es beim Bericht über Erfolge „Ich statt wir“ zu sagen. Männer würden den Erfolg sich selbst und das Scheitern den Rahmenbedingungen zuschreiben. Bei vielen Frauen sei es genau anders herum. Auch mit Tipps fürs Privatleben geizte die Vortragende nicht: Männer könnten durchaus empathisch sein – wenn es sich für sie lohne. Ohne Anreiz würden Männer nur das tun, was ihnen Spaß macht. Grillmeister habe sie schon viele getroffen, Spül- und Bügelmeister deutlich weniger.

Bei Frauen führe eine selbst erfüllende Prophezeiung oft dazu, dass die eigene Kompetenz unterschätzt werde. So würden manche Frauen im Beruf den Fehler machen, bei Meetings Getränkte auszuschenken und mit dieser Unterlegenheitsgeste ihre eigene Kompetenz in ein falsches Licht rücken. Auch gelte es, viel zu reden, da Männer nach der Gleichung Redezeit=Macht handeln würden. Deckers nächste Tipps für die Frauen: Klare Ansagen machen, langsam sprechen und sich nicht unterbrechen lassen! Auch die Körpersprache sei geschlechtsspezifisch. Männer hätten den Hang, sich breit zu machen und viel Raum einzunehmen. „Wer macht hat, hetzt sich nicht. Und lächelt nicht andauernd!“, riet Deckers. Abschließend gab es dann noch einen Tipp für Männer. Es sei in Ordnung auch mal einen Fehler zuzugeben. Das sei kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke und Größe. Allgemein riet Deckers zu mehr Höflichkeit und Respekt im Alltag. Die Veranstaltungsreihe WAZ.Wissen geht im nächsten Jahr weiter. Am 4. Februar 2014 berichten Sabine Hübner und Carsten K. Rath, wie man einem Unternehmen Relevanz verleiht.

Bürgerreporter:in:

Christian Kolb aus Essen

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