Nordisches Winterabenteuer: Das Leben spüren

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Nur wenige Flugstunden entfernt liegt in der kalten Jahreszeit ein echtes Winterparadies. Im Norden von Norwegen hebt sich die Sonne nach der monatelangen Polarnacht nur langsam wieder über den Horizont und taucht die verschneite Landschaft in ein mythisches Licht. Eiskalter Wind, unendliche Weiten und die karge Landschaft sorgen für ganz besondere Impressionen. Zugleich schaffen die Elemente Raum für ein nordisches Winterabenteuer. Schneemobil-Touren, Schlitten-Safaris und romantische Runden am Lagerfeuer sorgen dafür, dass man die Reise in den hohen Norden nicht trotz, sondern gerade wegen der rauen Kälte genießen kann.

Die Reise ans Polarmeer führt in der Regel über Oslo. Die norwegische Hauptstadt wird von vielen Flughäfen regelmäßig angeflogen. Für eine entspannte Reise ins an der russischen Grenze gelegene Kirkenes entscheidet man sich für mindestens eine Zwischenübernachtung in Oslo. Da die Innenstadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Flughafen aus gut erreichbar ist, kann man die Stadt erkunden und einen Blick auf das spektakuläre Opernhaus im Hafen werfen. Auch für Liebhaber des nordischen Designs gibt es in Oslo einiges zu entdecken. Während in der Innenstadt zahllose Hotels auf Gäste aus aller Welt warten, fällt direkt am Flughafen vor allem das moderne Radisson Blue Airport Hotel ins Auge. Es liegt drei Gehminuten vom Terminal entfernt und bietet neben einem hervorragenden Frühstücksbuffet kostenfreien Internetzugang. Mit diesem kann man bereits vor dem Abflug einen Blick auf die Wettervorhersage für das einige Flugstunden weiter nördlich gelegene Kirkenes werfen und dann Handschuhe, Mützen und Schals mit ins Handgepäck nehmen.

Der Flughafen von Kirkenes ist überschaubar. Nach einem eindrucksvollen Anflug über verschneite Fjorde taucht man ein in eine Winterwunderwelt. Die kann man auf ganz verschiedene Weise erkunden. Ein besonders eindrucksvoller ist eine zwei- oder vierstündige Hundeschlittenfahrt durch die arktische Wildnis. Jeweils zwei Gäste nehmen dazu warm eingepackt Platz auf einem von acht Huskies gezogenen Schlitten. Gesteuert wird dieser von einem hinter den Gästen auf den Kufen stehenden Dog Musher. Dann beginnt die Tour. Auf ein Zeichen des Mushers hin, stürmen die Hunde nach vorne und bringen den Schlitten in Fahrt. Die Tour führt durch Birken- und Kiefernwälder, über verschneite Feldwege, vorbei an Fjorden und zugefrorenen Seen. Kommt der Schlitten zwischendurch kurz zum stehen, nutzen die Hunde die kurze Pause, um sich zur Abkühlung im Schnee zu wälzen. Doch auf ein Zeichen des Mushers stehen sie wieder parat für die nächste Etappe. Die Strecke führt nicht nur durch die Ebene, sondern auch Hügel hinauf und lange Hänge hinab. Während der Musher bei den steilen Strecken mit anfasst, muss er den Schlitten bei den abschüssigen Strecken bremsen, damit dieser nicht schneller wird als die Hunde. Die stammen aus einem Camp, in dem zur Zeit 125 Schlittenhunde leben. Jeder einzelne ist namentlich bekannt und hat seine besondere Position im Gespann vor dem Schlitten. Zwischendurch haben die Hunde eine Pause, wenn die Gäste Picknick-Pause machen und heiße Getränke genießen. Besonders viel bietet die Landschaft, wenn man die wenigen hellen Stunden des Tages für die Tour nutzt. Erst ab Mitte Januar ist die Sonne im hohen Norden wieder zu sehen und bleibt jeden Tag 20 Minuten länger über dem Horizont. Abenteuerlustige können aber auch nachts unterwegs sein. Stirnlampen beleuchten dann die nächsten Meter und sorgen für zusätzliches Adrenalin. Wer es langsamer mag, kann eine Schneeschuh-Wanderung machen oder einen traditionellen Tretschlitten ausprobieren.

Ein anderes Erlebnis verbindet eine sportliche Fahrt mit einem kulinarischen Erlebnis. Mit 30 km/h fährt man mit Schneemobil-Schlitten über den zugefrorenen Lang-Fjord. Der 18 km lange Ausläufer des Polarmeers ist im Winter von einem mehr als 60 cm dicken Eispanzer bedeckt und kann deshalb problemlos befahren werden. Gemeinsam wird dann mitten auf dem Fjord ein Loch in das Eis gesägt. Unter diesem verbirgt sich eine Reuse, in der Königskrabben gefangen wurden. Die gigantischen Krebse haben sich von Murmansk aus über die Jahrzehnte immer weiter nach Süden verbreitet. Sie erreichen eine Spannweite von bis zu 2 m und ein Gewicht von bis zu 15 kg. Anschließend geht die Fahrt weiter zu einer gut geheizten Hütte. Wo einst Landwirtschaft betrieben wurde, ist ein malerisches Restaurant entstanden, in dem die Königskrabben gekocht und zubereitet werden. Mit frischem Brot sind diese eine echte Köstlichkeit. Nach dem Essen geht es wieder hinaus in die Kälte und auf die Schneemobile. Diese sind in Norwegen ein durchaus übliches Fortbewegungsmittel und können bei speziellen Rennen auf den vereisten Fjorden mehr als 150 km/h erreichen.

Deutlich ruhiger können es Geschichtsliebhaber angehen lassen. Sie fahren mit dem Bus zum Grenseland-Museum, in dem nicht nur über Handwerkskunst und Folklore berichtet wird, sondern auch über die Geschichte der Region im zweiten Weltkrieg. Damals war das Gebiet Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen deutschen und russischen Truppen. Gewehre, Haubitzen und ganze Flugzeuge sind in dem kleinen Museum zu sehen. Interessant ist auch ein kurzer Rundgang durch die zum Schutz der Bevölkerung vor Luftangriffen in den Boden unter der Stadt gesprengte „Anders Grotta“. Dort wird ein kurzer Film gezeigt, der an das Leben in der „Eisfeste“ zur Kriegszeit erinnert. Heute besteht für die Einheimischen auf beiden Seiten der Grenze ein kleiner Grenzverkehr, der Besuche und Einkäufe möglich macht. Besonders beliebt bei den 250.000 russischen Besuchern ist aktuell der Einkauf von Babywindeln. Touristen hingegen können ohne Visum nur in die Nähe der Grenze fahren, die die vereiste Taiga-Landschaft durchschneidet. Übernachten kann man im Thon-Hotel in der 5.000-Einwohner-Stadt Kirkenes. Das Hotel verfügt über 143 gut ausgestattete Zimmer und serviert in seinem Restaurant hervorragende Menüs. Dabei kommen neben Weinen aus aller Welt auch regionale Spezialitäten wie das Fleisch der heimischen Rentiere zum Einsatz.

Eine eindrucksvolle Nacht kann man im Schneehotel verbringen. Seit mehreren Jahren entsteht aus Eis und Schnee ein mit kunstvollen Schneeornamenten verziertes Hotel mit 20 Schneesuiten. Jede einzelne ist einem besonderen Thema gewidmet, sodass man sich gar nicht satt sehen kann. Nach dem Abendessen im Warmen werden die Zimmer verteilt. Jede Suite bietet Platz für eine Familie oder mehrere Freunde, die gemeinsam etwas erleben möchten. Damit die Nacht im Eis nicht zu kalt wird, bekommt jeder Gast einen extrawarmen Schlafsack, ein frisches Laken und eine Mütze. So ausgestattet lässt sich die Nacht bei -5 Grad aushalten. Am nächsten Morgen bietet das Schneehotel nicht nur eine eigene Sauna, sondern auch ein Frühstücksbuffet und eine Urkunde für alle Gäste an. Wer die Nacht im Schnee scheut, aber trotzdem in der Nähe bleiben möchte, kann malerischen Holzhäusern bei deutlich mehr Komfort nächtigen. Da die Anlage abseits der Stadt liegt, hat man die Chance mit etwas Glück das Nordlicht am Himmel über Kirkenes zu sehen. „Aurora Borealis“ ist ein faszinierendes Phänomen, das nur im hohen Norden zu sehen ist und durch auf die Erdatmosphäre prallende Teilchen des Sonnenwindes verursacht wird.

Von Kirkeness aus kann man mit den Hurtigruten-Schiffen wieder nach Süden fahren. Die Postschiffe verkehren das ganz Jahr über jeden Tag auf einer festgelegten Route und werden nicht nur von Urlaubern, sondern auch von Einheimischen und für den Frachtverkehr genutzt. Wer mehrere Tage an Bord ist, kann eine Kabine buchen. Für kurze Etappen gibt es Aufenthaltsräume, die einen Blick auf die nordische Landschaft ermöglichen. Auch kulinarisch kann man die Zeit an Bord genießen. Zur Mittagszeit gibt es ein reich gedecktes Buffet mit regionalen Spezialitäten. Am Abend serviert die Küche ein täglich wechselndes 3-Gänge-Menü. Viele Gäste verbringen den Tag im Panorama-Salon oder schauen sich die Landschaft von Deck aus an. Dort gibt es auch zwei beheizte Whirlpools, die in starkem Kontrast zu den Außentemperaturen stehen. Beliebt ist auch die Sauna mit Meerblick. Während die kurzen Zwischenstopps nur einen Blick auf die jeweilige Stadt möglich machen, bieten längere Gelegenheit für einen organisierten Ausflug oder einen Rundgang in der Stadt. In Hammerfest zum Beispiel kann man sich die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Meridiansäule anschauen, die architektonisch an ein Trockengestell für Fisch erinnernde Kirche besuchen oder einen Ausflug auf den Stadtberg Salen machen. Von dort kann man über die ganze Stadt schauen und sich den eisigen Wind um die Ohren wehen lassen. Da das Schiff rund um die Uhr unterwegs ist, liegt der Stopp in Tromsø mitten in der Nacht. Das gibt Gelegenheit, am Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale teilzunehmen. In der für ihre Glasmosaike und die besondre Architektur bekannten Kirche werden bei dem nächtlichen Konzert bei Kerzenschein sakrale Stücke und norwegische Folklore gespielt und gesungen. Dazu gehört auch das „Joiken“ aus der Kultur der Sami-Ureinwohner. Der Sologesang ist eine Mischung aus Lied und Gesicht und erzählt von der Natur und aus dem Leben. Die Route der Hurtigruten-Schiffe führt nach Süden bis nach Bergen. Ganz nach Wunsch kann man die fast 2.500 km weite Reise durch Norwegen aber auch früher beenden und einen Inlandsflug zurück nach Oslo nehmen.

Bürgerreporter:in:

Christian Kolb aus Essen

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