Fingerhakeln und weiße Magie: Der Kampf gegen die Grippe geht im Betriebs-Urinal in die zweite, entscheidende Runde

Grippeschutz aus Eigennutz: Ein kleiner Pieks, und Influenza kann ruhig bei uns anklopfen. Allerdings: Etwas Hygiene außerdem wäre auch nicht schlecht. Zum Beispiel während und nach des Toilettengangs. | Foto: jenaFoto24.de/pixelio.de
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  • Grippeschutz aus Eigennutz: Ein kleiner Pieks, und Influenza kann ruhig bei uns anklopfen. Allerdings: Etwas Hygiene außerdem wäre auch nicht schlecht. Zum Beispiel während und nach des Toilettengangs.
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Influenza, diese dumme Nuss, kann ja irgendwie niemand so richtig ab. Wem diese grippale Xantippe um und an den Hals fällt, hat in Folge wenig zu lachen. Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Glieder(??)schmerzen, Übelkeit - das volle Programm. Unter diesen Voraussetzungen macht auch das Arbeiten nicht wirklich Spaß. Weil das so ist, und in Sorge um Wohl und Wehe der Belegschaften, werden in diesen Tagen und Wochen auch in fast allen Betrieben (wieder) präventive, kostenlose Grippeschutzimpfungen angeboten. Darüber hinaus kann der gemeine Arbeitnehmer aber auch selbst vorbeugend aktiv werden. Was mitunter, wie die folgenden, mitten aus dem realen Arbeitsleben gegriffenen Beispiele veranschaulichen, aber gar nicht so einfach ist …
Die Spritze ist Spitze. Der kleiner Pieks für sich allein genommen ist jedoch kein Rundumsorglos-Paket. Dem Einhalten bestimmter Reinlichkeitsstandards kommt darüber hinaus ebenfalls immense Bedeutung zu. Schließlich wollen wir auch, ohne dass der Hustinetten-Bär steppt, unbeschadet durch den Winter kommen - und den darauffolgenden Sommer! Denn: Per Kontakt- oder Schmierinfektion hat man/frau sich in Nullkommanix nämlich auch schon mal nebenbei ein paar niedliche Virlein eingefangen. Der Hausdruide meines Vertrauens hat mir das so erklärt: Die kleinen Tierchen, oder um was es sich bei diesen hinterlistigen, zwielichtigen, Unwohl auslösenden Existenzen auch immer handeln mag, können in Exspirationströpfchen über verschmiertes Nasensekret oder, wenn Infizierte Gegenstände berühren, auf selbige hopsen und von dort aus über die Hände auf die eigenen Schleimhäute übertragen werden. Klingt nachvollziehbar. Und dann ist Holland in Not. Und nicht nur das. Da kippen die Meisjes reihenweise aus den Holzpantoletten. Deshalb, so der Onkel Doktor, müssten Sauberkeit und Hygiene oberstes Gebot sein. Vor allem auf dem Klo und nach dem Gang auf eben jenes.
Nicht alle Arbeitgeber trauen ihren Bediensteten jedoch per se so viel vernunftgestützte Reife zu, den an sich profanen Vorgang der im Anschluss an das große oder kleine Geschäft dringend und zwingend gebotenen Handreinigung Lehrbuch-gerecht auszuleben. Deshalb gibt es in den Toiletten- und Sanitärbereichen auch detaillierte, schriftlich fixierte und reichlich illustrierte Handlungsanweisungen, wie man/frau es richtig macht. Gut, dass uns das auch mal jemand sagt. Auf Facebook würde ich jetzt den „Gefällt-mir“-Button aktivieren.
Wir sollen, so steht es per Aushang geschrieben, unsere Hände mit Wasser befeuchten (mit was denn sonst???), in Folge ausreichend Seife hinzufügen (so vorhanden), dann reinigen, anschließend (wieder mit Wasser) abspülen und gründlich abtrocknen. Gut, das kriegen wir intellektuell durchschnittlich begabten Mittelhessen sowie unsere Brüder im Geiste aus den provinziellen Randzonen des Dreiländer-Ecks, Hickengrund inklusive, mit etwas gutem Willen gerade noch auf die Rolle.

Voll konzentriert in sechs Schritten zum Erfolg!

Aber dann, ein paar Handtuchbreiten, Seifenlängen, Papierrollen und Wandkacheln weiter, wird's richtig kompliziert. Auf H2O und Seife allein mag man sich (längst) nicht mehr verlassen. Deshalb wird schweres Geschütz aufgefahren. Desinfektionsmittel für die klinisch reine Säuberung der Patschhändchen gelten inzwischen längst als zusätzliches probates Mittel zur Erhaltung der Volksgesundheit. Entsprechende, einfach zu bedienende Spender zählen in vielen Firmen zur Grundausstattung der urinalen Wellnessbereiche. (Die Boxen gleichen sich, seltsam, von Betrieb zu Betrieb wie ein Ei dem anderen. Was den Schluss nahe legt, dass der Hersteller hierzulande einen ziemlich fähigen Außendienstmitarbeiter rennen lässt. Und wenn dessen Arbeitgeber, wie es weiland bei der Hamburg-Mannheimer üblich war, seine erfolgreichsten Vertreter mit ausschweifenden Sex-Partys in Budapest belohnt, sollte der Mann sich schon mal vorsorglich mit einem entsprechenden Viagra-Vorrat eindecken. Paracetamol hilft da nicht).

Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben

Möglich, dass der ein oder andere Kollege in Unkenntnis der wahren Bestimmung dieser Behältnisse heimlich von der in ihnen enthaltenen gelb-klaren Flüssigkeit genascht hat. Das würde gewisse Ausfallerscheinungen, unkontrollierte Zuckungen, von Bläschen bedeckte, blaue Lippen, Lustlosigkeit und wirres Gerede erklären. Den Stoff, aus dem die Schäume sind, sollen wir jedoch nicht trinken, sondern damit unsere Hände sterilisieren und auf keimfrei trimmen. Wie das geht, wird in "Sechs Schritten zum Erfolg" anschaulich erklärt. Da muss man hellwach und voll konzentriert sein. So etwas lässt sich nicht eben im Vorbeigehen erledigen. Aber der Mensch wächst ja bekanntlich mit und an seinen Aufgaben.
Wörtliches Zitat, kein Witz: Das „Desinfektionsmittel in die hohle trockene Hand geben und die Handfläche der anderen Hand darüber legen. Dann beide Handflächen fünfmal (!!) gegeneinander reiben". O.K. In Folge sollen wir „mit den Händen einen Hakengriff bilden, diesen fünfmal hintereinander lockern, die Fingerkuppen der rechten Hand fünfmal kreisend in der Fläche der Linken bewegen, mit der rechten Hand den linken Daumen umfassen (auf keinen Fall umgekehrt!) und fünfmal kreisend einreiben“. Alles verstanden? Erst dann mit der linken Hand den rechten Daumen umklammern und das Prozedere wiederholen. Dann Handfläche auf Handfläche legen und die Finger beider Hände (!!), also nicht nur die der einen, öffnen, verschränken, wieder öffnen... Insgesamt fünfmal. So steht es (wirklich) geschrieben! Alles klar?

Die richtige Reihenfolge ist ganz wichtig

Uff! Geben wir uns keinen Illusionen hin: In der knapp bemessenen Mittagspause ist dieses anspruchsvolle Programm nicht zu schaffen. Das schreit nach Überstunden. Und was ist eigentlich, wenn man/frau die einzelnen Steps durcheinander bringt und die fünfte Übung vor der zweiten macht? Muss er/sie dann von vorne anfangen oder einfach Schritt vier vorziehen und mit dem ersten fortfahren, und zwar so lange, bis die dritte Übung wieder drankommt? Fragen über Fragen. Und dann noch dieser Gewissenskonflikt! Was zuerst? Hände mit Wasser waschen, oder selbige erst desinreflektionieren, oder wie das heißt? Ja, in dieser Angelegenheit von existentieller Bedeutung wird der gemeine WC-Tourist ziemlich alleine gelassen.
Ein Anruf bei einem medizinisch Grund(ein)gebildeten könnte da weiter helfen. Wie lautete der Spruch noch gleich? Erst abtöten (aber nicht den Hausarzt!), dann abwaschen! Das lernen angehende Karbolmäuse, Verrettungssanitätster und Stetoskopschwinger mit und ohne Kassenzulassung schon im ersten Lehrjahr. Warum so, und nicht andersherum, lässt sich ganz einfach erklären. Das Vorhandensein von Keimen, Pilzen und anderen fiesen Mikrorganismen vorausgesetzt, würde man diese ja erst richtig und flächendeckend auf Hand und Arm verteilen, wenn man ihnen zunächst mit Wasser und Seife käme. Darüber lachen die Dinger nur. Deshalb muss man schon größeres Kaliber auffahren, eben in Form eines biologisch abbaubaren, handgeblasenen und mundgetöpferten desinfektionalen Keimvernichtsungssubstrats auf transkriptioneller, defensiner Phytoalexin-Basis aus natürlicher, freilaufender Bodenhaltung.
Erst wenn dieses kernig duftende (und wohlschmeckende) Deskonfektiosgebräu seinen Job erledigt und man das oben beschriebene Sechs-Punkte-Programm ohne psychische und physische Schäden durchlaufen hat (einige verzweifelte Kollegen sollen nach einem solchen ambitionierten Toilettengang zehn Minuten damit beschäftigt gewesen sein, ihre Hände wieder zu entknoten), erst dann spricht nichts mehr gegen den Gang zum Waschbecken.
Am besten merkt man sich die korrekte Reihenfolge mit Hilfe eines kleinen Reims:

Kommst erleichtert Du vom Klo,
findest Du dort irgendwo,
ein Substrat zum Keime-Killen,
das viel besser wirkt als Pillen.
Reib' die Hände damit ein,
knote Deine Finger rein.
Erst wenn alles das geschehen,
darfst zum Wasserhahn Du gehen,
aber nicht zum Seifenaschen,
sondern nur zum Händewaschen!

Hey!! Da würden Schiller und Schill glatt vor Neid erblassen. Ähmmm? Ne, stopp, letzterer weniger. Andere Baustelle. Der hanseatische Rechtsaußen-Ronald, ehemalige Innensenator und Erfinder des gepflegten, auf Diacetylmorphin-Basis gestützten Chillens, mochte seinen Geist ja nicht nur mit Poesie ölen. Er stand da ja, Dope-technisch betrachtet, eher auf strammere Sachen. „Fuhr ich von Hamburg nach Berlin, den Koffer voll mit…“ Wie’s weiter geht, weiß Hannes Wader.
Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, beim Influenza-Bashing. So gewappnet, siehe oben, kann die nächste Grippewelle ruhig kommen. Wir werden sie gebührend zu empfangen wissen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Ihre Klangschalen-Masseurin oder wecken den Bewährungshelfer. Falls der nicht gerade mit einem Infekt in der Koje liegt….

Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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