Gute Frage, nächste Frage: Ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, bleibt sich gehüpft wie geschluckt - Prost!

Bis zum letzten Tropfen: Es reichte gerade noch mal für eine Drittelfüllung. | Foto: Tom Skotarczyk
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  • Bis zum letzten Tropfen: Es reichte gerade noch mal für eine Drittelfüllung.
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Bis zu letzten Tropfen. Bloß nix von dem (edlen?) Gesöff umkommen lassen. Ob vinologische Kostbarkeit oder „Pennerglück“ aus dem Discounter – es bleibt sich gehüpft wie geschluckt. Wein, der nicht getrunken wird, hat schließlich seinen Beruf verfehlt. Dennoch: Die Party dürfte an dieser Stelle (fast) zu Ende (gewesen) sein. Salute! Finito! Der Vorrat geht zur Neige. Oder vielleicht handelt es sich bei dem verbliebenen Rest ja schon um selbige, also die Neige. „Neigele“ pflegt der „Schwoabele“ dazu zu sagen. Aber der stand ja mit der deutschen Sprache nicht nur phonetisch schon immer auf Kriegsfuß.
Nein, es kommt eben nicht immer nur auf die Perspektive an. Das gilt samt und sonders für die existentielle Gretchenfrage, ob ein Glas halbvoll oder halb leer ist. Das ist (nicht nur) Ansichtssache, sondern ein Streitfall, der Philosophen und Psychologen seit Beginn der Zeit beschäftigt. Bereits der olle Diogenes soll sich darüber in seiner Tonne den Kopf zerbrochen haben. Das Ganze reduziert sich auf eine Auseinandersetzung unterschiedlicher Weltanschauungen und /oder Lebenseinstellungen im mentalen Spannungsfeld zwischen Optimismus und Pessimismus. Nichts kann die gegensätzlichen Pole besser veranschaulichen.
Für den Optimisten, klar, ist das Glas halbvoll, der Pessimist neigt zu der Sicht, dass es zur Hälfte leer ist. Wer hat denn nun Recht? Im Gegensatz zur Schönheit, die ja angeblich im Auge des Betrachters liegt, ist das Ergebnis hier durchaus messbar, nur die subjektive Gewichtung und Deutung folgt anderen, ganz individuell geprägten Gesetzmäßigkeiten.
Bleiben wir beim Beispiel des halbvollen bzw. halbleeren Gefäßes. Damit ist es, wie mit den meisten Dingen des Lebens: Wer viel fragt, bekommt viele Antworten, unterschiedliche wie ausweichende. Der Ingenieur sagt lediglich, das Glas sei doppelt so groß wie/als es eigentlich sein müsste. Für den Physiker ist es ganz voll, zur Hälfte mit Flüssigkeit, zur Hälfte mit Luft gefüllt. Der Mathematiker stellt nüchtern fest, dass der Inhalt des Glases 50 Prozent beträgt. Aber das bringt uns jetzt auch nicht wirklich weiter.
Ein annähernd neutraler Versuch wäre auch die Vorher-Nachher-Analyse unter Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven. Der Logopäde meines Vertrauens hat mir das so erklärt: „War das Glas vorher leer (z.B. eine Neuanschaffung oder kurz vor dem Befüllen) und wurde zur Hälfte gefüllt, so ist es halb voll oder immer noch halb leer. Wenn ein Glas voll ist (z.B. vom Wirt eingeschenkt) und an einen Gast ausgegeben wurde, so ist dieses Glas, nachdem es die Hälfte seines Inhaltes verloren hat, halb leer oder immer noch halb voll“. Ähhhm???
Machen wir es doch noch ein klein wenig komplizierter, indem wir neben den unterschiedlichen Perspektiven der Betrachter noch deren (von einander abweichenden) ökonomischen Interessen mit in die Bewertung einfließen lassen. Damit wird aus der psychologisch-philosophischen Fragestellung eine ökonomische Modelltheorie. Für den Barkeeper, der bei einem Glas zur Gänze die Luft heraus lässt, ist es voll. Doch für den Gast leert sich das Glas mit jedem Schluck immer mehr. Schließlich füllt er es ja nicht. Somit ist für den Gast das Glas (zunächst) voll, dann halb-, viertel- oder völlig leer.
Rückübertragen auf die psychologisch-philosophische Streitfrage könnte dies den Einfluss von pessimistischen bzw. optimistischen Grundhaltungen sogar etwas relativieren. Immerhin hängt die Beantwortung der Frage ja auch entscheidend von der Intensität des Durstes und, damit einhergehend, dem bereits erzielten Sättigungsgrad ab. Sie wird außerdem auch von Motivationen wie der Sparsamkeit mit beeinflusst. Alles klar? Das ist vielleicht ein Sch… Thema!!!

Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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