Adebar oder „Fieseler“? Kohl oder Babys? Der Flug der Störche führt nach Las Vegas, die Eisernhardt und in die Abruzzen

Kurs Las Vegas – die Sonne putzen.  Henning Leusch glückte dieser eindrucksvolle Storchen-Schnappschuss über der Eisernhardt bei Siegen. Derweil schlummerten die Adebars im Uckersdorfer Vogelpark schon längst im Nest. | Foto: Henning Leusch
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  • Kurs Las Vegas – die Sonne putzen. Henning Leusch glückte dieser eindrucksvolle Storchen-Schnappschuss über der Eisernhardt bei Siegen. Derweil schlummerten die Adebars im Uckersdorfer Vogelpark schon längst im Nest.
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Siegen/Bonn/Herborn - Hey Baby, lass‘ uns nach Las Vegas fliegen, die Sonne putzen! Wohin auch immer es diesen „Storch“ ziehen mag, in den Uckersdorfer Vogelpark nun mal ganz bestimmt nicht. Die dortigen Adebars sehen zudem auch ein klein wenig anders aus und müssen außerdem zu vorgerückter Stunde, während der diese Aufnahme entstand, längst in der Heia, bzw. im Nest sein. Da macht die Heimleitung keine Kompromisse. Entstanden ist dieses Foto aber nordwestlich des beliebten Herborner Piepmatz-Zoos, nur knapp 40 Kilometer Luftlinie entfernt über der Eiserhardt bei Siegen. „S-Maxe“ Henning Leusch hat im entscheidenden Moment auf den Auslöser gedrückt und freut sich noch heute wie ein Schneekönig über den gelungenen Schnappschuss.

„Fieseler Storch“ war und ist der Spitzname dieses legendären, Anfang der 30-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in den Gerhard-Fieseler-Werken in Kassel entwickelten Flugzeugs. Er resultierte aus dem hochbeinigen Fahrgestell, das der außergewöhnlichen Maschine eine gewisse Ähnlichkeit mit besagten Vögeln gleichen Namens verleiht. Allerdings: Mit dem Bringen von Babys hat der „Fi 156“ nix am Hut. Das ist wieder eine ganz andere Baustelle. Dennoch gibt es Übereinstimmungen. Beide „Störche“ können 45 Kilometer schnell bzw. langsam fliegen. Und das ist zumindest für ein motorgetriebenes Luftfahrzeug extrem wenig. Davon abgesehen ist die tierische Komponente der technischen aber deutlich überlegen.

Nicht der Helmut!

By the way: Was den Deutschen ihr Klapperstorch, ist den Franzosen der Kohl. Nein, nicht der Helmut. Möglicherweise als Assoziation zum kugelrunden Bauch der Schwangeren wachsen kleine Franzosen nämlich in Kohlköpfen heran. Das mag einiges erklären … Die Schweizer wiederum suchen ihre Nachkommen hinter Steinen und Felsen. In vielen Kulturen gilt der Storch als Glücksbringer, im alten China sah man in ihm ein Sinnbild der Langlebigkeit, und im alten Ägypten symbolisiert er Frömmigkeit. Amen!

Tier und Maschine im Vergleich

„Richtige“ Störche wurden schon in einer Flughöhe von 10.000 Metern gesichtet. Beim motorgetriebenen Nordhessen ist bei einer Dienstgipfelhöhe von 4.600 Metern aber bereits Schluss mit Lustig. Während der stolze, weiße Schreitvogel mit dem charakteristischen roten Schnabel und den roten Beinen bis zu 500 Kilometer nonstop fliegen kann, geht dem Kasselaner in der Regel spätestens nach 377 km die Puste bzw. der Sprit aus. Er muss zum Auftanken landen. Apropos: Dazu braucht der im Original mit einem luftgekühlten V8- Argus As10C Motor ausgerüstete „Donnervogel“ (Startleistung: 240 PS) kaum wenig mehr als eine Handtuch-große Bahn. 20 Meter reichen ihm dazu völlig. Und das macht dem „Fieseler“ auch keine konventionelles Flächenflugzeug der Neuzeit nach. 50 Meter Startstrecke genügen für den Take-Off. Bei entsprechendem Gegenwind kann das Teil sogar in der Luft stehen bzw. rückwärts fliegen, was seine gefiederten Vettern neidisch macht. Manöver, die auch heute, 77 Jahre nach dem Erstflug, Aero-Begeisterte immer wieder in Erstaunen versetzen. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 175 km/ h ist er am anderen Ende der Skala hingegen ein klein wenig schneller als die Mitglieder der ornithologischen Fraktion aus Uckersdorf und anderswo, bei denen die Nadel auf dem Tacho aber immerhin die Hundert erreichen kann. Und mit 14,25 Metern Spannweite ist die Flugmaschine wohl auch etwas größer.

Von 2867 Stück ist nur noch eine Handvoll übrig geblieben

Bei Henning Leuschs Sunset-Motiv handelt es sich um ein Modell aus der Baureihe C-7. Stolzer Besitzer: Dirk Bende, ein echter „Sejerlänner Jong“ aus Hilchenbach, der in Bonn-Hangelar und Königswinter-Sassenberg Luftfahrttechnische Betriebe unterhält und als Motor- und Flugzeugrestaurator einen exzellenten Ruf genießt. Sein „Baby“ sei das authentischste, weltweit noch fliegende Exemplar dieser Kurzstartlegende, sagt der Mann. Er muss es schließlich wissen. Obwohl zwischen 1936 und 1949 insgesamt 2.867 Stück davon produziert worden waren, gibt es nur noch eine Handvoll Originale davon am Himmel. Auch am Fieseler-Geburtsort in Kassel ist eine solche Maschine beheimatet, bei deren Wiederaufrüstung Bende wertvolle Schützenhilfe leistete. Der grüne Spatz, pardon Storch mit der Kennung D-EKLU hing früher mal als Ausstellungsstück unter der Decke des Kulturbahnhofs. Er ist auch für die Betreiber des neuen Prestigeflugplatzes Calden ein Glücksfall. Hin und wieder kommt das auf dem benachbarten alten Airfield stationierte Flugzeug dort zu Rund- und Demonstrationsstarts vorbei und sorgt so auf und über dem umstrittenen, defizitären Gespenster-Flughafen wenigstens für ein paar Flugbewegungen. Man wird, nach allen planerischen Höheflügen, ja bescheiden….

Angstschweiß auf der Stirn des Duce

Um dieses STOL-Flugzeug (STOL = Short Take-Off & Landing), das von den Deutschen im 2.Weltktieg als Verbindungs-, Sanitäts- und Beobachtungsflugzeug eingesetzt worden war, ranken sich viele abenteuerliche Geschichten. Die berühmteste handelt von dem spektakulären Kommandounternehmen am Gran Sasso d'Italia („Unternehmen Eiche“) in den italienischen Abruzzen, wo deutsche Spezialtruppen am 12. September 1943 den dort festgesetzten italienischen Diktator Benito Mussolini befreit hatten. Nur ein (zudem noch) überladener Storch vermochte dieses riskante Manöver zu bewerkstelligen und konnte sich auf dem extrem kurzen und noch abschüssigen Hang quasi auf den letzten zur Verfügung stehenden Zentimetern gerade noch in die Luft quälen. Die selbe Maschine, als Dank des „Duce“ in Folge mit dessen persönlichem Wappen „verziert“, stand übrigens ein paar Monate später für ein paar Tage auf der Breitscheider Hub, wie sich der Historiker Manfred Thielmann noch gut erinnern kann. Breitscheid diente der Deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg als Einsatzflughafen. Hier waren Me 109, Fw 190 und eben auch Fi 156 stationiert.
Unter ähnlich dramatischen und nervenaufreibenden Bedingungen hatten Piloten der Schweizer Luftstreitkräfte 1946 am Gauliggletscher mit ihren „Störchen“ nach fünf Tagen die elf Besatzungsmitglieder einer abgestürzten, amerikanischen Douglas C-53 Skytrooper gerettet, nachdem alle aufwändigen Versuche der Yankees gescheitert waren. Bei den Eidgenossen waren „Störche“ bis 1963 im Einsatz.

Überall mit Heimvorteil

Eine ganz so bewegte Vergangenheit hat das Exemplar von Dirk Bende jetzt nicht. Es war über Belgien und Frankreich in die Hände seines jetzigen Besitzers gelangt und konnte 2008 nach tausenden von Arbeitsstunden, die in die Instandsetzung gesteckt werden mussten, erstmals wieder abheben. Seitdem wird das Flugzeug überwiegend für Foto-und Rundflüge eingesetzt. Mit selbigem gemächlich durch die Gegend zu tuckern, ist schon ein unvergessliches Erlebnis. Die großzügig verglaste Kabine erlaubt eine ausgezeichnete Rundumsicht. Und man/frau hat es ja meist auch nicht eilig… Kontakt: (0 22 44) 90 21 58. Der Pilot ist mit seinem grün-farbenen Schmuckstück auf allen Flugplätzen Deutschlands ein gern gesehener Gast, auch hierzulande. Ob In Breitscheid, Bad Endbach-Bottenhorn, Anspach im Taunus, Marburg, Siegerland oder der Siegener Eisernhardt, die D-EVDB hat überall Heimvorteil.
Ein schönes Video von Manfred Poznanski, das die „Delta-Bravo“ in wunderschönen Air-to-Ait-Einstellungen über Griesheim und Darmstadt sowie auf dem Flugplatz Anspach im Taunus zeigt, ist hier zu sehen:
http://www.clipwings.com/index.php?command=show_vi...

Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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