Noch ist das Kunstwerk nicht vollendet, die Künstler sind noch fleißig bei der Arbeit, mit Farben, Pinsel erzählen sie, was sich eine Meise so eingebildet hatte.
Ich durfte ihnen bei der Arbeit zusehen.
Die Fabel schrieb der bekannte russische Fabeldichter Iwan Krylow,
Die Meise
Zum Meere ließ hernieder sich die Meise,
und prahlte abgeschmackterweise,
daß sie das Meer verbrennen werde.
Rasch flog die Kunde um die Erde.
Die Fische stutzten, schreckerfüllt,
die Vögel fliegen her in Scharen —
aus Wäldern rennt herbei das Wild,
um zu erfahren,
wie denn das Meer und ob es lodernd brennt?
Gelockt durch Famas Ruf, der windesschnellen,
erschienen, sagt man, lüsterne Gesellen
mit Löffeln als die ersten an dem Strand
beim Element!
Sie wollen gleich die Suppe durchprobieren.
Solch eine Brühe konnte wohl im Land
kein Branntweinpächter je servieren
den Herren Sekretären
zu Ehren.
Man drängt sich, alles lauscht gespannt,
lautlos, den Blick aufs Meer gewandt.
Bisweilen nur hört man ein Flüstern:
"Jetzt fängt es an,
es kocht, mich dünkt, ich hör' es knistern."
Allein die Zeit verrann,
und da das Meer nicht kocht und auch nicht brennt,
so hat man lachend sich getrennt.
Das große Gaukelspiel war aus.
Die Meise zog beschämt nach Haus,
nachdem sie Aufsehn zwar geweckt,
jedoch kein Meer in Brand gesteckt.
* * *
Hier wird ein Wort sich noch geziemen —
Anzüglichkeiten bring' ich nicht:
Man leiste doch darauf Verzicht,
mit unvollbrachten Dingen sich zu rühmen.
Iwan Krylow
Wenn das Kunstwerk vollendet ist, werde ich die Künstler noch einmal besuchen, das Meer ist jedenfalls schon im Entstehen.
Toll!
Die Fabeln des Iwan Krylow bieten sich aber auch geradezu an, in Bilder umgesetzt zu werden! :-)
Hab mal gestöbert und auch all die anderen Fabeln aufgespürt:
http://www.fabelnundanderes.at/krilow_deutsch_1.ht...
Danke sehr und
LG Eugen