Exkursion zur Sonderausstellung "energie.wenden" ins Deutsche Museum München

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Die Bürgerinitiativen Donau Lech und befreundete Initiativen aus dem Raum Nürnberg, machten sich am 31.November mit der Bahn auf den Weg nach München. Ziel war das Deutsche Museum, indem es noch bis zum 19. August 2018 die Sonderausstellung "energie.wenden" zu Sehen gibt. Den Energiewendefreunden liegt besonders eine dezentrale Bürgerenergiewende ohne Monsterstromtrassen am Herzen.

Um immer auf dem neuesten Stand zu sein und die Komplexität aus verschiedenen anderen Bereichen wie Landwirtschaft, Elektromobilität und Ressourcen miteinzubeziehen, hatten sie eine Spezialführung mit dem Physiker Alexander Lucas gebucht. Dieser sagte gleich zu Beginn, dass er die ein oder andere Meinung ins Wanken bringen würde.

Als Erstes durfte Raimund, einer der jüngsten Teilnehmer, am Energiefahrrad ausprobieren, wieviel Energie man für das Leuchten einer Lampe aufbringen muß und wieviel mehr man für das Kochen von Wasser benötigt. Damit sollte verdeutlicht werden, dass man zwar im Bereich Beleuchtung durchaus Potentiale hat, aber weitaus Größere im Wäremebereich liegen. So stellte Herr Lucas die Frage, ob es wirklich sein müßte, das man sich täglich duscht, oder ob man nicht genauso sauber wird, wenn man sich stattdessen abwäscht. Auch gab er in diesem Zusammenhang zu bedenken, ob es nicht sinnvoller wäre sein Verhalten zu ändern, anstatt Isolierungen auf Fassaden anzubringen, die ja selbst aus Öl hergestellt werden und als Sondermüll entsorgt werden müssen.

Nach einer kurzen Reise in die Vergangenheit, zu der eine Energiewende von Holz nach Kohle stattgefunden hatte, wurde uns die Frage gestellt, in welcher Zeit die größte Menge Kohle und Öl gefördert worden war. Die Antwort heißt nicht zu Beginn der Industrialisierung, sondern es ist Heute im Jahr 2016. Daraus resultieren natürlich auch die hohen CO2 Emissionen, die für den Anstieg des Weltklimas mitverantwortlich sind. Auch dort gab Herr Lucas uns zu Denken, denn Methan ist 27 x so effizient wie CO2. Durch Tiergase werden mehr Treibhausgase frei als durch den Verkehr. Für 1kg Rindfleisch benötigt man 15 Kilo Weizen, 15000 Liter Wasser und 1 Liter Öl-und die weltweite Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln wächst. Trotz des hohen Energieeinsatzes und der hohen Emissionen werden in Deutschland immer noch ca. 30 Prozent an Lebensmitteln einfach weggeworfen. Im Durchschnitt verursacht jeder Deutsche 10-12 Tonnen CO2 im Jahr. Herr Lucas erzählte uns dann von einer Besuchergruppe aus Peking, die er auch kürzlich durch die Ausstellung geführt hatte. Dort sei es ganz normal, dass man an ca. 80 Tagen im Jahr nicht das Haus verlassen könnte, denn die Luftverschmutzung dort ist wahnsinnig groß. Kinder werden dort per App unterrichtet. Energie korreliert mit dem Reichtum eines Landes! Trotzdem wird in China jede Woche ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb genommen. 

Auch in Sachen Atomenergie gab es viele Denkanstöße. So sind Atomkraftwerke zwar CO2-Klimafreundlich, bedenkt man aber die Auswirkungen eines Atomunfalls oder schaut man sich die Entsorgungspläne der Zukunft an, so sollte man auch dort zum Nachdenken kommen. Im Nordatlantik und in der Asse wurde schon radioaktiver Abfall entsorgt. Wie lange die Lagerbehälter halten, weiß keiner genau. Es gibt Schätzungen zwischen 40-500 Jahre-und was dann? Radioaktiver Müll strahlt 500000 Jahre-das ist bezogen auf ein Menschenleben eine Ewigkeit.

Beim Thema Ressourcen stellte uns Herr Lucas den Bambus vor, der sogar härter als Stahl ist, dem man quasi beim Wachsen zuschauen kann und aus dem man Allerlei bauen kann. Beim Thema Holz kamen wir auf die Wälder in Bulgarien und Rumänien zu Sprechen, die in großem Maßstab immer mehr abgeholzt werden. Dabei sind intakte Wälder so wichtig für das Klima,denn sie halten CO2 im Boden gebunden. Dies gilt auch für die Permafrostgebiete. Inwieweit sich die Klimaerwärmung speziell durch eine Versauerung der Meere auswirkt, sei noch nicht erforscht. Dort leben Algen, die 80 Prozent des weltweiten Sauerstoffs produzieren. Sie bestehen aus einem Kalkgerüst. Wie Säure und Kalk zusammen reagieren, weiß Jeder.

Leider verging die Zeit viel zu schnell, sodass unsere letzte Station das Thema Speicher war. Dazu sagte Herr Lucas: Batterien sind der Schlüssel. Abschließend gab er uns folgende Weisheit mit auf den Weg: Die Lösung ist da-wir werden sie finden!

Für mich stellte sich bei all diesen Betrachtungen immer wieder die Frage: Macht es als Einzelner überhaupt Sinn, soviel seiner eigenen Energie für eine bürgerfreundliche Energiewende zu investieren, wenn es doch an allen Enden und Ecken auf dieser Welt fehlt? Die Antwort darauf habe ich am heutigen Luthertag gefunden. Hätte Luther nicht mutigerweise seine Thesen an die Kirchentüre gehängt, dann hätte es auch wahrscheinlich nie eine Reformation gegeben, die schon 500 Jahre anhält. Man sieht also, dass auch ein Einzelner eine ganze Menge verändern kann. Von dem Physiker Alexander Lucas habe ich gelernt: Als Erstes muss man zum Nachdenken gebracht werden, denn erst wenn man erkennt, dass etwas falsch läuft, ist man auch bereit eine persönliche Veränderung einzugehen. Wir haben die Möglichkeit, das hinzukriegen!

Bürgerreporter:in:

Knippsi Knippsilein aus Ellgau

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