Zauberding Wärmepumpe

Wärmepumpen gibt es seit Jahrzehnten, die Technik ist ausgereift, voll entwickelt, erprobt, sicher und einfach, steckt in jedem Kühlschrank, in jeder Tiefkühltruhe – und wird in der Wohnungsheizung nicht (kaum, nur selten) eingesetzt. Warum?

Wärmepumpe, das Prinzip. Die Wärmepumpe „pumpt“ die Wärmeenergie, gemessen in Grad Celsius, von der Quelle auf das höhere Temperaturniveau des Ziels hinauf; im Kühlschrank von +4 Grad im Innern um rund 18 Grad auf rund 22 Grad Zimmertemperatur; in der Tiefkühltruhe von -18 Grad um rund 40 Grad auf 22 Grad Zimmertemperatur. Zur Wohnungsheizung müsste die Wärmepumpe von rund -20 Grad um rund 42 Grad auf rund 22 Grad Zimmertemperatur die Wärme anheben. Technisch möglich wäre dies, siehe Tiefkühltruhe.
Wärmepumpe, Ersatz von Kohle, Öl, Gas, Holz. Irgendwo in unserem Wohnungsheizungssystem haben wir einen Wärmeproduzenten, heute oft einen Öl- oder Gasbrenner. Dieser Wärmeproduzent soll durch eine Wärmepumpe ersetzt werden; was ist dazu nötig, was kostet das?
• Die Wärmepumpe selbst; Größe wie ein Kühlschrank, in einem Stück gebaut für innen oder außen oder geteilt ein Teil drinnen, ein Teil draußen; Hersteller gibt es viele, Angaben zu Preisen und technische Daten sind kaum zu bekommen. Ich setze, nur um weiter rechnen zu können, einfach einmal 10.000 Euro an.
• Die Wärmepumpe muss eingebaut werden; ein Hersteller gab dafür 2 bis 3 Tage an. Allein schon wegen des Gewichts müssen es mindestens zwei Arbeitskräfte sein. Ich rechne: 3 Tage zu je 8 Arbeitsstunden für 2 Mann mit einem Stundensatz von 50 Euro, macht: (3*8*2*50=) 2.400 Euro.
• Es wird gesagt, die Heizkörper in der Wohnung müssen großflächig sein, am besten Fußbodenheizung; sind die Heizkörper in der Wohnung zu klein, müssen weitere dazu eingebaut werden. Umbaukosten nach oben unbegrenzt.
• Ein Hersteller sagt, die Wärmepumpe müsse/solle jedes Jahr gewartet werden und nennt dafür einen Preis von rund 200 Euro jährlich. (Die Wärmepumpe in meinem Kühlschrank läuft schon zwanzig Jahre – ohne Wartung.) Die jährliche Wartung plus Schornsteinfeger meines Gasbrenners kostet rund den gleichen Betrag.
• Es wird gesagt, eine gute (es gibt also auch schlechte!) Wärmepumpe habe ein Verhältnis von zugeführter elektrischer Energie zu abgegebener Wärme von 1 zu 3. Brauche ich also in meinem Haus 12.000 kWh Heizenergie, dann sind davon 4.000 kWh Strom. Und nun rechne ich: Mein Strom kostet rund 0,28 Euro/kWh; mein Gas kostet rund 0,06 Euro/kWh. Der Strom müsste also um mindestens ein Drittel billiger werden, bevor sich die Wärmepumpe wirtschaftlich rechnet. Selbstverständlich könnte auch der Gaspreis sich um das dreifache erhöhen.
Um die Heizkosten zu senken, wird gesagt, ich solle die Fotovoltaik einsetzen und mein Haus richtig Wärmedämmen.
Fotovoltaik, ein paar Kenndaten. Ein festeingebautes, nach Süden ausgerichtetes Modul, müsste einen optimalen Anstellwinkel gleich dem Breitenkreis haben, das ist für die Mitte von Deutschland 52 Grad; besser wäre eine beweglich, dem Sonnenstand nachgeführte, Aufstellung: morgens und abends, zu Sonnenauf- und -untergang 90 Grad; mittags, zum Sonnenhöchststand, zu Winter- und Sommersonnenwende (52-23,5=) 28,5 Grad bzw. (52+23,5=) 75,5 Grad, der Anstellwinkel muss sich also über die Jahreszeiten zwischen 28,5 und 75,5 Grad täglich anpassen. Die erforderlichen Wechselrichter müssten auch bei Netzausfall korrekt arbeiten (heute schalten sie bei Netzausfall einfach ab). - Zehn Quadratmeter Modulfläche ergeben in der Praxis rund 1 kW installierte Leistung, an einem Sonnen-Sommertag ergibt das rund 6 kWh, im Winter kaum ein Drittel davon.
Ich rechne: Wärmeabgabe der Wärmepumpe: 10 kWh; Stromverbrauch dafür: 3,3 kWh; an einem Wintertag: 24 Stunden Dauerbetrieb; Tagesstromverbrauch also (3,3*24=) 79,2 kWh. Dem stehen 2 kWh aus 10 qm Solarmodul gegenüber; es würde für den Betrieb der Wärmepumpe mithin eine Solarmodulfläche von 400 qm erforderlich sein.
Der Einbau von Fotovoltaik auf jedem Dach ist zwar unabhängig von der Wärmepumpe richtig, aber als Kostensenker beim Wärmepumpenbetrieb völlig übertrieben.
Wärmedämmung. Wärmedämmung ist völlig unabhängig von jeder Wärmepumpe immer richtig.
Ergebnis. Es hat schon seinen guten Grund, warum die Wärmepumpe bisher als Heizelement so selten eingesetzt wird. Das könnte sich ändern, wenn einerseits der Strompreis um mehr als ein Drittel fällt, oder andererseits der Gaspreis sich auf das Vierfache erhöht, oder, noch besser, beides geschieht.
10.04.2022
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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