Wer den Pfennig nicht ehrt … Zur möglichen Abschaffung der Cent-Münzen

… ist des Talers nicht wert. Nun, Taler haben wir schon lange nicht mehr und auch der Pfennig ist Vergangenheit. Soll jetzt die Cent-Münze verschwinden?
Geldscheine zu produzieren ist die Sache und das Monopol der Notenbank, bei uns früher die Bundesbank, jetzt die EZB (Europäische Zentralbank). Die Münzen zu prägen ist hingegen Sache der Staaten. Normalerweise liegen die Material- und Prägekosten deutlich unter dem aufgeprägten Nennwert – die Münzproduktion bringt also Gewinn, der bei uns in den Bundeshaushalt fließt. Wenn nun aber die Produktionskosten über den Nennwert steigen, dann bringt die Münzproduktion Verluste – und das möchte der Staat gern vermeiden. Noch schlimmer wird es, wenn der reine Materialwert einer Münze über deren Nennwert steigt, denn dann werden diese so teuer neu geprägten Münzen gesammelt, eingeschmolzen und als Altmetall verkauft. Aber der Prägegewinn (früher das Münzregal) macht auch begehrlich. So wird bereits vorgeschlagen, der Staat möge doch Münzen mit den Nennwerten einer Million oder besser noch einer Milliarde prägen und so seine Schulden abbauen.
Nun wird spekuliert, dass bei Abschaffung der 1-Cent oder vielleicht sogar der 2-Cent-Münzen alle Händler ihre Preise ändern müssten. Das ist aber, wie uns die Tankstellen zeigen, keineswegs nötig. Obwohl deren Preis stets auf 0,9 Cent genau angegeben wird, hat noch niemand ein 0,9-Cent-Stück gesehen: Gerechnet wird zwar (nicht nur an den Tankstellen) mit Bruchteilen eines Cent, abgerechnet aber wird gerundet an der Kasse. Das könnte auch allgemein so gemacht werden, mögen die Einzelpreise sein, wie sie wollen, an der Kasse wird dann einfach auf den kleinsten Münzwert abgerundet – und wenn der Händler stets abrundet, wird sich auch kein Kunde deshalb beschweren.
In Finnland wurden die kleinen Cent-Münzen erst gar nicht eingeführt und aus Belgien und den Niederlanden wird berichtet, dass sie dort inzwischen praktisch abgeschafft sind, werden jedoch noch geduldet und angenommen.
Da die Bargeldverwaltung in jedem Unternehmen Kosten verursacht, könnte der Verzicht auf einen oder zwei Münzwerte durch Kostenersparnis die Cent-Geschenke an der Kasse sogar überwiegen und damit für das Unternehmen sogar rentabel sein. Übrigens: Wir brauchen nicht auf die EU-Entscheidung zu warten – wenn wir wollen, könnten wir es auch jetzt schon einfach tun. Wie wäre es denn mit dem neuen Werbebanner: Bei uns werden alle Rechnungen abgerundet?
Und noch etwas: Der Steuerverwaltung und der Polizei ist schon heute jedes Bargeldgeschäft wegen der möglichen Steuerhinterziehung und Verschleierung von Zahlungen verdächtig. Da käme doch die Abschaffung einer Münzart mit so unverdächtiger Begründung der Kostenersparnis als Einstieg gerade recht. Nun, ich liebe Bargeld – genau deswegen!

30.05.2013
Hermann Müller
Bentierode
Bentieröder Bruch 8
D-37574 Einbeck

Bürgerreporter:in:

Hermann Müller aus Einbeck

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