Im Sudan "Auf den Spuren der Lepsius-Expedition von 1844"

Titelblatt des Lichtbildervortrags
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Im Zuge der Lepsius-Vortragsreihe zeigte Helmar Heyken, Sudanarchäologische Gesellschaft Hamburg, am 29.1.2010 eine Lichtbilderserie von seiner 2.Sudanreise 2010. Sie folgte den Spuren der Lepsius-Expedition 1844 vom Nordsudan bis zum Blauen Nil.
Die 80 Sitzplätze im Nietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg waren restlos besetzt. Nach der Eröffnung durch Dr.Wagner traf der Vortrag bei den Besuchern auf großes Interesse.

Der am 23.12.1810 in Naumburg geborene Karl Richard Lepsius studierte u.a. Geschichte und vergleichende Sprachwissenschaften in Berlin. Das befähigte ihn zur vollständigen Entzifferung der Hieroglyphen im Jahre 1837 in Paris, ein hervorragendes Verdienst des Wissenschaftlers.

1842 erfolgte die Berufung als außerordentlicher Professor nach Berlin. König Friedrich Wilhelm IV. übertrug Lepsius die Leitung der ausgesandten Expedition von 1842 bis 1846 nach Ägypten und Äthiopien. Dort konnte er bedeutsame historische und archäologische Fakten zusammentragen. Die Resultate stellte Lepsius in seinem Hauptwerk "Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien" (1849-59) zusammen. Die Abbildungen sind noch bis heute von hohem wissenschaftlichen Wert.
Der ägyptische Machthaber Mehmed Ali unterstützte die Expedition und unterzeichnete eine Erlaubnis, Expeditionsfunde nach Deutschland auszuführen. Sie sind bis heute im Ägyptischen Museum in Berlin und in München zu sehen.

Heyken`s Fotos von 2010 im Sudan verdeutlichten beim Vergleich mit den alten Lithografien den Wandel zum trockeneren Klima hin. Manche Lehmziegelbauten verfielen nur sehr langsam. Reliefs widerum wurden durch sandhaltige Winde abgeschmirgelt und konnten nur noch auf den alten Zeichnungen oder manchem Abklatsch bestaunt werden. Damit machten sich weitere Naumburger Expeditionsmitglieder verdient. Als Zeichner und Maler waren es die Gebrüder Weidenbach und Karl Franke als Gipsformer.

Der Sudan (früher Äthiopien) mit seinen ca. 40 Mill. Einwohnern ist flächenmäßig das größte Land Afrikas, siebenmal größer als Deutschland. In der Nordhälfte herrscht Wüstenklima, die Südhälfte ist fruchtbar. Wer in den Sudan reisen möchte, sollte das auf ein etwa deutschlandgroßes Gebiet ganz im Norden Nubiens begrenzen. Dort, so berichtet H. Heyken, trifft man auf freundliche und friedfertige Menschen in sauberen Dörfern. Je südlicher man kommt, desto aktueller sind politische Streitereien.
Etwa 200 Völkergruppen sprechen 100 Sprachen im Sudan. Im Norden können sich Reisende am besten mit Arabisch verständigen, im Süden wird vorwiegend englisch gesprochen.

Die historischen Ausgrabungsstätten befinden sich meistens nahe der 6 Nilkatarakte, entstanden durch Flußbettverengungen, Wasserfälle und Stromschnellen. Sie beginnen im Norden bei Assuan
(heute vom Stausee überflutet) und enden bei Khartum (Zusammenfluß des Weißen und Blauen Nil).
Am 3.Katarakt lag das 1000 jährige Reich von Kerma (2500-1500 v.Chr.) mit einer hoch entwickelten nubischen Kultur. Besondere Merkmale dafür sind die Töpferkunst mit hauchzarter Keramik, und die 3000 Jahre alten Deffufas (antike Tempelbauten aus Lehmziegeln). Sie sind Ausdruck einer eigenen afrikanischen Kultur und kaum jünger als die Pyramiden von Gizeh.
Schweizer haben nun auf die Grundmauern der ausgegrabenen Stadt Kerma niedrige Lehmziegelaufbauten gesetzt. Dadurch wurden die Ausmaße der Gebäude besser sichtbar, gleichzeitig die alten Mauern darunter geschützt. Man entdeckte Grundrisse typisch afrikanischer Rundbauten. Am Friedhof wurden tausende Skelette von Rinderschädeln als Zeugen von Opfergaben gefunden.
Staudammpläne bedrohen akut die alten Denkmäler von Kerma.
Am 4.Katarakt ist bereits ein solches Bauwerk entstanden.

Das religiöse Zentrum Nubiens ist der Heilige BergGebel Barkal. An einer Seite befindet sich eine spitze nadelartige Bergformation. Sie wird als Heilige Schlange verehrt. Der im Berginneren erbaute Gebel Barkal-Tempel ist die Heimstatt des widderköpfigen Gottes Amun, verkörpert als monumentale Statue.
Die Widder wurden schon 1000 Jahre früher, am heute noch sehr gut erhaltenen, schönsten ägyptischen Tempel des Sudans, dem Tempel von Soleb (1500 v.Chr.), erstmals aufgestellt. Man verbrachte die 40 Tonnen schweren Kolosse zum Gebel Barkal-Tempel.
Ein Widdertransport war für Lepsius ebenfalls eine logistische Herausforderung und wurde auf der Zeichnung Auszug der Widder festgehalten.

In der 25.Dynastie (712 - 664 v.Chr.) verloren die Ägypter ihre Macht an die Nubier. Sie und die Kuschiten entfalteten eine rege Bautätigkeit. Es entstanden Kolossalstatuen, Pyramiden und Tempelanlagen, u.a. die Säulenhallen im Tempel von Karnak.

400 v.Chr. - 400 n.Chr. währte die 800 jährige Meroitische Kultur, eine Mischkultur aus Indien, Afrika, Griechenland und dem Römischen Reich. Das Zentrum bildete die Hauptstadt Meroe.
Im Reich der Kusch wurde das größte Pyramidenfeld der Antike erbaut (als UNESCO - Weltkulturerbe beantragt). Die etwa 900 Pyramiden dienten als Grabstätten für Könige und höhere Beamte .
Der Zweck des imposanten TempelgeländesMusawwarat-es-Sufra mit seltenen Elefantendarstellungen blieb bis heute rätselhaft.

Der Blauen Nil im Süden war bei Lepsius noch von Dschungel umgeben, Heyken fand nur ausgedehnte landwirtschaftliche Monokulturen vor.
Aber er konnte vom Umdenken der Sudanesen berichten. Ein neues Bewußtsein für ihre antike Kultur entwickelt sich, die nicht erst mit Mehmed Ali begann, sondern viel früher. Die Sudanesen sehen ihre - die äthiopische Kultur - als die älteste Kultur der Menschheit an.
Der antike Sudan gilt als Brücke zwischen den Kulturen der Mittelmeerwelt und dem schwarzen Kontinent.

Bürgerreporter:in:

Annemarie Dr. Mrosk aus Eckartsberga

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