Seid Inter-Nett!

Meine Meinung über Flüchtlinge kennt Ihr alle. Ich habe sie schon oft genug in anderen Beiträgen geäußert. Ich bin der Meinung, dass jedem geholfen muss, der in Not ist. Auch waren meine Eltern selbst Flüchtlinge; die Familie meines Vaters kam aus Ostpreußen und die meiner Mutter aus der DDR, sie waren also Zonenflüchtlinge, wie man damals sagte. Und wenn jetzt jemand sagt: Aber das waren doch Deutsche! Stimmt, aber erstens fragt Hilfe nicht nach Nationalität, und zweitens waren sie mancherorts genauso wenig willkommen wie die heutigen Flüchtlinge. Ein Freund meiner Tante Erika beendete damals ihre Beziehung mit der Begründung, er könne sie niemals heiraten, denn seine Mutter wollte keine Flüchtlinge in der Familie. Deutschland um 1950.
Selbstverständlich akzeptiere ich auch andere Meinung, wenn beispielsweise jemand der Meinung ist, für Flüchtlinge würde schon genug getan und sich lieber um Obdachlose, alte Menschen oder misshandelte Tiere kümmert. Oder Zweifel an Merkels Asylpolitik und ihrem Deal mit Erdogan äußert.
Jeder sollte seine Meinung frei äußern dürfen, in welchem Forum auch immer.
Aber Meinungsfreiheit hat Grenzen. Was nicht sein darf, sind Beleidigungen. Bitte haltet Euch vor Augen, dass auch im Internet ein Mensch, dessen Gefühle verletzt werden können, am anderen Ende sitzt. Daher äußert Euch bitte nur so, wie Ihr es auch tun würdet, wenn Euch dieser Mensch direkt gegenüber stünde. Und ja, auch manche der Flüchtlinge verstehen mittlerweile genug Deutsch, um mitzubekommen, was hier so über sie geschrieben wird.
Das muss einmal gesagt werden, denn man muss leider feststellen, dass der Ton zwischen den einzelnen Lagern in den sozialen Netzwerden und Blog aggressiver geworden ist.
Etwas finde ich jedoch noch schlimmer als Beleidigungen, und zwar, wenn manche gezielt Rufmord gegenüber Gruppen und Organisationen, aber auch Einzelpersonen betreiben und damit gute Aktionen zunichte machen – oder es zumindest versuchen. Hierzu stochern sie so lange in der Vergangenheit der betreffenden Personen, bis sie etwas finden, womit sich rufschädigungswirksam das Internet tapezieren lässt. Finden sie nichts Entsprechendes, wird einfach der Fantasie freien Lauf gelassen und irgend etwas erfunden.
Deshalb, liebe Leser, glauben Sie nicht alles, was Sie im Internet lesen. Besondere Vorsicht ist bei anonymisierten Blogs und Seiten angebracht, denn hier lassen die Täter oft alle Regeln des guten Anstands fallen. Fragen Sie sich, was dahinter stecken könnte. Und überlegen Sie, was Sie im realen Leben tun würden, wenn solche Gerüchte aufkämen. Gut, ich weiß nicht, was Sie tun, aber ich würde die betreffende Person, über die diese Gerüchte verbreitet werden, darauf ansprechen und mir danach ein eigenes Urteil bilden. Auch, wenn das nicht möglich ist, weil ich denjenigen nicht kenne, und auch keinen, der mit ihm Kontakt hat, wäre ich auf jeden Fall skeptisch.
Oft ist es ganz einfach, solche Stories auf ihren Wahrheitsgehalt zu analysieren. Nehmen wir hierzu ein Beispiel ( das sich in leicht abgewandelter Form wirklich zugetragen hat ): Jemand stellt die Behauptung auf, ein ehrenamtlicher Flüchtlingskinderbetreuer sei ein Junkie und nennt hierbei nicht nur seinen vollständigen Namen und den der Organisation, für die er tätig ist, sondern auch seine vollständige Anschrift und seinen beruflichen Werdegang. Spätestens bei der Nennung so vieler persönlicher Details sollten alle Alarmglocken schrillen. Würde jemand, dem es wirklich um das Kindeswohl geht, diese Daten veröffentlichen? Sicher nicht, denn es nützt niemand, sondern richtet nur Schaden an, und zwar bei allen Betroffenen. Hätte ich tatsächlich einen Verdacht, dass ein Kinderbetreuuer suchtkrank ist ( egal ob Alkohol, Drogen oder Medikamente ), würde ich unter vier Augen Kontakt zu der betreffenden Organisation aufnehmen und mich darauf verlassen, dass diese eine Regelung findet, die zu aller Besten ist. Auf jeden Fall würde ich darauf achten, dass nichts davon nach außen dringt, was anderen schaden könnte.
Auch liegt bei Nennung so vieler persönlicher Details der Verdacht nahe, dass der Verfasser nicht nur irgend jemand schaden will, sondern die komplette Geschichte frei erfunden ist. Daher ist meine Empfehlung, wenn irgend möglich, Kontakt mit der betreffenden Person aufzunehmen und sie dazu zu befragen. Dann hat man zumindest zwei Versionen und kann sich ein eigenes Urteil bilden. Wir können doch alle denken, oder?

Bürgerreporter:in:

Astrid Günther aus Duisburg

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