Kolumne: Papst Ferrus

Papst Gregor V wurde vermutlich im Jahre 972 als Bruno von Kärnten in Stainach im Ennstal geboren - das lag damals im Ostfrankenreich. Er stammte aus dem Geschlecht der Salier und wurde auf Betreiben von Kaiser Otto III zum Papst gewählt. Aufgrund seiner Herkunft wird er als erster Deutscher auf dem Papststuhl angesehen. Gregor starb am 18. Februar 999 vermutlich an der Malaria. Es gilt als unwahrscheinlich, daß er vergiftet wurde.

Kennen Sie schon Papst Gregor V, Exzellenz?

Nein, wieso Herr Kardinal?

Er ist der erste Deutsche auf dem Stuhl Petri.

Ja, und?

Das erweckt Gelüste.

So, welche denn?

Der Vatikan ist doch eine absolute Wahlmonarchie. Der der gegenwärtige Amtsinhaber ist schon sehr alt und bettlägerig...

Ja, und? Wir befinden uns hier mitten im Kulturkampf. Wir müssen uns nicht nur gegen die verflixten Muselmanen erwehren, sondern auch gegen Mitgliederschwund, pädophil-schwule Pfarrer, wildgewordene Emanzen und üble Protestanten.

Genau das ist auch mein Ansatz. Wir machen den Vatikan zu einer Wahlmonarchie, die nur unsere überzähligen Kardinäle und Bischöfe ins Amt hebt...

                                                                                         .... so wie diesen üblen Frauenversteher Müller - von Holsbach aus Herrenhut. Der will doch tatsächlich heiraten und im Amt bleiben!....

                             ... genau so jemanden. Ist er erst einmal Papst, haben wir ihn besser unter Kontrolle.

Gute Idee. So machen wir das.

(Die Vatikanische Stimme, wenige Wochen später)

Papst Lucullus ist heim zum himmlischen Vater gegangen. Die römisch-katholische Kirche ist gespannt, wer zum Nachfolger bestimmt wird - das Wahlkollegium ist jedenfalls schon einbefuen. Selbst Wahlmänner aus Ostasien, Ozeanien, Afrika und dem südlichen Südamerika sind auf dem Wege in den Vatikan - es wird eine bunte und farbenfrohe Veranstaltung werden.

(Der römische Bote, 1 Woche später)

Habeamus papam! Wir haben einen neuen (h)eiligen Vater! Doch nicht einer der favorisierten Glaubensbrüder aus der südlichen Welthalbkugel konnte das Rennen für sich entscheiden. Nein: Es war der krasse Außenseiter Hans-Adolf Müller - von Holsbach aus dem ostdeutschen Herrenhut. Er ist das neue Staatsoberhaupt der Vatikanstadt. "Ferrus", so sein Name.

"Der Stählerne"? "Der Eiserne"? Das kommt uns doch aus unseliegen extremkommunistischen osteuropäischen Zeiten bekannt vor, nicht wahr? "Ich bin schon überzeugter Christ und glühender Katholik," hält Ferrus dagegen. "Wir müssen uns aber wieder unseren Grundwerten zuwenden!"

Und was heißt das denn nun genau? "Wahre Liebe gibt es nur unter Männern. Ich habe das Zölibat dahingehend auf, daß Männer untereinander heiraten dürfen!" Hä? Das wäre doch erlaubte Homosexualität. "Nein, mitnichten. Das ist ein Steuersparmodell für die Schweizer Garde. Sie organisiert den Wehrdienst für alle gleichgeschlechtlich Liebenden aus der Schweiz, Liechtenstein, Westösterreich und Süddeutschland. Sie sollen Zeigen, daß wir MÄnner echte Kerle sind und uns verteidigen können. Haben Sie schon einmal von der Pornokratie im Vatikan des 10. Jahrhunderts gehört? Nein? Bildungslücke - damals ging es unzüchtig zu. Kurtisanen hatten im Hintergrund das Sagen!"

Ein weiterer Ansatzpunkt des neuen Papstes: die christliche Raumfahrt. "Es gibt immer wieder Gerüchte, Außerirdische hätten bei der Geburt Jesu´ eine bedeutende Rolle gespielt. Maria, die Muttter Gottes, hat erwiesenermaßen eine Jungfrauengeburt hingelegt! Jesus war kein Borg, Echsenwesen, Wechselbalg, Werwolf, Chamäolonit oder sonst etwas Widernatürliches. Ich habe keine Ahnung, ob es außerirdisches Leben gibt - auf der Erde war es damals jedenfalls nicht bekannt."

Und was ist mit der Himmelfahrt Jesu an Christi Himmelfahrt? "Das ist einer jener Feiertage, die man nicht zu erklären braucht. Natürlich ist Jesus nicht scheintot gewesen, als er gekreuzigt wurde, sondern wirklich gestorben. Unsere christlichen Archäologen werden seine Gebeine schon noch finden."

Nach den Worten von Ferrus wurde von den Kryptoarchäologen schon ein kleiner Achtungserfolg erzielt. "Jesus hatte ja bekanntlich Familie, nachgewiesenermaßen 1 Frau und 5 Kinder - waas für damalige Verhältnisse sehr wenig war. Es gibt heute noch eine kleine Gruppe Menschen, die direkt von Jesus abstammen. Wir konnten in ihnen Atome und Moleküle nachweisen, die aus der Zeit Jesu stammen. Ob des wohl als indirekter Beweis ausreicht?"

Nein, mitnichten! Was ist denn un wirklich mit der Himmelfahrt Jesu? Ist das Spiritismus? Okkultismus? In diesem Augenblick müssen einige zufällig anwesende Fürstkardinäle Ferrus handgreiflich daovn abhalten, sich wutschnaubend, schäumend und geifernd auf den Fragesteller zu werfen und zu schlagen.

Das interview wird daraufhin abgebrochen.

Bürgerreporter:in:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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