Eine Traumzeit in Duisburg

1. Juli 2011
Landschaftspark Duisburg-Nord, 47137 Duisburg
Esperanza Spalding in action
5Bilder

Heavy metal goes iron & steel. Diesen Eindruck könnte man bei der diesjährigen Traumzeit in Duisburg haben. Sie findet vom 1. - 3. Juli im Landschaftspark Nord statt. Das Motto lautet "Festival am Hochofen".

"Früher wurden Erze aus aller Welt in das Hüttenwerk Meiderich geliefert, um hochwertiges Roheisen zu erschmelzen. Nach der Stilllegung der Hütte entwickelte sich das Industriegelände zum Landschaftspark-Nord. Bei der TRAUMZEIT vom 1. – 3. Juli 2011 kommen musikalische „Rohstoffe“ aus aller Welt auf das Gelände um miteinander zu reagieren und eine eigene Glut zu entfachen. Um dieses in seiner stilistischen Breite und Offenheit einmalige Festival auf die Beine zu stellen, sind die Veranstalter der Duisburg
Marketing GmbH und der Stadt Duisburg eine starke Partnerschaft mit der RWE
Deutschland AG, der Sparkasse Duisburg und dem Kultursender WDR 3 eingegangen," berichtet der Internetauftritt.

"Ein einmaliges Ereignis ist das kurzfristig möglich gewordene Aufeinandertreffen des Techno-Urgesteins Alec Empire, bekannt auch durch seine vom Punk beeinflusste Techno-Band Atari Teenage Riot, und Patrick Wolf (3. Juli). Der exzentrisch wirkende Patrick Wolf, ein Komponist, Multiinstrumentalist und Sänger mit Bezügen sowohl zur Klassik als auch zur Elektronik, spielt in diesem einzigartigen Projekt seine eigenwillige Musik mit Bratsche und Flügel. Ein weiterer Höhepunkt nicht nur für Electronica-Fans dürfte der von der RWE Deutschland AG präsentierte Auftritt von Caribou (1. Juli) alias Dan Snaith werden. Der Kanadier und seine Band werden mit experimenteller Elektronik, melodischer Soundforschung und groovenden Klängen das Festival zum Tanzen bringen.

Zwischen Elektronik-Live-Act und Percussion-Show bewegen sich das Schweizer Duo Bubble Beatz (1. Juli). Treibende Beats und tanzbare Club-Sounds mit zwei ausgebildeten Drummern. Laut und bildgewaltig ist die Musik von Mogwai (1. Juli). Die schottischen Postrocker schichten Klangebenen zu Gitarrengewittern und bizarren Soundgemälden, die durchbrochen werden von beinahe verträumten Melodien. Durchaus bildhaft klingen auch die epischen Songs von Ólafur Arnalds (1. Juli), dessen fragile Musik zwischen Klassik
und Indie voller Emotionen steckt. Die Band mit dem komplexen Namen Mike Stern Band with special guest Didier Lockwood featuring Dave Weckl & Tom Kennedy (1. Juli) stellt mit dem Gitarristen Mike Stern und dem Geiger Didier Lockwood zwei Musiker in den Mittelpunkt, deren Karriere im
Spannungsfeld von Jazz und Rock begann. Jazzige Elemente verarbeitet auch Bohren & der Club of Gore (2. Juli) zu einem getragenen Sound, den manche als Spagat zwischen Slayer und Sade bezeichnen, wahlweise auch der Soundtrack zum nächsten David-Lynch-Film.

Ein wesentlich höheres Tempo legen die von der Siemens AG präsentierten Weakerthans vor. Die kanadische Indie-Band schreibt knackige Songs mit der Griffigkeit von Pop und der Verspieltheit von Country. Ein Fest für alle, die ihre Portion Jazz mit einer starken Dosis Funk und Fusion mögen, wird das von der Sparkasse Duisburg präsentierte Konzert von Randy Brecker / Bill Evans
Soulbop featuring Medeski, Martin & Wood. Zwei Altmeister des Fusion Jazz stehen auf der Bühne mit drei Spezialisten für alles, was groovt. Wesentlich leisere Töne schlägt die von der RWE Deutschland AG präsentierte Esperanza Spalding an. Die als Bassistin, Sängerin und Komponistin überzeugende Amerikanerin ist ein Shooting Star nicht nur der Jazz-Szene. Die soeben mit dem Grammy „Best New Artist“ ausgezeichnete Musikerin verbindet in ihrer Chamber Music Society die Spontaneität eines Jazz-Trios mit mal samtigen, mal kantigen Streichearrangements," stellt der Internetauftritt die beteiligten Musiker vor.

Myanmar hieß früher Birma. Das abgeschottete südostasiatische Land ist in diesem Jahr ein Schwerpunkt-Thema der Traumzeit.

"Im Jahre 2011 war Tim Isfort, der künstlerische Leiter der TRAUMZEIT erstmals zu Konzerten und Workshops in Myanmar, hierzulande besser bekannt als Birma oder Burma. Dabei lernte er die Musik und wichtige Musiker des Landes kennen. Weitere Reisen bestärkten ihn, für diese einzigartige Musikkultur Brücken nach Europa zu schlagen. TRAUMZEIT ist damit das erste Festival in Europa, das verschiedene Aspekte der Musik des südostasiatischen Vielvölkerstaates vorstellt.

In der Musik aus Myanmar fallen exakt gestimmte Perkussionsinstrumente wie der Trommelkreis pat waing auf. Auf seinen 21 Trommeln lassen sich wunderbar Melodien spielen. Auch das Gongspiel maung zaing ist chromatisch gestimmt. Nationalinstrument Myanmars ist die 16-saitige Bogenharfe saung kauk. Erstaunlich an der Musik aus Myanmar sind ihr Drive und die Gleichzeitigkeit von Exotik und Vertrautheit, Perkussion und Melodie.

An traditioneller Musik aus Myanmar ist neben einem Harfenkonzert mit dem Virtuosen Kyaw Myo Naing (3. Juli) ein hsaing waing-Ensemble (1. Juli), das u.a. aus Trommelkreis, Gongspiel und der Oboe Myanmars hne besteht, zu hören. Wie westliche Instrumente mit ganz eigenen Spieltechniken in die Musik des Landes integriert werden zeigt die Gruppe Myanmar Hmu Gitameit (2. Juli) mit Slide-Gitarre, Piano und Gesang. Eine unmittelbare Begegnung zwischen Musikern aus Myanmar, Italien, Frankreich und Deutschland ist das Projekt Myanmar meets Europe (3. Juli), das nach mehreren Probentagen ein Abschlusskonzert geben wird. Ergänzt werden die Konzerte durch einen
Workshop, Filme, einen Vortrag und eine birmanische Party pwe mit Session (2. Juli).

Das Traumzeit-Spezial Myanmar wird u.a. gefördert durch das Goethe Institut, das NRW Kultursekretariat, die Deutsche Botschaft in Myanmar, die Heinrich-Böll-Stiftung und den WDR," berichtet die Pressemitteilung.

Soweit zur Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus? Ich habe mir die Eröffnung gestern abend angeschaut. Yaron Herman aus Israel eröffnet das Musikfestival mit einem Klavier-Konzert. Es ist experimente Solomusik, die ein Kunstbanause leicht als "Geklimper" abtun würde. Seine affektierte, bemüht verkrampfte Körperhaltung wirkt bei diesem Auftritt unpassend. Das Auftaktkonzert findet in der Gießhalle statt.

Von da aus geht es für mich weiter zur Mike Stern Band in die Kraftzentrale. Die Musiker bieten Jazzrock; man muß aber schon Fachsein, um den Jazzanteil herauszuhören. Teilweise laut und rockig, teilweise leise und melodiös ist die Musik. Wer keine Angst davor hat, frühzeitig zu ertauben, bekommt hier bestimmt gute Musik zu hören.

Caribou ist einfach nur laut, elektronisch und gut besucht.

Da die Veranstaltung bus-und-bahntechnisch nur bedingt gut angeschlossen ist, verlasse ich die Veranstaltung so gegen 22.30 Uhr, ohne daß sie zu Ende wäre.

Die Fotos, die ich hier benutze, stammen vom Veranstalter.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.