Ein Katzenleben

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Ja, miau erstmal,
mein Name ist Franzi und ich lebe mit meiner Mitbewohnerin Kira und meinen Dosenöffnern Astrid und Andreas in Duisburg-Neudorf.
Heute will ich mal ein bißchen was aus meinem Leben, welches natürlich auch das meiner Zweibeiner mit einschließt, berichten. Was das Honorar angeht: Ich liebe alle Katzenfuttersorten mit Fisch; also wenn Ihr ein bißchen was davon in die Gneisenaustr. 252 in Duisburg-Neudorf schicken könntet? Wenn ich meinen großzügigen Tag habe, gebe ich Kira auch was ab. Versprochen! Miau!!
In meinem ersten Lebensjahr bin ich ständig umgezogen. Erst war ich bei einer Familie, die außer mir noch einen Hund hatte. Außerdem wuselten da zwei kleine Kinder ständig durch die Gegend. Ne, ne, das war nichts für mich. Ich begann, mein Geschäft in das Bett des kleinen Jungen zu verrichten, zum Zeichen, daß ich da weg wollte. Ich hatte mir bewußt ihn ausgesucht, weil er mich immer ärgerte. Das Mädchen war nett, und bei ihr wäre ich auch geblieben, wenn die anderen Störfaktoren nicht gewesen wären.
Dann kam ich zu einer allein lebenden Frau, und in der ersten Zeit fühlte ich mich auch sehr wohl. Dann machte sie den Fehler, sich noch zwei Kater anzuschaffen, angeblich zu meiner Gesellschaft. Statt dessen spielten die beiden ständig miteinander und ich fühlte mich ausgeschlossen.
So einigten wir uns, daß sie ein neues Zuhause für mich suchte. Zufällig war die alte Katze einer Freundin meines Frauchen gerade gestorben, und sie erklärte sich bereit, mich aufzunehmen. Aber wie fremd roch das alles! Und zum Teil auch noch nach der alten Katze. Ich verkroch mich erstmal hinter die Heizung, ein Platz, der mir einigermaßen sicher schien. Meine neuen Menschen brachten mir auch mein Futter dorthin.
Nach ein paar Tagen stellte ich fest, daß sie ja eigentlich doch ganz nett waren, und konnte fortan nicht genug bekommen von Spiel- und Streicheleinheiten. Tagsüber gingen meine Dosenöffner weg, aber sobald sie nach Hause kamen, forderte ich sie ständig zum Spielen auf. Da ich aber tagsüber allein war, kam wieder das Thema eines Spielkameraden auf. Warum sie nicht einfach zu Hause bleiben konnten, verstand ich nicht. Es hat irgendwas mit dem Katzenfutter und der Miete zu tun.
Und so zog Kira ein, eine schwarze Handvoll Katze. Nachdem ich ihr Bescheid gegeben hatte, daß ich die älteren Rechte besitze und sie sich daran zu halten hat, verstehen wir uns recht gut. Jede von uns hat ihre bevorzugten Schlaf- und Kuschelplätze.
Nach einem dreiviertel Jahr verschwand mein Frauchen morgens mit Kira und als sie zurückkamen, rochen sie merkwürdig nach Arznei. „Sie ist kastriert worden“, erklärte meine Dosenöffnerin, „Du hast das Ganze schon vor einem Jahr hinter Dich gebracht.“ Sie erklärte, die Kastration sei notwendig, damit es nicht unerwünschten Katzennachwuchs gäbe, und auch wenn Kira und ich reine Wohnungskatzen seien, könnte es ja immer mal einen dummen Zufall geben, durch den wir unbemerkt ins Freie gelängen. Die Laternenpfähle seien voll mit Suchmeldungen nach vermissten Katzen. Es gäbe bereits zahllose streunende Katzen, die halbverhungert und krank auf den Straßen vor sich hin vegetieren, und man muß das Elénd ja nicht weiter vergrößern.
Wir fühlen uns recht wohl. Wenn Astrid und Andreas zu Hause sind, kuscheln wir uns gern auf ihren Schoß und lassen uns streicheln. Tagsüber beschäftigen wir uns mit Schlafen, uns gegenseitig durch die Wohnung jagen, durchs Fenster die Straße beobachten oder, wenn es warm genug ist, auch vom Balkon aus den Garten. Zweimal haben wir es schon geschafft, einen Vogel zu fangen, der dumm genug war, sich auf das Katzennetz zu setzen. Gern unterhalten wir uns auch mit den beiden Katern unter uns von Balkon zu Balkon. Eigentlich könnten sie uns ja mal auf eine Schale Katzenmilch und ein paar Knabberstangen einladen...
Ach ja, da wir gerade vom Essen sprechen: Etwas muß ich ja doch noch kritieren. Das Essen und die Getränke unserer Zweibeiner riechen meistens viel leckerer als unseres. Sie sagen aber, das sei nichts für uns. Als ich mal etwas Fleisch probiert habe und mich danach übergeben mußte, sah ich ein, daß sie wohl recht haben. Auch die Getränke riechen nicht so langweilig wie unser Wasser, sondern eher fruchtig oder süsslich. Sie nennen sie Cola, Limo oder Fruchtsaft. Morgens gibt es ein anderes Getränk, das wegen des enthaltenden Koffeins angeblich munter machen soll. Wahrscheinlich brauchen Menschen so was. Kira und ich schaffen das auch so. Manchmal nehmen sie, besonders am Wochenende, noch ein anderes Getränk zu sich, welches laut ihrer Erzählung an Reben wächst und von dem man nicht zu viel trinken sollte. Warum, habe ich nicht genau kapiert. Es hing irgendwie mit Gesundheit und Suchtmitteln, von denen man nicht abhängig werden sollte, zusammen. Es gäbe Dinge, die seien in Maßen ein Genuß, in Massen aber schädlich. Ich müsse mir das so ähnlich vorstellen wie mit meinen Knabberstängchen. Auch da sei es schließlich so, daß ich ruhig ab und zu mal eines haben dürfte, aber wenn ich mich ausschließlich davon ernährte, sei das schlecht für mich.
Manchmal gehen unsere Dosenöffner auch außerhalb ihrer Bürozeiten aus dem Haus und lassen Kira und mich allein. Dann machen sie Sport, treffen Freunde, oder Astrid trifft sich mit ihrem Lotsenkind oder den Leuten von der Flüchtlingshilfe Duisburg und was auch immer Zweibeiner noch so zu tun haben. Ich habe sie mal gefragt, ob es keine Flüchtlinge gibt, die ihre Haustiere mitgebracht haben. Kira und ich könnten einen Integrationskurs mit ihnen machen. Aber sie wußte niemand. Sie sagt, es sei gut für uns alle, wenn wir jetzt Flüchtlingen helfen, sich in einem für sie fremden Land zurechtzufinden, denn umso weniger Probleme hätten wir später. Sie wüßte, daß es Menschen gibt, die anderer Meinung sind, und sogar solche, die Flüchtlingshelfer diffamieren, indem sie Lügengeschichten über sie im Netz verbreiten, aber sie lasse sich von ihrer Meinung nicht abbringen.
Aber ich schweife ab. Daher komme ich nun mal zum Ende.
Einen ganz lieben Gruß an alle Katzen dieser Welt und Ihre Besitzer.
Franzi und Kira

Bürgerreporter:in:

Astrid Günther aus Duisburg

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