Vergleichstest: Isuzu D-Max gegen Mercedes X-Klasse

Optisch wirkt der Isuzu D-Max deutlich robuster als die X-Klasse von Mercedes-Benz. | Foto: © Mirko Stepan / mid /TRDmobil
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Mercedes hat es gewagt und sich auf neues Terrain begeben. Mit der Einführung des ersten Pick-up als Premium-Hersteller. Doch wie schlägt sich der Neuling mit dem Stern gegen das Urgestein von Isuzu? Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat es in der Praxis getestet.

(TRD/MID) Die Modelle im Fahrzeugsegment der Pick-ups sprechen klar Kunden fürs Grobe an, wie Gemeinden und Kommunen, Garten- und Landschaftsbauer sowie Handwerker. 3.500 Kilogramm Anhängelast gebremst, ein Leergewicht von über 2.000 Kilogramm, starke Dieselmotoren mit 163 PS (Isuzu D-Max) und 190 PS (Mercedes-Benz X-Klasse), Automatikgetriebe, zuschaltbarer Allradantrieb, Fahrmodi einstellbar fürs Gelände, einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3.000 Kilogramm und Ladeflächen von fast 3m², wahlweise mit individueller Abdeckung – diese Grundvoraussetzungen für den Einsatz eines Pick-ups erfüllen beide Modelle. Doch unser Praxistest zeigt, dass die beiden von Grund auf komplett verschieden sind.

Schauen wir uns zuerst einmal das Aussehen an. Der D-Max von Isuzu tritt in robuster Optik auf, bei der X-Klasse von Mercedes erkennen wir kleine Details, die den Neuling stylischer wirken lassen als das Urgestein. Beide stellen mit Ihrem Auftreten aber sofort klar, dass es sich um starke Arbeitstiere handelt. Große Bodenfreiheit, Trittbretter für den Einstieg, Ladekomfort von hinten und beiden Seiten durch die offene Ladefläche und eine Anhängerkupplung (optional). Dem D-Max hat Isuzu noch einen Chrom-Bügel aufgesetzt, der lässt ihn bulliger und stärker wirken als die zarte, designorientierte X-Klasse. Allerdings sind die Laderaumabdeckungen für beide Typen optional wählbar zwischen Überrollbügeln, einfachen Abdeckungen zum Klappen oder Rollos bis hin zu vollständig geschlossenen Hardtops. Im praktischen Einsatz zeigen sich jedoch beim Beladen und dessen Komfort deutliche Unterschiede. Isuzu hat der Laderaumöffnung eine Federung verpasst, die die Klappe weich absenken lässt, bei der X-Klasse fällt der Deckel einfach herunter. Es fällt auf, dass die gesamte Verarbeitung der Ladefläche beim Isuzu D-Max wertiger und durchdachter ist. Die Kanten sind ordentlich abgerundet, es fallen keine scharfen Ecken oder sichtbaren Halteverschraubungen auf. Daran zeigt sich die Erfahrung von Isuzu in diesem Fahrzeugsegment.

Den ersten großen Unterschied erkennen wir im Innenraum: Der D-Max zeigt sich seiner Linie treu und präsentiert wertiges aber robustes Hartplastik in Kombination mit Gummi-Fußmatten und Vollledersitzen, leicht zu reinigen und kratzfest – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Die Mittelkonsole wirkt klar strukturiert, das Infotainment-Programm lässt sich via Touch über das 7-Zoll-Display steuern und alle wichtigen Infos für den Fahrer zeigt das Dashboard ebenfalls mit klarer Linie. Die X-Klasse hingegen präsentiert sich mit einem edlen Kern aus hochwertigen Materialien wie Leder und gebürstetem Aluminium. Generell wirkt die X-Klasse sehr modern und komfortabel – das lässt einen glatt vergessen, dass man in einem Arbeitstier, statt in einer luxuriösen Business-Limousine Platz genommen hat. Nur der Schaltknauf erinnert an alte Zeiten unter dem Sternenhimmel. Für den leichteren Einstieg des hochbeinigen Groben hat Isuzu einen Haltegriff für den Fahrer montiert. Da zeigt sich die langjährige Erfahrung der Japaner in diesem Fahrzeugsegment ein weiteres Mal.

Widmen wir uns nun dem Fahrverhalten der beiden Pick-up. Im Gelände sind beide souverän unterwegs und meistern Steigung und Schräglage auch auf unebenen Wald- und Wiesenwegen gekonnt. Durch tiefere Pfützen und Matschlöcher marschieren beide ohne zu zögern. Erste Unterschiede erkennen wir erst beim Fahrverhalten auf Landstraße und Autobahn. Das 6-Gang-Automatikgetriebe des Isuzu Pick-up schaltet spät und leicht holprig, Unebenheiten in der Straße werden ungefiltert an den Fahrer weitergegeben, die Federung ist sehr weich und lässt das Fahrzeug stark nachschaukeln. Der Turbodiesel-Motor mit Ladeluftkühler brüllt beim Beschleunigen fast Lkw-ähnlich los – lässt den leichteren Isuzu aber ausreichend zügig vom Fleck kommen. Die Lenkung ist verzögert und nicht gerade direkt. Was sein vorgesehenes Einsatzgebiet im Gelände und auf Arbeitswegen im Landschaftsbereich aber hervorragend unterstreicht. Ganz klares Markenzeichen des D-Max: Robust. Die Mercedes X-Klasse tritt hingegen vergleichsweise sehr zart auf und bringt eher Pkw-typische Eigenschaften mit. Die 7-Gang-Automatik schaltet sanft, der Reihen-Vierzylinder-Motor klingt eher sportlich und bringt das schwere Gefährt mit seinen 190 PS zügig nach vorne. Die Lenkung ist sehr direkt, auch bei hohem Tempo auf der Autobahn liegt die X-Klasse gut auf dem Asphalt. Aber auch Mercedes hat es nicht geschafft, in einem Pick-up das Fahrgefühl wie in einer Limousine zu vermitteln. Unebenheiten der Straße werden zwar nicht ganz so stark auf den Fahrer übertragen wie im D-Max, aber man spürt auch im Premium-Modell die weiche Federung und den langen Radstand. Verbrauchstechnisch liegen beide auf gleicher Höhe, in unserem Praxistest hatte die X-Klasse ein wenig mehr Durst, was vermutlich den 27 PS mehr Leistung geschuldet ist. Beide ließen sich mit rund 8 Litern auf 100 Kilometern im kombinierten Verkehr fahren.

Preislich unterscheidet die beiden Pick-up fast Welten. Während Isuzu die Basis-Version des D-Max ab 30.050 Euro anbietet, ruft Mercedes-Benz für seinen Neuling mit der Grundausstattung schon über 37.000 Euro auf. Unsere Testfahrzeuge unterscheiden sich beim Preis mit über 10.000 Euro. Der Isuzu D-Max Double Cab 4WD mit der Premium-Ausstattung liegt bei rund 37.650 Euro, die Mercedes-Benz X-Klasse 250d 4MATIC Power Edition bei 49.433,15 Euro. Mit Vollausstattung in der Topversion gibt es den Isuzu Pick-up ab 38.450 Euro. Einen stärkeren Motor allerdings gibt es nicht. Mercedes hingegen plant die Einführung einer V6-Kraftmaschine mit 258 PS für Mitte 2018, das Topmodell X 350d Power wird vermutlich ab rund 54.000 Euro zu haben sein.

Fazit zum Pick-up Vergleichstest: Bei seinem ersten Pick-up hat Mercedes-Benz ganz klar nicht nur den reinen Nutzen eines solchen Fahrzeugs in den Vordergrund gestellt, sondern viel Wert darauf gelegt, die Firmenphilosophie und Wiedererkennungsmerkmale der Marke hervorzuheben. Die Stuttgarter sind Ihrer Linie sehr treu geblieben und haben die X-Klasse mit sehr designorientierten und hochwertigen Details ausgestattet. Das Modell mit dem Stern punktet nicht nur durch Pick-up-Eigenschaften, sondern überzeugt ebenso durch leistungsfördernden Komfort. Die X-Klasse verschiebt die Grenzen der klassischen Pick-up-Welt und setzt auf Lifestyle. Dadurch werden Kunden wie Pferdebesitzer oder Boots-Liebhaber zur Zielgruppe. Da ist es nicht verwunderlich, dass Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner und Tennis-Profi Roger Federer die Markenbotschaft für den Premium-Pick-up übernommen haben. Beim Isuzu-Urgestein hingegen stehen Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Robustheit im Vordergrund – und das bereits seit vielen Jahren. Die Zielgruppe des D-Max sind die starken Jungs, die unterstützend für den Arbeitsalltag ein robustes Gefährt benötigen. Oder für Ihr Freizeitvergnügen einen zuverlässigen Begleiter benötigen, der sie auch über Stock und Stein chauffiert. 2018 wurde der Isuzu D-Max von der VerkehrsRundschau und dem TRUCKER-Magazin mit dem Umwelt Award „green light truck“ ausgezeichnet, was klar unser Ergebnis des Praxistests bestätigt.

Bürgerreporter:in:

Heinz Stanelle aus Düsseldorf

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