Conny meets On Bail Artworks

Glasmacherviertel Düsseldorf Gerresheim
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Wir traffen die Künster BUZZ 186 und Zeichentier zum Interview. Die beiden Graffiti Künstler leiten die Agentur “On Bail Artworks” diese bietet Konzepte und Ausführung für urbane Gestaltung. Was haben die beiden zum Thema Sprayer/ Musik und über ihre Projekte gesagt?!

Wie heißt ihr eigentlich mit richtigem Namen?
Dario Kapicic (BUZZ 186) und Florian Pohl (Zeichentier)

Wie seid ihr auf den Namen „On Bail Artworks“ gekommen und was bedeuter er?
"To be on bail" bedeutet im Englischen "auf Kaution/Bewährung sein".
Graffiti ist noch eine Kunstform im "Bewährungsstatus". Sie ist praktisch auf Kaution "draussen", da Sie für die Gesellschaft eine kriminelle Vergangenheit hatte und auch noch hat. Doch das Bild beginnt sich zu wandeln und Teile der Gesellschaft erkennen dies als neue und interessante Kunstform an. Daher leitet sich unser Name ab, der im Grunde eine Metapher für unser Kunsthandwerk ist.

Seht ihr euch als Künstlergruppe (Gemeinschaft) oder findet ihr euch für das Projekt (z.B „Patricia AG“) zusammen und seid dadurch auch alleine unterwegs?
Wir sehen uns als Künstlergruppe, machen aber auch Solo Projekte und arbeiten auch mit anderen Künstlern und Gruppen zusammen. Die Soloprojekte haben aber andere Ansätze und sind wesentlich weniger "business orientiert". Die Agenturarbeiten machen wir grundsätzlich zusammen. D.h. zu zweit.

Wie seid ihr zum Graffitisprühen gekommen?( Intresse/ Freunde..)
Wir wuchsen in einem sogennanten "sozialen Brennpunkt" in den späten 1980/90er Jahren auf. Die Hip Hop Kultur, zu denen Rap Musik und Graffiti gehören, war für uns allgegenwärtig. Angefangen zu "taggen" haben wir schon als kleine Kinder. Über das Breakdance tanzen und das "DJing" kamen wir dann in die Graffitiszene.

Wie lange sprayt ihr schon?
BUZZ 186 sprüht seit ca. 18 Jahren, Zeichentier seit 21 Jahren. Beide professionell seit über 12 Jahren. Professionell in der Hinsicht, das es Jahre braucht seinen Stil zu finden und zu prägen. Das bedeutet immer wieder leidenschaftliche, autodidaktische Arbeit, über Jahre hinweg, Fehlschläge wegstecken und weitermachen bis der Stil die eigene Handschrift trägt und unverwechselbar ist.

Wart ihr immer legal on tour oder gab es auch einige Ausrutscher?
Nein. In Jugendjahren haben wir auch "Ausrutscher" gehabt. Natürlich. Es gibt kaum Graffitimaler die keine illegale Karriere gehabt haben. Aber das ist lange her. Es geht ja auch nicht um das zerstören, sondern im Gegenteil, um die Verschönerung. Um das Bedürfnis sich mitzuteilen und kreativ frei zu sein.

- ist der Kick beim „Nicht offiziellen“ größer?-
Klar ist der Kick beim "inoffiziellen" größer, aber um den Kick geht es per se den wenigsten. Da spielen ganz anderen Motivationen eine Rolle, die in der vorherigen Frage schon angesprochen wurden.
Diese könnten aber zum grössten Teil durch legale und geduldete Flächen kompensiert werden. Die Anzahl der Flächen müsste nur einmal eklatant angehoben werden. Gerade in Düsseldorf gibt es keine legale Fläche zum malen.

--wie akzeptiert ist eurer Meinung nach Graffiti in der Gesellschaft?
Das Bild beginnt sich zu wandeln. Die Menschen fangen an, Graffiti differenzierter zu sehen. Denn nicht alles was aus der Sprühdose kommt oder an einer Wand prangt, ist Graffiti. Sie sehen was manche "Schmierer" in 10-15 Jahren gelernt haben und erkennen dies an.

Wie seht ihr Graffiti – Ist das Kunst?
Graffiti kann Kunst sein, Graffiti kann Handwerk sein, Graffiti kann Mode sein. Graffiti ist sehr wandelbar, schwer zu definieren und nicht mehr tot zu kriegen.

Was haltet ihr von S-Bahn/ U- Bahn –Schmierereien (Tags/ Habt ihr auch so angefangen)?
Es gibt wirklich schöne Tags. Kalligrafische Meisterwerke ohne jeden Zweifel. Aber leider ist die Masse nicht im Stande sie zu lesen und sehen daher nur ein Krickelkrakel. Daher ist daß, was die Leute mit "Tags" gleichsetzen, nämlich Dreck, Zerstörung, Drogen und Kriminalität zu verstehen. Menschen haben immer Angst vor Dingen die sie nicht verstehen oder nachvollziehen können. Allerdings sieht ein Graffitimaler einen Stadtteil mit vielen Tags und Graffiti eher als Museum, als eine Zeitung in Echtzeit sozusagen. Er kann sagen wer hier ist oder war, wer viel malt wer wenig, wer gut ist wer schlecht usw. Es ist immer eine neue spannende und aufregende Welt da draussen. Versucht es mal.

Wie ist die Patricia Immobilien AG auf euch gestoßen?
Unser guter Ruf scheint wohl bis in die Vorstandsetage der Patrizia AG gedrungen zu sein. Der Vorstandsvorsitzende hat uns persönlich für die Gestaltung der Wand ausgewählt.

Wie lief die Zusammenarbeit mit der Patricia AG bisher?
Die Zusammenarbeit verlief absolut reibungslos und unkompliziert.

Sind das eure Entwürfe an der Glashüttenwand oder hat die „Patricia AG“ darauf Einfluss genommen?
Das sind unsere Entwürfe auf die die Patrizia auch Einfluss hatte. Den grösseren Einfluss hatte aber das Bauaufsichtsamt Düsseldorf, dass 3 Entwürfe zuvor abgelehnt hat, die eine wesentlich weniger kommerzielle Gestaltung beinhalteten.

Wie musste der Untergrund der Glashüttenwand vor- und nach bereitet werden?
Glasmacherviertel Düsseldorf
Zur Vorbereitung musste die Metallwand komplett von Dreck, Moosen, Flechten und Feinstaub gereinigt werden. Verrostete Stellen mussten abgeschliffen und neu lackiert werden. Dann brauchte die Wand noch einen "Primer", eine Grundierung, damit der Lack besser hält.

Welche Farben zum Sprühen benutzt ihr (z.B. Glashüttenwand)?
Wir benutzen einen speziellen wetterbeständigen Sprühlack auf Acrylbasis.

Wie lange (z.B. Glasshüttenwand) bleiben eure Kunstwerke erhalten?
Um die 15 Jahre etwa. Wenn man mit einer Versiegelung arbeitet kann man die Haltbarkeit deutlich, um das 3 -4 fache, erhöhen. Auf die Glashüttenwand haben wir eine Nanoversiegelung aufgetragen die das Graffiti vor ungewollten Sprühattacken, Dreck und wildem Plakatieren schützt. Farbe z.B. hält auf dieser Spezialversiegelung nicht und kann mit warmen Wasser wieder abgewaschen werden.

Was dudelt aus eurem Musikplayer für Musik?
Hauptsächlich Underground Rap Musik. Aber auch gerne alten Soul, Rythm and Blues, Funk, Jazz, Reggae..Eigentlich alles, was einen gewissen Groove hat und gut produziert ist. Wir sind beide Musiker nebenbei, daher haben wir nie etwas gegen gute Musik.

Welche Bücher liest man als Kreativer Mensch?
Ganz unterschiedlich. Wir lesen viele Sachbücher und Biografien. Aber natürlich auch viel "Fachliteratur", Grafik- und Illustrationsbücher. Aber gerne auch mal ein gut gezeichnetes Comic. Romane lesen wir eher selten.

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Bürgerreporter:in:

Cornelia Wilhelm aus Düsseldorf

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