"Wir müssen nicht Hungrige satt machen, sondern Satte hungrig": Interview mit den CID-Vorständen Felix Späth und Jo Tomaschewski

Nahmen sich Zeit für ein Gespräch mit uns: Felix Späth (links) und Jo Tomaschewski (rechts)
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Die City-Initiative Donauwörth (CID) hat sich zum Ziel gesetzt, die Stadt Donauwörth attraktiver zu machen. Viele Veranstaltungen, die im Laufe des Jahres stattfanden, sind ihnen zu verdanken. Späth ist in der Stadtverwaltung aktiv und schon seit Jahren Vorstand. Tomaschewski ist Inhaber der top parfümerie in der Reichsstraße und löst offiziell ab dem 1. Januar den bis dahin langjährigen Vorstand Robert Ebner ab. Mehr dazu hier

myheimat: Wenn Sie auf das Jahr 2009 zurückblicken, was waren Ihre Highlights? Was hat sich in Donauwörth getan?

Tomaschweski: Was die CID-Aktivitäten anbelangt war auf jeden Fall der Maimarkt wieder ein Highlight und auch die Musiknacht.

Späth: Was sich alles in Donauwörth getan hat, das würde wohl die Seiten sprengen. Nicht nur die der CID, sondern wir arbeiten ja auch eng mit der Stadt und mit der Tourist-Info zusammen. Viele Veranstaltungen sind ja gemischte Veranstaltungen, wie z.B. die Donauwörther Weihnacht.
myheimat: Herr Tomaschewski, Sie sind kein gebürtiger Donauwörther. Sie stammen aus Ulm. Wie ist Ihr Verhältnis zu Donauwörth?

Tomaschweski: Donauwörth ist wie Ulm ja auch an der Donau. Das ist die gleiche Situation, wenn man den Nebel anschaut. (lacht). Es ist ein sehr liebreizendes Städtchen, das hab ich schon bei meinem ersten Besuch vor zwölf Jahren festgestellt. Mein erster Eindruck war, dass die Menschen sehr offen und freundlich sind. Das stellt man an ganz einfachen Sachen fest, z.B. dass die Autos am Fußgängerüberweg stehen bleiben und dass man sich auf der Straße grüßt.

myheimat: Welche Ziele wollen Sie als Leiter der City-Initiative umsetzen? Welche Akzente wollen Sie setzen? Sehen Sie es als Herausforderung, in Herrn Ebners große Fußstapfen zu treten?

Tomaschweski: Das ist kein Wettstreit zwischen Robert Ebner und mir, bei dem ich etwas toppen muss. Robert Ebner hat richtungweisende Weichenstellungen gemacht und die waren sehr entscheidend und sinnrichtig. Da kann man weiterarbeiten. Meine Vorstellungen, wie ich die CID weiter nach vorne bringen will, bauen auf Gemeinschaft, Gemeinsamkeit, Einbinden von Bürgerengagement von Vereinsaktivitäten. Das alles findet ja schon statt und das will ich noch verstärken. Auch möchte ich die Mitglieder, dazu bewegen, sich noch mehr zu engagieren, denn die CID lebt von ihren Mitgliedern. Das ist kein Dienstleistungsgeschäft, die CID existiert aufgrund ihrer Mitglieder. Nur das zählt und das ist ganz wichtig auch bei jeder Aktivität, die wir dann auch machen. Meine Aufgabe ist es, die Aktivitäten, die von der Basis kommen, weiter zu forcieren und am laufen zu halten.

myheimat: Sie wollen also Herrn Ebners Weg fortführen?

Tomaschewski: Fortführen und weiter verfeiern. Die CID ist ein dynamisches Element, das ist nichts Statisches, das ist keine Behörde (Späth lacht). Es ist ganz wichtig, dass man die Dynamik hält.

myheimat: Gibt es bestimmt Punkte, die Sie anders akzentuieren wollen als Herr Ebner?

Tomaschewski: Es wäre jetzt das Falscheste überhaupt, umgehend irgendwelche starke Veränderungen herbeizuführen. Es wird mit Sicherheit Akzente von mir geben in dem einen oder anderen Bereich, aber ich werde mich reinarbeiten in dieses Gebiet und die Akzente werden Stück für Stück kommen.

myheimat: Die Geschäftslage der Unternehmen im Landkreis Donau-Ries hat sich in den vergangenen Monaten kaum verbessert. Dagegen haben sich die Geschäftserwartungen deutlich aufgehellt. Gerade die Industrieunternehmen sind äußerst optimistisch und erwarten überwiegend spürbare Auftragszunahmen in den kommenden Monaten. Dies ergibt die aktuelle Konjunkturumfrage für den Herbst der Industrie- und Handelskammer Schwaben für den Landkreis Donau-Ries. Welche Industriebetriebe sind stark betroffen? Wie beurteilen Sie die Situation in der Stadt? Wie schätzen Sie die derzeitige Situation rund um den Einzelhandel in Donauwörth sowie Maßnahmen zur positiven Stadtentwicklung ein?

Tomaschweski: Wenn ich die Ausführungen des IHK-Präsidenten Herrn Dr. Kopton zum Herbstempfang noch einmal Revue passieren lasse: 50 % sind Psychologie. Das Glas ist halb voll oder halb leer. Das ist eine positive Sichtweise: Nach jedem Abschwung kommt so sicher wie das Amen in der Kirche immer ein Aufschwung. Die großen Bedenken, die man in 2008 von sich gegeben hat, sind aufgrund verschiedener Aktivitäten der Politik, der Industrie und der Wirtschaft nicht eingetreten und das sorgt dafür, dass die positive Einstellung im Handwerk, in der Industrie, aber auch im Einzelhandel erhalten geblieben ist. Es ist doch nicht so schlimm gekommen. Unternehmer sind prinzipiell positiv denkende Menschen, sonst waren sie keine Unternehmer. 2010 wird auch wieder ein schwieriges Jahr werden, keine Frage. Mit großen Rosinen wollen wir mal nicht rechnen. Aber man blickt mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft und das sieht man auch an der Auftragslage. Wir bewegen uns in Donauwörth auf einem relativ guten Niveau und das sieht man auch an der Leerstandsentwicklung in der Stadt. Es steht ja nichts frei. Es kommt ja permanent ein neues Geschäft hinzu. Der Optimismus ist da und der ist auch begründet.

myheimat: Letztes Jahr sagten Sie im Interview, dass es in Donauwörth keine Leerstände gibt. Ist das nach wie vor so?

Tomaschewski: Die Frage habe ich ja schon vorhin angerissen. Leerstände sind schnell beseitigt. Es gibt hier auch plötzlich neue, interessante Einkaufsstraßen: die Sonnenstraße, die Beckerstraße. Innerhalb von einem Jahr hat sich die Straße so viel interessanter gemacht. Das hätte man vor zwei Jahren nie im Leben gedacht. Es verlagert sich nicht von der Reichsstraße, sondern es weitet sich aus. Da sind wir auf einem guten Weg und diesen Optimismus merken die Donauwörther Gäste und die Einwohner.

Späth: Das Interessante ist: Wir brauchen den Raum. Bei uns gibt nahezu kein Leerstände. Es sind mehr Anfragen als freier Raum da.

myheimat: Wie steht es um die Kauflust der Donauwörther im Vergleich zum Vorjahr? Ist die zurückgegangen?

Späth: Wir haben da jetzt keine Erhebungen gemacht, aber wenn sie noch die große, schwarze Null schreiben, wie man so schön sagt, kann es nicht so schlimm sein.

Tomschewski: Das ist das eine. Das anderes ist: Die Verbraucher wollen angeregt werden. Wir sind in einer Situation, dass wir nicht Hungrige satt machen müssen, sondern Satte hungrig machen müssen. Das ist sehr viel schwieriger und auch die Kunst in der heutigen Zeit.

myheimat: Mit welchen konkreten Maßnahmen haben Sie versucht, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise abzufedern?

Tomaschewski: Schauen Sie sich das Programm von 2009 an. Jeden Monat gab es mindestens eine Aktion. Das sind Aktivitäten, die immer darauf aus sind, uns interessant zu machen. Wenn man eine Wirtschaftskrise hat, dann ist es umso wichtiger, dass man was tut. Ich hab mir mal den Etat von 2009 mal bisschen genauer angeschaut. Wir haben 30 % von unserem Etat nur für Medien ausgegeben, also für Werbemaßnahmen. Genauer gesagt für das Radio und Printmedien. Das ist sehr viel Geld und das ist auch wichtig. Wir haben nicht nur im Donauwörther Kerngebiet geworben, sondern auch im Umland. Das war auch die Maßnahme für 2009, dass man auf sich aufmerksam macht.

Späth: Wir sind nun mal eine Mediengesellschaft.

myheimat: In Donauwörth wird in den kommenden Jahren entlang der Donau eine Promenade für Fußgänger und Radfahrer geschaffen. Herzstück ist der einstige Hafen, dessen Reste noch immer unterhalb der Donaubrücke parallel zur Zirgesheimer Straße sichtbar sind. Erhoffen Sie sich davon auch eine Belebung der Innenstadt?

Späth: So eine Maßnahme, die unsere alte Hafenstadt wieder „ausgräbt“, kann nur Attraktivitätssteigerung bedeuten und auch Belebung der Innenstadt. Der Hafen hatte früher eine weitreichende Bedeutung und bisher hat er ein Dasein geführt, der ihm nicht ganz zusteht. Aber auch durch Bürgerinitiativen usw. ist er wieder mehr ins Bewusstsein gekommen. Das bedeutet sicherlich eine Attraktivitätssteigerung und man kann da auch touristisch sicherlich viel draus machen. Wenn man das richtig anpackt, da bin ich überzeugt, dann tut sich da auch was für den Handel. Es ist schon wichtig, Donauwörth wieder näher an die Donau zu bringen.

myheimat: Wie beurteilen Sie die Parkplatzsituation in der Innenstadt? Gibt es konkrete Pläne, damit die Kunden besser und bequemer die Geschäfte erreichen?

Späth: Die Frage ist total falsch. Wie soll es denn bequemer gehen, also aus dem Parkhaus rauszugehen und dann gleich ins nächste Geschäft gehen zu können? Ohne Scherz: Wenn man nur von den Parkhäusern ausgeht, dann hat man um den Kern der Innenstadt fünf Parkhäuser. Dann gibt es noch Parkflächen, z.B. die an der Zirgesheimer Straße. In fünf Minuten ist man in der Reichssstraße und der Tag kostet nur 50 Cent. In der Stadt unserer Größenordnung haben wir viele Parkhäuser direkt um den Kern herum.

myheimat: Wie fällt Ihr Fazit des Aktionstages „Radeln-Wandern-Freizeit“ in Donauwörth am 9. Mai dieses Jahres aus?

Späth: Radeln – Wandern - Freizeit war ja in unser großes Mai-Wochenende mit eingebunden. Mit dem Maimarkt war ja die Eröffnung der Tourismussaison. Der Samstag gehörte uns und den haben wir unter das Motto „Radeln – Wandern – Freizeit“ gestellt. Das Highlight, das hat sich die letzten Jahre herausgestellt, war das Nordic-Walking-Event

Tomaschewski: Das war eine Schau!

Späth: Zum Start und Eröffnung im Ried und sausten einige hundert Schulkinder und Erwachsenen los und zwischenzeitlich gibt es Unterhaltungsprogramm. Nach einer gewissen Zeit marschieren sie wieder ein und werden so richtig empfangen. Der Alpenverein ist der Organisator. Das war eine recht attraktive Angelegenheit.

myheimat: „Die Bilanz zum Abschluss des Berufsberatungsjahres für Nordschwaben zeigt, dass sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt trotz Rezession nicht verschlechtert hat“, erläuterte Claudia Wolfinger, Leiterin der Arbeitsagentur in Donauwörth. Wie erklären Sie sich diese positive Bilanz? Gehen junge Azubis aus der Region tendenziell lieber in die Ferne für die Ausbildung oder bleiben sie lieber in Donauwörth? Wie ist die Ausbildungssituation im Einzelhandel?

Tomaschewski: Wir haben einen guten Handelsmix. Wir haben auch die Aktivität der Wirtschaftsunion, die machen auch den Ausbildungsmarkt, bei dem die angehenden Azubis erkennen können, was es für interessante Ausbildungsberufe es in der Region gibt. Wir sind ja in der Situation, dass die Azubis oder die Schulabgänger weniger werden. D.h. die Industrie- und Handelsbetriebe müssen sich auch um ihren Nachwuchs kümmern. Es kann jeder einen Ausbildungsplatz bekommen. Der Wettbewerb der Betriebe um die Azubis wird immer stärker zunehmen. Zum einen liegt das an der demographischen Entwicklung und zum anderen müssen die Betriebe sich engagieren.

myheimat: Wie schaut es im Einzelhandel aus?

Tomaschweski: Wir (die top Parfümerie) bilden selbst aus. Es ist nicht schwierig jemanden zu finden, wichtig ist, dass man zueinander passt und dass die Motivation da ist. Das ist die große Kunst beim Finden von Azubis. Die Betriebe tun was, um sich attraktiv zu machen für die Azubis und das müssen sie auch, weil wir auch die entsprechenden Mitarbeiter brauchen, die qualifiziert sind.

myheimat: Vielen Dank für das Interview!

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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