Menschen einer Stadt: "Gemeinsam gestalten, gemeinsam erleben" - im und durch den Gartenbauverein

Vorstandschaft des OGV Zirgesheim auf der Jahreshauptversammlung
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Thomas Stöckl im OGV Donauwörth-Zirgesheim
Ideen und Initiativen aus dem Vereinsleben - Mehr als eine "Gartenzwergidylle"

Mehr als 538 000 Mitglieder in rund 3300 Vereinen engagieren sich in Bayern in Obst- und Gartenbauvereinen, deren Zielsetzungen heute meist weit über die traditionellen Aufgaben hinausweisen. In den Ortsteilen der Städte und in den Dörfern tragen sie oftmals wesentlich zum sozialen und kulturellen Leben bei. Wer wirkt dort mit? Welche Aufgaben und Ziele werden im Lauf eines Jahres verwirklicht?
Für die SonntagsZeitung Donauwörth sprach Wolfgang Leitner mit Thomas Stöckl, 1. Vorstand im OGV Donauwörth-Zirgesheim, über das soziale und kulturelle Leben i m und d u r c h den Verein.

SoZ: "Wer sich unter einem OGV einen Kreis dattriger Pensionisten vorstellt, der sich im Jahr einmal am Stammtisch trifft, der täuscht sich wohl grundlegend. Sie selbst, Herr Stöckl, sind seit mehreren Jahren 1. Vorstand, beruflich als Landschaftsgärtner tätig, verheiratet, zwei Kinder.
Was motiviert heute, in einem OG-Verein sich zu engagieren? Was treibt den Verein mit stattlichen über 360 Mitgliedern an?"

Thomas Stöckl [Th. S.]: "Unser Verein bietet ein buntes Programm das ganze Jahr über, Vereinsausflüge, unsere Waldweihnacht, das Weinfest, es gibt Kurse, Bastelabende, wir gehen gemeinsam auf Festlichkeiten anderer Vereine, Geselligkeit und gemeinsames Unternehmen stehen im Mittelpunkt. Außerdem können sich Mitglieder Gartengeräte ausleihen, gegen einen geringen Betrag. Wir wollen unseren Mitgliedern etwas bieten!
Aktuell dreht sich bei uns alles um unsere Kinder- und Jugendgruppe (Alter: von drei bis 15 Jahre) mit Annemarie Lindum als Leiterin, unsere Murmeltierbande."

SoZ: "Mit einem je altersgemäßen Programm?"

Th. S.: "Ja, natürlich, von Basteln, bis zum geführten Waldspaziergang, Kürbis schnitzen, betreutes Spielen, Kinderfasching und vieles mehr. Wichtig ist, dass durch die Gründung jetzt ein Versicherungsschutz der Kinder vorliegt. Das war der Anlass. Die Kinder sind voller Faszination dabei. Z. B. stellten sie vor kurzem Kräuterbutter selber her, es machte allen Spaß! Natur erleben - das ist für die Pädagogik eine fruchtbare Quelle: Statt abhängen vor der Glotze in die Natur hinaus, erkunden, es geht um Bildung: Was wächst bei uns? Wie heißt der Nadelbaum, der im Herbst seine Blätter abwirft? Unsere Kinder sollen sich in ihrer Heimat auskennen."

SoZ: "Was mir immer wieder angenehm auffällt - es sind bei Ihnen somit alle Generationen mit im Verein engagiert, vom Kind im Krabbelalter über Grundschule, Jugendliche, Eltern, Großeltern. Anders als in anderen Vereinen spaltet das Engagement im Verein nicht die Familie, sondern führt die Generationen im sozialen Leben, im Vereinswirken wieder zusammen. Es dürfte dieser Zusammenhalt auch die große Stärke des Vereins sein, z. B. wenn es um Aufgaben und Pflichten geht, die zu erfüllen sind?"

Th. S.: "Ja, die Pflege diverser Grünflächen im Ort, zwei Spielplätze - das läuft über uns. Aber auch dann, wenn es um Vorbereitungen geht, letztes Jahr die Donau-Ries-Ausstellung, die Kleine Landesgartenschau, das Reichsstraßenfest. Eine wichtige Rolle spielen auch die Kirchenfeste im Jahreslauf."

SoZ: "Und dann geht es naturgemäß auch um den eigenen Garten. Durch den Verein wird Bildung und Fortbildung vermittelt. Neue Saatgutsorten werden ausprobiert. Da wird der Vorstand auch einmal gebeten, ein Foto zu knipsen, wenn der Rosengarten einmal besonders schön aufblüht ... ."

Th. S.: "Diese vielen kleinen gemeinsamen Erlebnisse, Natur und Kultur erleben, die eigene Heimat erleben und mitgestalten, das verbindet. Nicht nur die Natur im Dorf, sondern das Miteinander wird auch gepflegt, soziales Leben wächst da zusammen."

SoZ: "Könnte man sagen, dass vielleicht sogar das moderne Leben mit allen seinen Vorzügen, aber auch seinen Schattenseiten, Vereinsamung, die neue Sprachlosigkeit in unserer Zeit der Massenmedien ein Gegenstück vor Ort fordert, in dem zusammen sozial und kulturell gearbeitet und gelebt wird? Die vielen verschiedenen Menschen einer Stadt, eines Dorfes treffen sich im Verein und gestalten ihre natürliche und soziale Umwelt mit?"

Th. S.: "Definitiv ja! Das Miteinander im Dorf bzw. in unserem Ort entsteht neu. Wo ansonsten vielleicht Anonymität vorherrschen würde, wird Interesse auch am Mitmenschen geweckt. Beispiel: Die Kinder helfen mit, zeigen sich geschickt, wenn es darum geht, etwas vorzubereiten. Verantwortungsbewusstsein, Hilfsbereitschaft, kommunikative Kompetenz, Engagement, Bildung über das sonst übliche Minimum an Naturwissen hinaus - begeistert sind alle dabei!"

SoZ: "Sinn für die erlebte Gemeinschaft im Ort, ein Miteinander, in dem der Einzelne sich engagiert einbringt, gleich ob jung oder alt - der Verein als "Kristallisationskern" konkreten sozialen Lebens, das aus einem zufälligen "Nebeneinander-wohnen" wieder lebendige Beziehungen schafft, in denen wie selbstverständlich wieder Verantwortung f ü r die eigene Umwelt übernommen wird: Ich kann mir vorstellen, dass der Obst- und Gartenbauverein für viele seine Mitglieder - nicht nur für den sonst üblichen "harten Kern" - aus Zirgesheim den Wohn- und Lebensort gemacht hat, den man gewöhnlich "Heimat" nennt, ganz ohne nostalgischen Beigeschmack, aber mit dem essentiellen Wohlfühlen, mit dem Grad an Identifikation, der nur durch Mitwirken des Einzelnen in der Gemeinschaft zur Wirklichkeit werden kann.
Herr Stöckl, vielen Dank für dieses Interview, und weiterhin Ihnen und dem Verein alles Gute für die Zukunft und so viel ansteckendes, kreatives Engagement für Zirgesheim und Donauwörth!"

Foto: "Gemeinsam erleben, gemeinsam gestalten im Verein!" Die Vorstandschaft auf der Jahreshauptversammlung des OGV Zirgesheim (v. l. n. r.):
Gröger Brigitte (2. Vorstand), Bullinger Josef, Reinhardt Gabi, Grenzel Brigitte, Stöckl Thomas (1. Vorstand), Kraut Renate, Hofer Manuela (Schriftführerin), Kundinger Christian, Lindum Annemarie (Jugendleiterin), Oehmichen Jörg (Kassierer) und Olbrich Zita.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Leitner aus Donauwörth

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