Das Wochenende ist nahe...

Ich muss Ihnen, werte Leserinnen und Leser gestehen, ich hatte es mir nicht derart motivierend vorstellt, dieses Tagebuch fortzuführen.
Aber ich glaube wir schaffen hier eine schöne Tradition, die dem jeweiligen Schreiber die Augen für neue Dinge öffnet.
Ich spüre , wie ich dadurch, dass ich meine Mitbewohner noch genauer beobachte, viel über mich selbst lerne – und lernen ist nie verkehrt.
Irgendein schlauer ehemaliger Bewohner hat einmal erklärt, dass nur wenn sich Hund selbst erkennt, Hund sich auch mit seinem wahren Gesicht dem Menschen zeigen kann.
Ja, wir hatten hier schon richtige Philosophen unter uns.
Es bereichert den Wissensstand ungemein, manchmal nur hinzuhören und nichts zu sagen.
Aber genug der weisen Worte und hin zum täglichen Geschehen.

Murphy hat es geschafft. Murphy hat seine Familie gefunden und ist ausgezogen.
Unsere Menschen hier haben sich an eine ehemalige Bewohnerin erinnert und es war für sie sonnenklar, dass Murphy der passende Partner für Jerryk ist. Und unsere Menschen hier irren sich nie.
So haben sich diese Woche Murphy und Jerryk kennen gelernt, finden sich klasse und sind nun Teil ihrer Familie. Herzlichen Glückwunsch Murphy, Du musstest gar nicht lange auf Dein neues Leben warten, welches jetzt beginnen wird.

Noch schneller hat es nur noch Rocky geschafft.
Ich konnte Ihnen Rocky noch nicht einmal vorstellen, da steht schon fest, dass er ausziehen wird. Unsere Menschen hier haben gesagt, dass er gerade einmal 14 Tage hier als Bewohner war und seine neue Familie nur noch seinen Platz herrichten muss und dann darf er ausziehen.
Auch so kann es manchmal funktionieren.
Menschen kommen ins Tierheim und finden auf den ersten Blick die Liebe ihres Lebens.

Und noch zwei weitere glückliche Wegzieher gibt es noch:
David und Goliath, unsere beiden Hasen, sind zusammen ausgezogen.
Eine Dame, die über uns alle geschrieben hat für die Zeitung – so etwas ist immer aufregend – war da und hat sich spontan in die beiden verliebt. Ich kann das verstehen, ich fand die auch immer sehr interessant, wenn ich an ihnen vorbeigegangen bin.
Aber genau schauen durfte ich nie, aber ich finde es gut für die Beiden, dass sie zusammen bleiben konnten.

Leider sind aber nicht alle Nachrichten so positiv!

Uns hat ein Notruf aus Polen erreicht.
Ich weiß, es gibt immer wieder Menschen, die sich fragen, warum sich unsere Menschen nicht nur um unsere Region kümmern.
Dazu kann ich nur ganz klar sagen: seit wann hat die Liebe zu uns Tieren Schranken und Landesgrenzen. Bellen ist international und kennt keine Sprachbarrieren.
Deswegen bin ich stolz auf unsere Menschen, die sich auch für den kleinen Dzeki aus Polen einsetzen.

Dzeki wurde von seinem Besitzer im Alkoholrausch aus dem Fenster geworfen! Zwei Etagen ist dieser kleine Hund geflogen und das nur, weil er ein Stück Schokolade gefressen hat.
Wenn Ihnen, werte Leser hierzu etwas einfällt, dass man bedenkenlos veröffentlichen kann in einem Tagebuch, dann freue ich mich schon jetzt auf die Kommentare!

Dzeki hat diesen Sturz überlebt!
Er ist inzwischen zweimal operiert worden und der Tierarzt sieht gute Chance, dass der liebe Rüde wieder richtig laufen kann – mit der passenden Pflege und dem richtigen Training.
Im Moment lebt Dzeki in Piotrkow Tribunalski und ich habe Bilder gesehen, die Umstände dort sind in keiner Weise gut für seine Heilung. Er zieht sich mit den Vorderpfoten über den verdreckten Boden, da er jeden Besucher begrüßen will. Dzeki wird als sehr lieb und ruhig beschrieben und ist sehr auf Menschen bezogen. Er will am liebsten immer auf den Arm und geknuddelt werden. Außerdem versteht er sich gut mit seinen Artgenossen, was in seinem Zustand auch sehr wichtig ist, denn Machtstreitigkeiten könnte Dzeki nicht austragen.
Dzekei leidet! Nicht nur unter der Verletzung und der langwierigen Heilung, sondern vor allem unter der fehlenden Nähe zu Menschen und mangelnden Streicheleinheiten.
Unsere Menschen hier befürchten, dass die schlechten hygienischen Zustände in Piotrkow Tribunalski auch nicht unbedingt dienlich sind für die komplette Heilung der Wunden und Brüche.
Deswegen soll Dzeki nach Deutschland kommen!
Hier sind seine Chancen auf ein gutes Leben um einiges besser. Er braucht dringend und schnell einen Pflegeplatz oder einen guten Dauerplatz als vollwertiges Familienmitglied. Dzeki ist 1997 geboren und hat es nicht verdient den Rest seines Lebens unter seinem Vorbesitzer leiden zu müssen, auch wenn er dort nicht mehr lebt.
Helfen Sie dem kleinen Dzeki.

Ich will Sie aber nicht mit dieser Nachricht entlassen.
Nein, ich möchte Ihnen doch etwas positives mit auf den Weg geben: unsere Menschen haben sich entschieden noch besser für uns zu sorgen.
Wie das möglich sein kann, fragen Sie sich nun mit Sicherheit.
Ganz einfach: das Tierheim Höchstädt arbeitet von jetzt an mit der Mobilen Hundeschule zusammen.
Das ist für alle Bewohner eine Chance noch leichter die Vergangenheit zu vergessen oder besser gesagt zu verarbeiten und in ein neues Leben aufzubrechen.
Unser Zuhause auf Zeit in Höchstädt ist ohnehin anders als die meisten anderen Tierheime, aber mit dieser Zusammenarbeit im Interesse von uns Hunden, wird deutlich, dass die oberste Priorität unserer Menschen in der Vermittlung in eine passende Mensch-Hund-Beziehung liegt.
Oft mag das ein langer Weg sein, aber wir Bewohner wissen es zu schätzen, dass nicht nur unsere Menschen an uns glauben, sondern auch mit der Mobilen Hundeschule die Gelegenheit gegeben ist, dass wir beweisen können, welch toller Vierbeiner in uns steckt.
Ich weiß, dass die Suche nach dem passenden Partner nicht leicht war, aber unsere Chefin hat das richtige Gespür bewiesen und wir Hunde werden davon profitieren.
Egal aus welchem Grund wir Bewohner hier sind, jeder von uns hat eine Geschichte, die nicht immer nur die sonnigen Seiten des Lebens erzählt und oft haben wir Eigenarten entwickelt, die ein Zusammenleben nicht leicht machen. Nun wird uns die Chance geboten, nicht nur einfach ein neues Leben in einer neuen Familie zu beginnen, sondern auch zu erkennen, dass das Zusammenleben mit dem Menschen nicht schwierig sein muss, wenn beide Seiten miteinander umgehen können.
Bob hatte ja bereits schon einmal erwähnt, dass Camillo eine Ausbildung angefangen hat und das trägt Früchte.
Es ist schön zu wissen, dass wir nicht einfach nur hier wohnen und vermittelt werden sollen, sondern sich unsere Menschen wirklich Gedanken machen, wie sie uns helfen können.
Die Zusammenarbeit mit der Mobilen Hundeschule wird für uns alle eine überaus lohnende Erfahrung sein.

Damit beende ich meinen neuen Eintrag ins Tagebuch und hoffe, dass ich Ihnen bald wieder ein paar gute Nachrichten mitteilen kann – vielleicht mit einem Happy End für Dzeki.

Ihr
Captain

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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