Was soll <b>DAS!</b>

Pino
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Soll ich etwa darüber begeistert sein? Also ehrlich, Mann, das ist doch nicht Dein Ernst! Tagebuch…so geht das nicht gut weiter mit uns Beiden!
Da habe ich mal ein paar Probleme mit Konzentration und Worten – manche nennen das eine Schreibblockade - habe das Glück, nach etlichen Fehlversuchen, dann doch einen fleißigen Ersatz für mich als Chef des Tagebuchs zu finden und was dann … ja, was dann Tagebuch?
Rusty zieht aus!
Nein, nicht gut, nicht witzig, macht Pino nicht glücklich in dem Moment.
Ja, schon gut, ich weiß liebe Leserinnen und Leser, ja, ich weiß, es ist meine Aufgabe als Chefschreibeling beim Tagebuch meine persönlichen Interessen hinten an zu stellen und mich überschwenglich für alle anderen, die ausziehen zu freuen …. Aber das kann doch nicht Dein Ernst sein, Tagebuch!
Nicht nur, dass ich mit den miauenden Co-Autoren „Probleme“ habe, weil die immer dann ausziehen, wenn ich gerade Kontakt hergestellt habe, wie es ja unter anderem bei Findus passiert ist, nein, jetzt geht das bei den Hunden auch schon so los.
Davon abgesehen habe ich gehört, dass es unserem Findus über alle Massen gut geht, er nach wie vor sehr gerne spazieren geht und auch schon gut zugenommen hat und sich einfach nur pudelwohl fühlt....selbst er als Kater.
Aber das war nicht das Thema!

Rusty hatte mir versprochen, mich zu unterstützen, mein Ersatz zu sein, bis ich wieder klar denken kann und dann ist er weg. Wie soll ich denn das verstehen, Du liebes Tagebuch? Was willst Du mir denn damit so genau sagen!
Muss ich also doch wirklich wieder alles selbst machen? Darf ich keine Hilfe haben? Kann nur ich dafür sorgen, dass alle anderen ausziehen - außer mir?
Ich weiß, ich bin jetzt dann erst 2 Jahre hier im Tierheim und ich weiß, dass einige meiner Vorgänger noch länger hier waren, aber so langsam geht es mir richtig auf die Nerven. Ich merke, dass ich weniger geduldig geworden bin – ja noch ungeduldiger. Ich spüre, dass ich das Gefühl etwas zu verpassen, kaum mehr kontrollieren kann. Ich weiß gar nicht mehr, wo ich zuerst sein will, um auch überall sein zu können.
Ich komme einfach nicht mehr zur Ruhe.
Diese innere Unruhe beschäftigt mich und scheinbar auch meine Nachbarn.
Meine Wohnnachbarin Hilde meinte erst zu mir, ich solle aufhören so mürrisch zu gucken. Ich würde die Menschen nicht mehr so freudig begrüßen wir früher, ich würde viel zu viel und zu schnell hin und her rennen und einen sehr gehetzten Eindruck machen. Da redet die richtige, sage ich Ihnen!
Seit Hilde mit ihrer tollen bunten Totenkopf-Prothese Gassi gehen kann, rennt sie wie eine junge Hilde durch die Gegend. Nicht, dass das schlecht wäre. Es tut ihr sichtlich gut – mental und körperlich!
Uh, sie wirft mir gerade einen bösen Blick zu.
Und auf der anderen Seite von mir sitzt Fynn, der mir teilweise versucht hinter her zu rennen und dann höre ich ihn richtig den Kopf schütteln und sich lieber von Menschen kuscheln lassen, als sich mit mir weiterhin ein Wetterennen zu liefern. Vielleicht weiß er, dass er trotz des Altersunterschied verlieren würde und tut nur so, als ob ihm kuscheln wichtiger wäre als schnell rennen. Oder er ist einfach doch wirklich erwachsen geworden, der gute Fynn. Ich bin eigentlich doch ziemlich überrascht, dass er noch da ist. Er hat sich hier wirklich gut entwickelt und hat viele seiner dummen Flausen nicht mehr im Kopf. Natürlich beschützt er immer noch jede Form von Napf und Spielzeug gegenüber Artgenossen, aber das ist natürlicher Instinkt, wenn man wie er auf der Straße aufgewachsen ist. Und mal ehrlich, man muss, wenn man in einem Rudel lebt, auch nicht immer und überall alles teilen müssen. Ich mag das auch nicht, wenn mich jemand bei Fressen beobachtet und ich das Gefühl habe, ganz schnell essen zu müssen, weil es sonst am Ende weg ist, bevor ich fertig bin. Ich kann es schon verstehen, dass Fynn seinen Napf nicht teilen will. Gut, er muss noch den Unterschied zwischen im Napf ist was drin oder er ist halt schon leer, lernen und Wasser muss man auch nicht verteidigen, aber das ist halt einfach sein Instinkt. Ich kannte das mit dem Korb und dem ganzen Drumherum ja auch nicht wirklich und Spielen finde ich nach wie vor nicht toll. Ich könnte mir vorstellen, dass ich gerne mal auf die Rennbahn gehen würde – also so richtig rennen, rennen, rennen … natürlich schon hinter etwas her, ich bin zwar fast blond, aber nicht wirklich strohblond und ohne Anreiz renne ich auch nicht einfach los.
Aber darüber wollte ich ja gar nicht schreiben.

Ich wollte mich beschweren – ganz offiziell – dass immer die Bewohner, die ich als Co-Autoren einsetze, ausziehen und ich wieder von Vorne anfangen kann.
Das ist nicht nur mal, dass eben Rusty jetzt ausgezogen ist. Ich freue mich für ihn, ganz ehrlich und wirklich, er hat es verdient und ich weiß, dass er es ziemlich blöd fand ohne seinen Kumpel Leroy hier zu sein. Deswegen ist es schön, dass Rusty jetzt seine Familie gefunden hat und ich wünsche ihm alles Glück dieser Erde für sein hoffentlich jetzt gutes Hundeleben. Ich weiß ja auch, dass er mich richtig versteht – wenn er dann über Umwege meine Beschwerde liest. Alles Gute mein Freund!
Aber dennoch, es ist ja nicht nur Rusty… ich hatte mir überlegt bestimmte Bewohner des Mietzhaus anzusprechen und ich war mir sicher, dass das die perfekte Wahl gewesen wäre. Aber was soll ich sagen, Basima ist ausgezogen und dann auch gleich noch Olivia hinter her und damit es nicht nur genug ist, ist Milli dann auch noch ausgezogen.
Zack, so einfach waren meine unschlagbaren und wundervollen Katzendamen aus dem Mietzhaus ausgezogen.
Natürlich freue ich mich auch für sie, aber hallo….mir gehen die Optionen aus.
Und was das Schlimme ist … jetzt rennen Sie mir die Bude ein und wollen alle Co-Autor werden. Aber nicht, weil sie fürs Tagebuch schreiben wollen, sondern weil ich schreiben soll, dass sie schreiben werden und dann hoffen sie, dass das schon reicht, um auszuziehen!
Sie können sich nicht vorstellen, wer mich alles anbellt und anmiaut! Konstant – nonstop!
So geht das nicht weiter, Tagebuch! Ich brauche jetzt Magie für mich, ich brauche bessere Laune und gute Stimmung, ich brauche Hoffnung und Hilfe, aber ernstgemeint und nicht mit eigennützigen Hintergedanken.
Uh, schon wieder ein böser Hilde-Blick von nebenan.
Will sie mir damit etwas sagen?
Ich brauche jemanden, der das hier gern macht, der oder die sich für die anderen einsetzt und nicht im Tagebuch schreiben will, weil er oder sie ausziehen will. Gut, wenn ich darüber nachdenke, was ich heute so alles von mir gegeben habe, dann ist es wohl einfach so, dass jeder weiß, welche Magie das Tagebuch entwickeln kann, wenn man es läßt und es will – zwingen kann man es nicht, das habe ich schon gemerkt. Auch herausfordern läßt es sich nicht. Es läßt sich auch nicht ärgern! Das ist wirklich hart, denn ich habe schon so ziemlich jeden Trick versucht. Ich habe versucht gelassen zu sein, großzügig und den anderen ohne Neid den Vortritt zu lassen, ich habe mich immer wieder beschwert, um es herauszufordern, ich wollte es ärgern, ich habe auf die Tränendrüse gedrückt und verdammt, es hat nichts davon funktioniert.
Und da kommt wieder meine super schlaue Nachbarin ins Spiel, die zwar wirklich blond ist, aber scheinbar das Sprichwort ohne Probleme widerlegen kann. Meine Nachbarin Hilde meint, dass das Tagebuch seine Magie nur dann einsetzt, wenn es spürt, dass der Bewohner so weit ist. Ähm, ...!
Ja, ich habe mich in letzter Zeit hin und wieder mit Hilde unterhalten. Zwischen all dem rennen und hüpfen und gucken und wieder rennen, hat sie mir immer mal wieder ein paar Minuten meiner Zeit geklaut und mir ein paar ihrer Weisheiten zugebellt. Ich habe sie wirklich unterschätzt und wenn ich jetzt so sehe, wie sie mich beim schreiben beobachtet … ich glaube ich habe meine neue Co-Autorin gefunden.
Ah, jetzt kommt der „Hat er es endlich verstanden – Blick“!
Ja, habe ich verstanden meine liebe Hilde.
Ich weiß, dass sie Ihnen ganz viel erzählen kann – nicht nur von sich und wie es ist Hilde zu sein, sondern auch viele spannende Geschichte, die ich von keinem anderen Hunde bisher gehört habe. Und auch viele Einblicke in das Leben mit den Menschen, denn auch da hat Hilde sehr viele Erfahrungen sammeln können.
Ich hoffe nur, dass sie auch noch dazu kommt und nicht jetzt schon die Magie des Tagebuchs einsetzt, denn eines ist von all dem ganzen anderen abgesehen ohne Frage sicher: Hilde hat es verdient endlich das eine wahre Zuhause in ihrem Leben zu finden.

So, liebe Leserinnen und Leser, liebes Tagebuch, das war es dann mal wieder von mir, Pino selbst. Vielleicht melde ich mich zum nächsten Eintrag nochmals oder doch schon Hilde - mal sehen, ob ihr so schnell einfällt, was sie zu erzählen hätte oder ob sie sich doch noch einmal sortieren will.
Bis dahin wünsche ich Ihnen allen eine schöne Woche und vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Pino

P.S: Und ach ja liebes Tagebuch: ich wär dann so weit!

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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