Liebes Tagebuch.

Pino
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Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, aber ich fühle mich ein wenig alleine gelassen. Als ich zu Beginn das Tagebuch übernommen habe, haben mir alle erzählt, wie toll es ist, das Tagebuch zu führen. Welch wichtiger Job es ist und wie gut es für die eigene Entwicklung sein wird. Und nicht zu vergessen....der viel besprochene Zauber des Tagebuchs. Doch wo ist denn der Zauber oder erweise ich mich nun als undankbar?
Ja, zu Beginn war es spannend zu beobachten, was hier tagein-tagaus passiert, aber das habe ich vorher auch schon gemacht, nur habe ich nicht darüber geschrieben. Ich habe meine Nase gerne im Wind oder auch am Boden und zu erkennen, ob ich irgendetwas verpaßt habe. Das ist mein Naturell und ich werde mich nicht mehr ändern in der Hinsicht, also wäre doch das Tagebuch die perfekte Plattform für mich. Aber irgendwann hat es angefangen. Es ist mir immer schwerer gefallen, wahrzunehmen, dass etwas interessantes um mich herum passiert. Das Warten auf diesen Zauber, diesen magischen Moment war wichtiger als alles andere. Ganz ehrlich und nur unter uns gesprochen liebes Tagebuch, ich wurde ein wenig ungehalten, dass nichts passiert ist.
Um aber das Tagebuch nicht darunter leiden zu lassen, habe ich mir Hilfe geholt. Doch als dann auch Charly den Antrieb verloren zu haben schien, haben wir uns Joy ins Boot geholt. Sie hat so viel erlebt und überlebt, die Welt neu entdeckt, seit sie sehen kann, doch auch sie scheint nun irgendwie nicht mehr genau zu wissen, wie sie mit dem Tagebuch umzugehen hat, damit dieser eine Moment eintritt.
Und so wurde es mir klar: wir dürfen als Schreiberling des Tagebuchs nicht darauf hoffen, dass wir ausziehen!
Ich denke, dass wenn wir alle nur darauf warten, dass wir unseren eigenen Auszug vermelden können und auch nur deswegen das Tagebuch schreiben, das Tagebuch uns nicht beachten wird.
Gutes zu tun sollte nicht passieren, weil man erwartet, dass Gutes zurückkommt, sondern nur rein aus dem Wunsch heraus, etwas Gutes zu tun. 
Das war jetzt sehr schlau und sehr selbstlos und hat mich viele Jahre bitteren Wartens gekostet. Doch ich habe diese Erkenntnis für mich gewonnen und ich merke, dass es wieder besser wird. Ich merke, wie ich das Leben wieder mehr mag. Ich merke, dass es mir wieder mehr Spaß macht zu sehen, zu riechen und zu beobachten ... und das nicht nur beim Gassigehen. Nein, ich glaube, ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass die Welt viel zu bieten hat, sich aber nicht nur um mich dreht. 
Also habe ich Charly und Joy erklärt, dass sie gerne weiterhin etwas für das Tagebuch tun können, wenn sie wollen, es aber nicht müssen. "Müssen" ist ohnehin ein ganz furchtbares Wort. Es tun zu müssen sagt doch schon, dass man es gar nicht tun will und dann kann man was auch immer eigentlich nicht richtig machen.
Also habe ich uns den Zwang von den Pfoten und Tatzen genommen, das Tagebuch schreiben zu müssen. Ich werde das Tagebuch führen mit all dem was mir einfällt und wann immer meine Pfoten dazu bereit sind.
Jeder andere Bewohner kann mir helfen und seinen Betrag leisten, muss es aber nicht und ich erwarte es auch nicht mehr.
Ich Pino werde jetzt wieder anfangen, weniger zu müssen und mehr zu wollen. Ich will Ihnen von uns hier berichten, aber ich will auch Zeit für mich haben. Ich werde nun bald 12 Jahre alt und ich bin nun über 3 Jahre hier, habe viele Bewohner kommen und gehen sehen und haben mich viel zu oft gefragt, warum nicht ich der Glückspilz bin, der ausziehen darf. Es wäre gelogen, wenn ich mich das nicht wirklich immer wieder fragen würde, aber ebenso wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass es mir schlecht geht. Ich hätte gerne ein eigenes Zuhause, aber es muss auch zu mir passen und ich denke, dass ich nun langsam so weit bin, dass ich weiß, was und wer zu mir passt. Ob ich mit der Einstellung Erfolg haben werde, wird sich zeigen, aber ich habe hier Menschen, die ich sehr liebe und mit denen zusammen, werde ich diesen neuen Weg gehen - wo der am Ende hinführt ist dabei eigentlich nicht wichtig. Meine Zeit ist zu kostbar, um über die Vergangenheit nachzudenken und in der Zukunft zu planen. Jetzt und heute zählt und das werde ich nun umsetzen.
Wie sich das auf das Tagebuch auswirkt? Keine Angst, es wird weiterhin jede Form von Geschichten geben und ich hoffe, dass es bald auch wieder Auszüge zu vermelden gibt und nicht nur Rückkehrer.
Ja, wir haben leider einen Wiedereinzug ins Hundehaus. Unser Freund Jonny ist wieder bei uns eingezogen. Es hat einfach nicht geklappt. Vielleicht war der Druck zu groß, dass es alles gleich funktionieren muss oder er braucht noch mehr Zeit sind an ein Leben mit Menschen zu gewöhnen. Was man nicht kennt, kann auch manchmal schwer zu verstehen sein, egal wie schlau man als Hund auch ist. Das Schöne an der Sache ist, dass es nicht schwer gefallen ist, sich hier gleich wieder zu freuen unsere Menschen zu sehen. Das ist ein gutes Zeichen und dann warten wir doch mal ab, was die nächste Zeit für ihn an Überraschungen bereit hält.

Und zum guten Abschluss möchte ich auf eine kleine Bilderserie hinweisen. Unser Jungspund Bommel wird ja oft genug mit viel Mitleid überschüttet, weil seine eine Pfote nicht vollständig ausgebildet ist. Glauben Sie mir, Mitleid ist das letzte was er will und braucht. Er hat so viele Flausen im Kopf, versucht gerade seine Grenzen auszutesten, liebt es an Mützen, Schals und Haaren zu ziehen, findet Jacken- und Mantelärmel toll und Menschen als Spielzeug viel spannender als seine Unmengen von Bälle und Seilen es je sein können. Vor allem aber kann er schneller rennen als ein paar andere Bewohner hier! Unsere Menschen haben versucht, ihn beim spielen zu fotografieren und dabei ist eine nette Bilderserie "Bommel mit Ball" entstanden. Er liebt es zu spielen und zu rennen, er ist ein ganz normaler junger Hund und hätte so gerne eine eigene Familie, die seine Energie und seine unglaublich positive Lebenseinstellung lieben. 
Und noch ein weiterer Bewohner oder viel mehr Bewohnerin wird sich bald von einer anderen Seite zeigen. Die meisten Besucher kennen unsere Belina nur scheu und zurückhaltend, eigentlich sogar ziemlich verschreckt und ängstlich. Ich kenne Belina  ganz anders! Wenn sie mit mir Gassi geht, dann ist sie ziemlich frech sogar und aufgeweckt. Nachdem das aber schwer vorzustellen ist, wenn man immer nur ihre weit aufgerissenen Augen sieht, die nichts anderes sagen außer "tu mir nicht weh", haben unsere Menschen beschlossen, dass es bald einen Belina-Film geben wird. Auf die Dreharbeiten bin ich wirklich gespannt, dann Belina liebt es unsere Menschen anzuspringen, sie mit Matsch zu bedecken und Küßchen zu verteilen....vielleicht sollten wir Bewohner einen Film vom Film in Auftrag geben, damit Sie unsere Menschen auch mal kennen lernen.

So und damit habe ich für heute genug geredet.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche und vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Pino

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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