Tag der offenen Tür - aus Bewohnersicht

Betty
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Meine Güte, was war denn das für ein Tag? Es war ja mein erster Tag der offenen Tür und Ringo hatte mich schon vorgewarnt, daß es an diesem Tag viele Menschen zu uns verschlagen wird, die sonst den Weg zu uns scheuen. Warum das so ist, konnte er mir auch nicht sagen, aber ich habe eine Vermutung, denn an den restlichen Tagen im Jahr gibt es bei uns weder soviel Kuchen noch sonst etwas zu Essen oder zu Gewinnen. Okay, es gibt bei uns immer Herzen zu gewinnen und treue Hundeblicke, aber Sie wissen schon was ich meine...Also ich muß schon sagen, daß ich sehr positiv überrascht war. Es war doch ein wahres Hundewetter und hat geregnet und es war auch nicht warm und dennoch kamen all diese netten Menschen zu uns. Alle wollten uns sehen und ich habe immer zu Ringo gesagt, er solle seinen Mitbewohner erklären, daß sie vor die Hundeklappe gehen müssen und nicht von drinnen raus starren sollen. Glauben Sie, daß die verstanden hätten, wie wichtig das für sie wäre! Jacko stand immer an seinem Fenster und hat raus geschaut und gebellt. "Na aber hallo mein Freund, vor die Klappe mit Dir, wie soll das denn sonst was werden?" Und dann bellt der immer, obwohl er ein so lieber Kerl ist, stellt er sich selbst in so ein blödes Licht. Als ob er ein lauter Randalierer wäre, dabei ist er total Menschbezogen und eine riesen Schmusebacke. Was ist das nur bei den Hunden mit dem Bellen? Ich weiß, Schnurren geht da nicht, da hat die Anatomie wohl versagt, aber man könnte doch einfach Schwanzwedelnd auf die Besucher zu rennen und lieb schauen und nicht "wuff" und "bell" machen, sondern "wiff" und "schnuff". Wozu haben die denn so große und nasse Schnauzen! Also ich weiß nicht, wie ich das Jacko und Hugo erklären soll. Das sind unsere Spezialisten in dem Fall. In Perfektion kann das Walker, der einfach nahezu jeden Besucher um den Finger wickelt. Und natürlich Ringo, der sich dann so dramatisch ans Gitter wirft und einen sagenhaften traurigen Hundeblick einstudiert hat. Nein, ich will nicht gemein sein, ich bin ein klein wenig neidisch, daß das bei uns Katzen nicht so gut klappt. Wir schnurren und miauen und maunzen, aber wenn wir mit dem Schwanz wedeln, dann denkt jeder, daß wir auf Angriff aus sind und wenn wir niesen, dann wird bei uns ganz selten nur "Gesundheit" gewünscht. Wir Katzen gelten einfach als selbstständig und was können wir dafür, wenn wir an sich die Herrscher im Tierreich sind. Schauen Sie sich doch mal meine großen Verwandten an.....denken Sie, daß sich Hugo mit einem sibirischen Tiger anlegen würde? Moment, vergessen Sie den Vergleich, der Irre würde das auch noch tun. Er ist ja an sich eine Dogge und wiegt 80 Kilo! Manchmal vergesse ich das. Er hat mir auch am Rande von seinem letzten Besuch beim Tierarzt erzählt. Wenn man ihm da so zuhört, dann kann man seine Selbsteinschätzung schon fast glauben. Unsere Menschen machen sich wirklich Sorgen um den alten Mann. Er ist schon so lange bei uns und es hat sich noch nie - ich betone - noch NIE jemand für ihn interessiert. Er hat zwar ganz liebe Menschen, die so oft sie können mit ihm Gassigehen, aber selbst das tut er nicht mehr so gern. Also ich bin keine Bettelkatze, aber ich bettle was auch immer an, daß er oder sie das große Wunder geschehen läßt und den einen Menschen für Hugo endlich zu uns kommen läßt.
Ich hatte ja gehofft, daß das vielleicht beim Tag der offenen Tür passiert, aber bisher ist unser Hugo noch bei uns.
Ich muß ja auch gestehen, der viele Besuch war selbst für mich ein wenig viel....meine Küche war auch besetzt - sehr nett besetzt, aber da war so viel Betrieb, daß ich dann zwischendurch lieber einen ausgedehnten Spaziergang gemacht habe. Shircan ist dann immer lieber unsichtbar - nun ja, das ist er ja an sich ohnehin sehr viel. Ich merke immer wenn er da war. Es steht ein Freßnapf für ihn vor der Tür und wenn der leer ist, dann war er da. Ich hatte ja nicht erwartet, daß er immer wieder zurück kommt, aber ich glaube, daß ihm ebenso wie mir klar geworden ist, daß es hier für uns richtig toll ist. Er ist noch nicht so weit, sich seine Streicheleinheiten zu holen und sich unter unsere Menschen zu mischen, aber das kommt auch noch. So viel Fürsorge wie von unseren Menschen haben wir alle ohnehin fast noch nie erfahren.
Ringo zum Beispiel hat so unglaubliche Fortschritte gemacht und das nicht nur beim Autofahren. Er hat sich so richtig zu einem famosen Ringo entwickelt. Und Kasimir erst ... der saß früher immer nur ängstlich in seiner Ecke. Jetzt tollt und spielt er mit unseren Menschen und hat auch keine allzugroße Scheu mehr vor fremden Menschen. Hugo hat früher immer erwartet, daß die Hand, die sich nach ihm streckt Schmerzen und Schlimmes bringt und jetzt verteilt er Küßchen auf die Nase. Walker denkt nicht mehr darüber nach, wie er am schnellsten über den Zaun kommt, sondern vielmehr am schnellsten in die Arme. Allein bei Jacko merkt man, daß er schon bei Menschen gelebt hat. Er weiß genau wie das funktioniert. Vielleicht kann er nicht so gut mit zu kleinen Kindern, aber wenn man weiß, wie die kleine Diva behandeln muß, dann geht alles wie von selbst.
Dabei fällt mir eine nette Geschichte ein. Am Tag der offenen Tür haben sich Jacko und Hugo den Besuchern präsentiert und wurde dafür mit Geschirr so richtig hübsch gemacht.
Jacko fand sein fliederfarbenes Geschirr ganz toll und wollte ganz schnell rein schlüpfen. Hugo dagegen fand das Anziehen dieses umständlichen blöden Dings echt doof und sie hätten man einen unserer Menschen sehen sollen. Er hätte schon nicht geschnappt, aber diese apruten Zucker, wenn er mit einem fiepsigen Bellen verkündet hat, daß er nicht versteht, warum er das jetzt anziehen soll, hätten mich in der Tat zum Lachen gebracht, wenn ich das denn könnte. Erst die hilfreiche Hand eines weiteren Menschen hat Hugo dann überzeugt, daß er super schnittig mit dem Geschirr aussieht. Das Ausziehen ging dann aber flott......! Warum ich das erzählt habe? Nein, er ist wirklich kein böser Bub und man muß ihn mit seinen Ecken und Kanten einfach lieben, aber er hat so viel Schlimmes erfahren, daß einfach ab und dann diese Angst vor Schmerz wieder durchkommt.
Ich sage Ihnen, er tut mir echt von Katzenherzen leid unser Hugo.
War das ein gutes Betteln?
So und jetzt komme ich zu den Nachwehen des Tag der offenen Tür in unserem Katzenhaus.
Mal davon abgesehen, daß unser neues Katzenzimmer vorgestellt wurde, das aber noch nicht einzugsfertig ist, weiß ich nicht, ob dieser Tag dafür gesorgt hat, daß ich mir richtig aufschreiben mußte, wer alles ausgezogen ist oder ob das so oder so passiert wäre.
Anfangen will ich mit Mausi! Sie war ja recht lange vermittelt gewesen und kam dann überraschend zu uns zurück. Sowas ist fast immer überraschend, manchmal rechnen unsere Menschen wohl insgeheim damit, auch wenn sie es nie zugeben würden. Mausi hat es jetzt also wieder geschafft, Menschen für sich zu gewinnen und ich hoffe, daß es Diesesmal endlich für immer ist. Viel Glück meine Freundin! Und auch die beiden jungen Katzendamen Kamy und Josie haben sich in die Herzen von Menschen geschnurrt. Es muß nicht immer sein, daß man als Katze das wahre Rudeltier ist und immer seine Artgenossen um sich haben will. Es ist auch mal gut, wenn man eher alleine mit seinen Menschen leben will. Also Ihr Beiden, Euch in Euren jeweiligen Zuhause ganz viel Glück und Spaß.Und auch unser roter Kater Mäxle hat sein Glück gefunden und ich glaube, da kann man es kaum besser beschreiben. Ich weiß nicht, wer glücklicher sein wird. Für mich ganz besonders schön ist, daß auch Julius und Ramon endlich Familien für sich gefunden haben. Die Beiden sind doch so große Charmeure, da mußte doch jemand "auf den Leim" gehen. Und dann haben wir ein paar Freunde bzw. Geschwisterpärchen zusammen vermitteln können.
Da wären die Freunde Smokey und Zero zusammen ausgezogen und die Geschwister Andy und Pinoccio und Rose und Rudi. Letzteres wundert mich nicht, daß das relativ schnell ging, die Beiden sind einfach unwiderstehlich. Da haben wir jetzt auch ein Pärchen neu bei uns bekommen, die möchte ich Ihnen noch vorenthalten, aber Sie werden die Beiden lieben.
Tja, das läßt aber in der Tat noch mehr als genug Bewohner im Katzenhaus zurück - vorallem ein paar, die unverständlicherweise schon sehr lange bei uns sind wie z.B. Cap oder Kathi oder der tolle William. Gerade bei William habe ich erfahren, daß er sich ein bißchen zurückzieht. Das geht überhaupt nicht! So etwas lasse ich nicht durchgehen! Versteckt wird sich bei uns nicht! Ich werde mit meiner speziellen Freundin Quenna da mal ein ernstes Wort reden, daß sie sich William zur Brust nimmt. Kein Verstecken vor Menschen! Sonst wird das ja nie was mit dem Auszug!

Habe ich Ihnen jetzt noch etwas unterschlagen? Ich war so in Fahrt, da weiß ich garnicht, ob ich irgendwo den Faden verloren habe.
Nun ja, Sie werden mich wenn dann schon daran erinnern.
Und damit entlasse ich Sie ins Wochenende und hoffe auf ganz viele viele Besucher - auch ohne Essen, Kaffee, Kuchen und Tombola.
Ihre
Betty

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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