Brücken schlagen

Gipsy
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ist manchmal richtig schwer - also, Sie verstehen sicherlich was ich meine. Ich meine nicht, eine Brücke zu bauen im wörtlichen Sinn, sondern eine Verbindung herzustellen, die stabil und dauerhaft ist und die ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Wie ich als Hund auf so ein tiefsinniges Thema komme, wo uns Tieren doch immer unterstellt wird, dass wir nur aus Instinktverhalten bestehen, keine Seele haben und auch nicht denken können? Nun das mag daran liegen, dass der Mensch doch recht sicher ist in seiner Einschätzung der restlichen Welt und oft Dinge, die er nicht versteht, als falsch ansieht. Nur weil Mensch und Tier nicht eine Sprache sprechen, heißt es ja noch lange nicht, dass Mensch und Tier komplett unterschiedlich sind. Aber das ist ein Thema, das nicht nur Sie schon sehr lange immer wieder beschäftigt, sondern unsere Seite auch. Auch unsere ganz intelligenten Mitglieder der Rassen sind sich nicht einig, ob und wie der Mensch einzuschätzen ist. Es gibt große unterschiedliche Ansätze dieser Diskussion zwischen Katzen und Hunden - das hatten Sie sicherlich erwartet - und es gibt auch manche Rassen, die sich an diesen Gespräch gar nicht beteiligen. Natürlich könnte man wohl "groß" denken und versuchen, alle Lebewesen an einen Tisch zu bekommen und zu einen, aber das hat noch nie funktioniert, also sind die kleinen Schritte wohl der richtige Weg.
Hier bei uns im Tierheim versuchen wir tagtäglich den Kontakt zueinander, rasseübergreifend und auch zu unseren Menschen auszubauen. Schauen Sie mich an. Ich galt zu Beginn meiner Zeit hier im Tierheim als schwierig und wahrscheinlich nicht all zu verträglich. Mittlerweile freue ich mich unendlich, wenn ich mit Laura in den Auslauf darf und spiele mit ihr, soweit es mein Rücken zulässt. Maybe würde ich auch sehr gerne kennen lernen, aber ich muss mir selbst eingestehen, dass sie wohl zu stürmisch für mich ist. Das überlasse ich dann lieber Keks, der doch wesentlich stabiler und unempfindlicher ist, wenn die junge Wilde mit ihm im Auslauf tobt. Bei Bella bin ich mir nicht sicher, ob sie von ihrer Seite aus Wert auf Hundegesellschaft legt - da bin ich mir zu unschlüssig, als dass ich unsere Menschen zu einem Versuch verleitet hätte. Und Gipsy werden Sie sagen? Ja, Gipsy - unsere Gipsy macht zur Zeit Urlaub, eine Art Testlauf, was bei uns nicht die Regel ist, aber in außergewöhnlichen Fällen schon mal passieren kann. Gipsy hat das Herz eines Menschen erobert, der nicht einer unserer Menschen ist. An sich sollte es ganz einfach sein:

Mensch kommt
Mensch sieht Bewohner und verliebt sich
Mensch sagt: "will nicht mehr ohne diesen wundervollen Gefährten leben"
Mensch denkt zusammen mit unseren Menschen alles durch, damit auch keine wichtigen Punkte vergessen werden
Unsere Menschen schauen sich alles an und dann kann der Bewohner ausziehen

Im Fall von Gipsy gibt es noch ein paar Dinge, die keiner einschätzen kann, die man abwägen und erleben muss und wenn alles gut geht, ja dann, dann darf ich die tollen Worte wirklich schreiben.
Nachdem sich Gipsy ja entschieden hatte, erst einmal ganz alleine für das Tagebuch da zu sein, hat sie noch nicht wirklich für Nachfolge gesorgt - noch ist es ja auch nicht offiziell und sicher, also bin ich nur die Urlaubsvertretung.
Und jetzt habe ich ganz viel geschrieben, ohne, dass Sie wissen wer ich bin. Auch nicht die feine Art!
Mein Name ist Sam.
Von Bildern und Erzählungen her kennen Sie mich ja schon, aber lassen Sie mich doch noch ein wenig mehr über mich erzählen. Eigentlich heiße ich Sammy, aber ich finde, dass Sam auch gut klingt. Je nachdem, ob ich mal wieder versuche über den Umweg Auslauf nach Australien zu gelangen oder nicht, rufen unsere Menschen mich Sammy oder eben Sam. Ich bin ein Sennen- Mix und als ich hier eingezogen bin, war ich nicht nur durch meine Größe wohl beeindruckend, sondern auch meine restlichen körperlichen Ausmaße waren viel - zu viel, wie unsere Menschen ganz schnell festgestellt haben. Ich habe mich am Anfang nicht so gut benommen. Ich habe viel geknurrt und gebellt, wusste nicht, was ich hier tun sollte und konnte nicht einschätzen, ob es gut ist hier zu sein oder nicht. Mein Leben vor dem Einzug hier war nicht wirklich toll - sage ich jetzt. Zum damaligen Zeitpunkt kannte ich nur den Stall und keinen wirklichen Kontakt zu Menschen und wenn dann eher laut und unfreundlich. Ich war so ein typischer Hofhund. Wenn ich daran zurückdenke, wie übel ich gerochen habe, das hat meiner feinen Nase wirklich nicht immer gefallen. Und ich wusste auch selbst, dass ich immer das falsche gegessen habe, weswegen ich ja auch mit Rückenproblemen zu kämpfen habe. Aber all das liegt hinter mir. Ich habe festgestellt, dass Menschen sehr toll sein können. Ich habe festgestellt, dass es besser ist weniger und dafür gutes Futter zu bekommen. Ich habe festgestellt, dass ich gerne spiele und Löcher grabe. Ich habe festgestellt, dass es mir gut tut, wenn ich langsam und entspannte Gassirunde laufen darf. Ich habe festgestellt, dass Hundedamen etwas tolles sind, wenn sie nicht zu stürmisch sind. Ich habe festgestellt, dass das Leben als Hund gut sein kann. Wo all dieses Wissen mich jetzt hinbringt? Das weiß ich noch nicht, aber ich bin jetzt gespannt darauf, es herauszufinden. Jeder Tag hier ist die große Chance, dass das gute Leben noch besser wird und das ist doch mal mehr als sehr viele meiner Artgenossen je sagen können. Ich sehe es als Glück an, dass mein altes Leben vorbei ist und ich hier in meinem Tierheim ein neues Leben beginnen konnte.
Und "neues Leben" ist auch das perfekte Stichwort, denn es gab auch Auszüge.
Da wäre mal allen voran die kleine Nelly, die es mir zwar jetzt verdorben hat, das Thema "Vermieter" und dessen Bedeutung zu vertiefen, da sie doch endlich zu ihren Menschen ziehen durfte. Das freut mich sehr und manche Thema kann man dann auch einfach mal fallen lassen. Und auch unser lieber Bobby hat sich selbst einen tollen Menschen und einen großen Garten für seine Entdeckerreisen gefunden. Viel Spaß kleiner Mann.
Auch das Katzenhaus kann ein paar Auszüge vermelden. Da wären Sydney, Mimi, Sven, Sancho und Special K, die alle samt endlich ihre neuen tollen Leben beginnen können.
Das ist aber leider auch alles, was ich bis jetzt so aus dem Katzenhaus weiß.
Ich bin bei den Bewohner des Katzenhauses noch nicht informiert - Gipsy hat da ja so ihre ganz eigene Art und Weise alles Wissenswerte zu erfahren, ich erarbeite mir hier erst einmal einen Kontakt und ich habe auch schon erste zarte Bande zu Bonny geknüpft, die mir versprochen hat, sich umzuhören. Vielleicht wäre aber auch Baron noch eine gute Alternative, da er in der Tat sehr mitteilsam ist.

So und damit beende ich meinen ersten Eintrag ins Tagebuch und halte Sie auf dem Laufenden, ob ich weiter nur die Urlaubsvertretung bin oder das Tagebuch übernehmen darf.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche und bleiben Sie uns treu.
Ihr
Sammy

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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