Da bin ich wieder!

Charly
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Leider muss ich meinen heutigen Eintrag mit einer nicht ganz so tollen Nachricht anfangen: unsere hübsche Charlie ist leider wieder bei uns. Auch wenn es alle Seiten versucht haben, so haben sie dennoch nicht zueinander gefunden. Charlie hat sich nicht öffnen können und die Menschen ihr nicht das Vertrauen einflößen können, welches sie so dringend braucht, um ihre Angst ablegen zu können. Also ist sie wieder bei uns eingezogen, aber hat den Ausflug gut weggesteckt. Charlie ist an und für sich eine selbstbewusste Hundedame – nur Menschen gegenüber zeigt sie sich eher scheu.
Aber dennoch bin ich mir sicher, dass die coole Socke bald eine neue Familie finden wird, bei der dann alles passt. Vielleicht hat sie einfach noch ein bisschen Zeit gebraucht – manchmal stellen selbst wir instinktgesteuerten Lebewesen fest, dass wir etwas nicht wollen, wenn wir es ausprobiert haben.
Aber wissen Sie, unsere Menschen entscheiden da schon richtig. Hin und wieder muss man einen Testlauf starten, um zu sehen, ob es klappt oder nicht. Hätte jeder, der etwas Neues ausprobieren will gewartet, bis er sich sicher sein kann, dass es auch 100%tig klappt, dann würden Sie liebe Menschen wahrscheinlich noch in Höhlen leben und wir wären nicht Ihre Freunde.
Also warum nicht hin und wieder dem puren Instinkt nachgeben und etwas ausprobieren, es riskieren … vielleicht ergibt sich aus einer anfangs vollkommen dumm und irrsinnig erscheinenden Idee das schönste Leben, das man sich vorstellen kann.
Ich für meinen Teil zum Beispiel hätte nie gedacht, dass Pino der totale Frauenschwarm ist. Aber sowohl Charlie als auch Belina sind ganz verrückt nach ihm und wollen am liebsten nur mit ihm Gassi gehen. Doof ist nur, dass die beiden Mädels sich nicht so richtig leiden können. Ob das an der Sympathie zu Pino liegen mag und die Beiden nicht teilen wollen? Wer weiß.
Ich war auch schon einmal mit Charlie spazieren und fand das nicht unangenehm. Sie ist so schön zurückhaltend und vorsichtig, das könnte mir gefallen. Aber so sicher bin ich mir da nicht, ob ich mein Leben bei einer neuen Familie wirklich mit einem anderen Hund würde teilen wollen. Ich denke, wenn dann sollte es in jedem Fall eine Hundedame meines Alters sein, die ganz entspannt ist und mir dann vielleicht helfen könnte, mich an Menschen zu gewöhnen und ihnen zu vertrauen. Aber letztlich bin ich mir, wenn ich den Gedanken jetzt so ausspreche, doch auch wieder nicht sicher, ob es nicht schon genug Anstrengung für mich bedeuten würde, mich auch eine neue Umgebung und neue Menschen einzustellen. Ach ich weiß nicht. Wahrscheinlich fehlt mir nur der Mut, das Risiko einzugehen und vielleicht verpasse ich am Ende damit meine große Chance.
Wie ich auf diese Idee komme? Wir, die wir hier leben, denken immer wieder über verpasste Chance und ungenutzte Möglichkeiten nach. Wir haben ja auch viel Zeit zum Nachdenken … und immer, wenn Neuzugänge zu uns kommen, fängt man an sich zu fragen, wie schnell die eine neue Familie finden werden und warum es bei einem selbst nicht klappen mag. Sie haben es hier im Tagebuch schon oft gelesen, dass es immer wieder Zweifel am eigenen ICH gibt, wenn man hier lebt. Dass man sich immer fragt, was man ändern soll, damit man genug geliebt wird, um ausziehen zu dürfen. Diese Selbstzweifel schweben über uns allen wie so eine große dunkle Wolke – mal heller, mal dunkler und mal mit einem großen Gewitter versehen. Pino ist da wohl unser bestes Bespiel. Er nähert sich dem 3-jährigen Aufenthalt hier immer mehr an. Im Januar ist es dann so weit und dieses Fest will keiner feiern. Doch es kommt unaufhörlich näher und näher! Das Zweijährige hat ihn schon ziemlich mitgenommen und verändert, was passiert dann erst nach 3 Jahren Leben irgendwie ungewollt und nicht geliebt. Das ist jetzt hart ausgedrückt! Unsere Menschen und seine Patin und Joggingpartnerin lieben ihn sehr und mit uns allen hat er ja eine große Familie, aber ich weiß, dass er weiß, wie es anders sein kann. Und das nagt … dieses Wissen quält und nimmt Einem Energie zu hoffen und zu glauben und irgendwann … irgendwann läßt man es dann sein. Dann steht man nur noch auf und frisst vielleicht noch und geht halt dann mal Gassi und wartet, wann der Tag vorbei ist und man wieder schlafen gehen kann und wann es dann ganz vorbei ist und man nicht mehr grübeln muss, was man falsch gemacht hat.
Irgendwann gibt man einfach auf und das, obwohl der Instinkt sagt, dass das Leben schön und lebenswert ist. Wie groß der Einfluss vom Kopf auf den Körper ist, muss ich Ihnen nicht sagen. Schlechte Gedanken können in der Tat schlimme Auswirkungen haben und schöne Gedanken dagegen Berge versetzten.
Also ist es die Hauptaufgabe unserer Menschen, uns bei Laune zu halten, uns immer wieder zu zeigen, dass das Glück kommen wird und wir es wert sind dieses auch einfangen zu können.
Das gilt auch nicht nur für uns Hunde!
Schauen Sie sich doch Joy und Tim an. Zwei so tolle und beeindruckende Bewohner des Katzenhauses und dennoch bisher einfach keine Menschen, die die beiden zu sich holen wollen. Gut, okay, ich muss die Einschränkung machen, dass Tim natürlich ein recht robuster und dominanter Kater ist, der aufgrund seiner Erkrankung keinen Freigang mehr haben darf und ihn das sicherlich hin und wieder echt ank…ähm…unglücklich stimmt. Ja, er beißt hin und wieder und ja, er ist nicht der typische Vertreter eines Schmusekaters, aber das ist doch nicht wirklich ein Grund, ihn nicht haben zu wollen. Und Joy? Das kann ich überhaupt nicht verstehen! Sie ist so eine süße Maus und lebt richtig auf, seit sie endlich etwas sieht. Wie kann man Joy nicht haben wollen?
Genau die Beiden zusammen mit Pino und mir sind aktuell wohl die Beispiele, dass es manchmal etwas dauert, bis der richtige Mensch kommt – ehrlich gesagt, wäre ich froh, wenn ich nicht Mitglied in diesem Verein wäre, aber nun ja, so ist es einfach nun mal.
Ich habe gelernt, dass manche Dinge nicht zu ändern sind, weil es scheinbar von der anderen Seite aus zu viele Bedenken oder Ängste gibt. Ich persönlich gesehen, denke, dass das falsch ist, aber was soll man machen, man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Also warten wir 4 einfach auf den Menschen, der keine Angst vor uns hat, der sich auf ein Abenteuer einlassen will und auch nicht zurückschreckt, wenn es nicht so einfach ist. Pino hat mir mal gesagt, dass er nicht versprechen kann, dass er je der beste Freund des Menschen wird, aber er kann versprechen, es zu versuchen, wenn der Mensch das gleiche tut.
Ich denke, dass das nicht zu viel verlangt ist.
Und damit möchte ich zum krönenden Abschluss von noch von einem Auszug berichten.
Unsere schüchterne und süße Sydney ist aus dem Katzenhaus ausgezogen. Sie kam als Fundkatze, war in keinem guten Zustand und wollte von Menschen nichts wissen. Mit ganz viel Zeit und Geduld haben unsere Menschen sie überzeugen können, dass das Leben nicht gemein und grausam ist und siehe da, kaum hat sich Syndey darauf eingelassen, kam auch genau die Familie zu Besuch, die sich nur für sie begeistern konnten. So soll es sein. Viel Glück liebe Syndey.

Und damit entlasse ich Sie in ein hoffentlich erholsames Wochenende und seien Sie mutig, lassen Sie Chancen nicht ungenutzt, es macht Sie nicht glücklich, wenn Sie immer wieder darüber nachdenken müssen, was wäre wenn gewesen…..
Ihr
Charly

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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