Masken und Ihre Herstellung

Maske aus geflochtenen Binsen, Belrussia (Weissrussland)

Masken sollen angenehm leicht vor dem Gesicht (oder als Maskierung vor dem Körper) getragen werden können.
Nur bei Schutz- und den Schandmasken erfordert der Zweck dagegen auch manchmal schwerere Materialien : Metall zB. bei den Ritter-Turnierhelmen, wie dem „Hundsgugel“, die den Stoß der Lanze ableiten sollten und trotzdem dem Ritter ein einprägsam elegantes Erscheinungsbild beim Tournier, ein unerbittlich gefährliches Äußeres im Kampf bei der Schlacht geben sollten . Eiserne Schandmasken der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit wurden den Delinquenten zur Bestrafung aufgesetzt und sollten im Gegensatz zum Träger die körperliche Bestrafung bis sogar zum Tod durch Verbrennen unbeschadet überstehen. Schutzmasken gegen Hitze aus Asbestfasern, Druckglocken mit dicker Glasscheibe zum Tauchen bis in große Tiefen, Astronautenhelme, Steinmasken für die Toten fallen als Materialbeispiel für Maskenbrauch und Maskenkulte eher weg.
Mit Fellgewand und entfleischten Tierköpfen tritt uns schon der Schamane der Steinzeit auf Höhlenmalereien gegenüber. Fell , Leder und mit Leim oder Wachs gehärtetes Tuch mag wohl über Jahrtausende hinweg bis zu den Theatermasken der Antike und den mittelalterlichen Kirchenspielmasken der primäre Werkstoff für Masken gewesen sein. Solche Tuchmasken oder Masken aus feuchter Tierhaut konnte man über einer Matrize aus Stein und gebranntem Lehm in genauere Form bringen und aushärten lassen. Masken aus solch vergänglichen Materialien, wie auch solche aus Holz, deren Bearbeitung nur mit der Steinaxt sicher sehr viel gröber ausfiel, sind nicht erhalten, seit der Antike aber beschrieben. Die Herstellung erfolgte durch einfache Handwerker oder Laien.
Das wohl geeignetste und üblichste Material für Maskenkulte und Maskenbrauch ist weltweit leichtes und leicht zu bearbeitendes Holz. Während manche Schnitzer bei den Naturvölkern nur das Querbeil (Dechsel)zur Bearbeitung kennen und deswegen auch einen relativ kantig- kubistischen Stil zeigen, haben andere die Intention größerer Naturnähe oder feinerer Details und Muster und vollenden die mit dem Beil grob vorgegebene Form mit feinen scharfen Messern oder, so nicht vorhanden, auch auf manchen Inseln der Südsee und in Südamerika mit so ungewöhnlichen Werkzeugen wie Ratten- oder Nagetierkiefern und zum Glattschleifen mit Rochenhaut.
Hochwertige Schnitzwerkzeuge aus Eisen wie bei unseren europäischen Bildhauern und Maskenschnitzern benutzt, können von Naturvölkern nicht einfach gekauft werden. So fertigt der Schmied in Schwarz-Afrika seine Werkzeuge und Material aus Recyclingmaterial wie dem Blech alter Ölfässer je nach momentanen Bedarf. Da er nun ohnehin der „Herr der Messer und Beile“ ist, aufgrund der Brandgefahr für andere strohgedeckte Häuser aber auch vom Dorf entfernt leben muss, ist er prädestiniert auch kultisch geheime Dinge wie die Maskenherstellung zu erledigen. Mancher „ Meister des Feuers“ ist gleichzeitig auch noch Heiler, der eiternde Wunden ausbrennt und durch punktuelle Hitze Krankheiten austreibt. Bei manchen Völkern in der Südsee und in Südamerika muss der Initiand und Maskenträger aber auch seine Masken selber herstellen. Wird mehr Wert auf feine Details gelegt übernimmt in anderen Stämmen rund um den Globus die Maskenherstellung ein darauf spezialisierter Künstler, der sich dann auch mit der Farbenherstellung und Farbgewinnung aus der Natur auskennt.
Erdfarben wie weißer Kaolinschlamm, rote Laterit-erde und Eisenoxidgelb kommen bei allen Naturvölkern zur Anwendung ebenso wie das schwarze Ankohlen von Partien im helleren Naturton des Holzes. In Afrika entsteht der schwarzbraune glänzende Überzug der Masken durch eisenmanganhaltigen Schlamm, der durch säurehaltige Pflanzensäfte gebeizt wird. Auf Handelswegen kommen seit dem 18. Jhdt. blauer Indigo, Preußisch(cyanid)blau und seit dem 20. Jhdt bunte Bootslacke bei küstennahen Völkern in Afrika, Südamerika und der Südsee in Gebrauch.
Neben Holz finden die unterschiedlichsten Materialien Verwendung. Völker am Polarkreis, wie die Inuit, fertigen Ihre Masken aus Walknochen und angeschwemmtem Treibholz. Völker der Taiga , wie die Mensen, schneiden im Bärenkult Rindenstücke von den Birken, um sich maskiert vor dem Bärengeist zu verbergen. Dünn geklopfte Baumrinde von Maulbeerbaum und Würgefeige (Tapa) ist ein äußerst leichter Stoff für Kostüme und Masken bei vielen Naturvölkern in Südamerika und der Südsee. Sie sind ebenso weit verbreitet wie aus Naturfasern geflochtene Masken. Herrlich leuchtende Prachtstücke sind die mit Ara-federn besetzten Masken der Amazonasindianer. Kalebassenkürbisse, Schildkrötenpanzer, Krebsschalen, Gürteltierhäute, und vieles seltsame Andere mehr runden die Materialpalette ab.
Aus Gelbmetall gegossene oder getriebene Masken, wie auch solche aus Goldblech verkörpern und sammeln das Licht der Sonne und finden so in Hochkulturen bei Totenmasken Verwendung.
Papier ist billiger Ersatz für Textiles und kommt seit dem 19. Jhdt bei der Massenanfertigung von Pappmaschee-masken sowohl in Asien, Europa und Lateinamerika zum Einsatz. In Manufakturen werden vorwiegend für das chinesische Neujahrsfest und die christlichen Maskenbräuche in Europa und Lateinamerika über eine Matrize Papierlagen zum Maskengesicht verleimt.
Auch die Bearbeitung von Holz hat im 20. Jhdt. eine wesentliche Veränderung erfahren: Gerade für die große Anzahl gleichartig zu gestaltender Masken z.B. der schwäbisch-alemannischen Fasnet werden in einer Kopierfräse von einem Original in einem Gang bis zu Dutzend gleicher Masken aus Holz kopiert, die nur mehr fein nachgearbeitet und bemalt werden müssen.

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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