Ein Höhlengleichnis - religiöser Extremismus und die Fortschrittsgläubigkeit

quo vadis ? - Naturreligionen zwischen Fortschritt und Reversion.
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Und da gab es Menschen, die leugneten den Fortschritt , die Veränderungen der Zeit und sie zogen sich zurück in die Höhlen und wollten von all dem Abglanz der modernen Welt nichts wissen, denn sie sei überheblich und leugne den Schöpfer, der seine Welt konstant und ohne Veränderungen geschaffen habe. Ganz genau so wie der Eine eben seine Wünsche unveränderbar im heiligen Buch seit Jahrhunderten unverändert fest geschrieben hatte. Diese alte Welt hatte ihre alten Gebote und würde angepasst an sie auch in Tausenden von Jahren sich nie und nimmer ändern. So glaubten Sie.
Zurückgezogen in den Höhlen, die sich im Norden von Afghanistan beim Abbau des wertvollen blauen Steins, des Lapislazuli über Jahrhunderte in den Fels gefressen hatten, saßen Sie also fest.
Nun gab es also andere Lebewesen, die sich draußen, geblendet vom hellen Tageslicht herum bewegten. Fast glaubte man, sie wüssten nicht , was sie tun sollten. Allzu unstet und hin und her hastend bewegten Sie sich hier und dahin. Mal glaubte man, dies sei ihre Profession, und schon Minuten später hatten sie ganz andere Dinge im Sinn. Nichts konnte sie über längere Zeit konstant beschäftigen, gleich schon war etwas anderes wieder modern.
Und so liefen Sie denn stolz mit den Dingen herum, denen sie vor kurzem habhaft geworden waren und ergötzten sich an Ihrem Schein und dem Eindruck, den sie damit auf andere machten. Sie waren auf der Jagd nach neuen Superlativen. Die einen trugen wertvollen Schmuck mit blauem Stein, Gold und Diamanten, die anderen schwärmten von technischen Highlights, deren Bedienung sie täglich über Stunden mit flinken Fingern einübten. Kaum waren sie annähernd perfekt, so war schon beim nächsten Spielzeug eine ganz andere Handhabung ein zu lernen und der Glanz des alten Werkzeugs verblasste schnell im Dunkel. Andere aber saßen vor Geräten, denen einziger Sinn darin zu bestehen schien, Illusionen zu erzeugen. Dies waren große Bildschirme auf denen Abbilder der Welt gar so lebendig und bewegt erschienen, wogegen die Erlebnisse ihrer Betrachter in der wirklichen Welt demgegenüber geradezu fade und verblasst erschienen. Gerade deshalb konnten sich die den Scheinbildern Verfallenen auch geradezu nicht mehr von Ihnen lösen und waren in ihrer Sucht gefangen.

Höhlengleichnis von Platon (Aus dem Altgriechischen übersetzt in Auszug aus: Der Staat (Politeia)):
Nach diesen Erörterungen, fuhr ich fort, betrachte nun unsere menschliche Anlage vor und nach ihrer Entwicklung mit dem in folgendem bildlich dargestellten Zustande: Stelle dir nämlich Menschen vor in einer höhlenartigen Wohnung unter der Erde, die einen nach dem Lichte zu geöffneten und längs der ganzen Höhle hingehenden Eingang habe, Menschen, die von Jugend auf an Schenkeln und Hälsen in Fesseln eingeschmiedet sind, so daß sie dort unbeweglich sitzenbleiben und nur vorwärts schauen, aber links und rechts die Köpfe wegen der Fesselung nicht umzudrehen vermögen; das Licht für sie scheine von oben und von der Ferne von einem Feuer hinter ihnen; zwischen dem Feuer und den Gefesselten sei oben ein Querweg; längs diesem denke dir eine kleine Mauer erbaut, wie sie die Gaukler vor dem Publikum haben, über die sie ihre Wunder zeigen.
Ich stelle mir das vor, sagte er.
So stelle dir nun weiter vor, längs dieser Mauer trügen Leute allerhand über diese hinausragende Gerätschaften, auch Menschenstatuen und Bilder von anderen lebenden Wesen aus Holz, Stein und allerlei sonstigem Stoffe, während, wie natürlich, einige der Vorübertragenden ihre Stimme hören lassen, andere schweigen.
Ein wunderliches Gleichnis, sagte er, und wunderliche Gefangene!
Leibhaftige Ebenbilder von uns! sprach ich. Haben wohl solche Gefangene von ihren eigenen Personen und von einander etwas anderes zu sehen bekommen als die Schatten, die von dem Feuer auf die ihrem Gesichte gegenüberstehende Wand fallen?
Kurzer Auszug aus http://www.pinselpark.de/philosophie/p/platon/staa...
Darstellung Höhlengleichnis (nach Gottwein)

Bürgerreporter:in:

Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf

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