"Von der Würde und Bürde" des Alters: eine Ausstellung von figürlich ausgestalteten Krücken und Sprecherstäben aus allen Kontinenten

kunaindianer, panama, sprecherstab mit biber
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Ehrfurchtsvoll rückte die Menge der sitzenden Männer auseinander, um dem Neuankömmling Platz zu machen, der gestützt auf einen kurzen kräftigen Stab mit einem blauen Bären als figürliches Knaufende schwer gebückt und vor Anstrengung zitternd sich in die Mitte der Gruppe vorwärts schob. Schnell hatte man ihm hilfreich unter die Arme gegriffen und einen der niedrigen Hocker vorwärts gereicht, damit er sich setzen konnte. Fremde waren ins Kuna-dorf auf den St. Blaas-inseln zwischen Kolumbien und Panama gekommen. Sie hatten erklärt, sie würden den Indigenas helfen, Ihre Schule wieder auf zu bauen , die beim letzten Tornado einfach weg gepustet worden war und über eine Krankenstation könne man auch reden, hatten sie versprochen, wenn man nur das All-inclusive-Hotel an den schönen weissen Sandstrand mit den vielen Muscheln bauen dürfe. Arbeit und Wohlstand für alle sollte es bringen, und jetzt wollte man von den Ältesten wissen, ob man den Fremden trauen solle. Er, der den braune Biber in seiner Fastenwoche bei der Initiation vor vielen, vielen Jahren gesehen hatte, galt als weiße und bedächtig, wenn er den Sprechertab erhoben hielt, hörten alle anderen Gespräche plötzlich auf. Ruhe, denn der "braune Biber" will sprechen, hies es da. " Die Langnasen werden kommen und Euch verbieten, dort am Strand mit euren Wurfnetzen im Meer zu fischen, sie werden euch Kredite geben, damit ihr euch ein Motorboot kaufen könnt und extensiver fischen könnt. Ihr werdet mehr fangen, als ihr essen könnt. Und sie werden euch allen Fisch abkaufen, aber sie werden euch gegeneinander ausspielen und, wenn ihr einen fairen Preis haben wollt, werden sie euch auf eurem Fisch sitzen lassen, bis er zu stinken anfängt und ihr in wohl Abscheu zurück ins Meer kippen müßt und dann wird der Fisch immer knapper werden und ihr müßt viel länger auf dem Meer draussen bleiben und eines Tages wird der Tornado euch holen , aber eure Frauen werden die Kredite nicht abbezahlen können. Eure Frauen werden weiterhin Ihre bunt gemusterten Mola-Blusen zusammen nähen und sie den Fremden zum Verkauf anbieten, doch das wird nicht reichen. Passt euch nicht den Weisen an, ihre Zeit geht schneller und kostet unendlich viel. Unsere Zeit wächst immer wieder nach und es ist jedem soviel davon geschenkt, wie er haben möchte.

So habe ich die Geschichte bei den Kuna auf den St. Blas-inseln erlebt, der Ort ist allerdings auch austauschbar. In Erinnnerung geblieben sind mir ähnliche Beobachtungen ebenso in vielen afrikanischen Ländern, die wir besucht haben, wie auch bei den Naturvölkern in Asien und Neuguinea. Ich erinnere mich aber auch an die alten Leute, die von chinesischen jungen Industriearbeiter von der Strasse weg gestossen wurden, weil sie im Weg standen und ich erinnere mich an meine Verzweiflung im Diedorfer Pflegeheim, in dem meine Mutter 3 Jahre lang von einer geh-unsicheren aber halbwegs noch selbständigen Frau zu einem dahin dämmernden Pflegefall gemacht wurde.

Im Haus der Kulturen in Diedorf, Lindenstr.1,direkt an der zentralen Bushaltestelle Kreuzung Bundesstrasse 300 zeigen wir ab Juli 2013 circa 100 figürlich beschnitzte Krückstöcke, Sprecher- und Würdestäbe. Angefangen von einem Feldzeichen mit Hirschemblem aus den Kulturen des frühen Luristan, über ein Szepter aus der zentralchinesischen bronzezeitlichen Kultur von Xian über Sprecherstäbe der Kuna-Indianer und Würdezeichen aus Afrika reicht der Bogen der Ausstellung bis zu zwei als Kinderspielzeug in Plastik hergestellten Lichtschwertern aus dem Krieg der Sterne. Die Ausstellung kann nur auf tel. Voranmeldung ab 17.00 Uhrgeöffnet werden (08238/60245) Fur Kurzentschlossene besteht aber eine reelle Chance , bei Anruf mich innerhalb von 5 Minuten für eine Führung zum Museum zu lotsen. In der Zeit vom 4. bis 26. August vertritt mich der Künstler, Kunst- und Theaterpädagoge Rainer Braune (0821/991740), der allerdings erst aus Hainhofen her radeln muss. Hier empfiehlt sich dringend eine Terminabsprache.

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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