Halloween als Heischebrauch

Lungau, Krampus vom Kornberger
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Gruselige Gestalten, maskiert und verkleidet, die am Vorabend von Allerheiligen (all hallows evening) von Haus zu Haus ziehen und unter Androhung von Streichen um Süßigkeiten betteln (tricks or treets) gehören mittlerweile auch (wieder?) zum europäischen Winterbrauch.
Solche als „Heischebräuche“ bezeichnete Bettelgänge ärmerer Bevölkerungsschichten ohne eigene Landwirtschaft und die Möglichkeit sich für den Winter Reserven zurück zu legen, gibt es auch zu vielen anderen Gelegenheiten im Winter: Erntedank, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten, Perchtenlauf, Fasching. Wer etwas bekommen will , muss dafür auch etwas leisten: auswendig gelernte Verse, Lieder, kleine Theaterstücke, Verkleidungsspiele, Akrobatik usw. bereiteten sicher ein für kleine Nahrungsspenden positives Klima. Teilweise wurde den Reichen durch einen bestimmten Handlungsablauf bei den Theaterstückchen auch gezeigt, dass der großzügige Spender mit dem Himmelreich rechnen könnte, der Geizhals aber in die Hölle wandere . Beim Bad Mitterndorfer beim Nicolospiel zu St. Nikolaus ist der „arme Sünder“, der keine Spenden zahlen kann, ein Vorgriff auf den „ Jedermann“ in Salzburg.
Natürlich war auch der Vorabend von Allerheiligen (Gedenktag für die Verstorbenen im Himmel –auch die edlen Spender) und Allerseelen(Gedenktag für alle noch im Fegefeuer Schmorenden , also auch die Geizkrägen)bestens dazu geeignet, Spenderlaune zu erzeugen.
Gern gesehene Gaben waren alle energie- und vitaminreichen Nahrungsmittel, die über längere Zeit in den Winter hinein auf bewahrt werden konnten: Dörrobst, Äpfel, Mandeln, Nüsse, Gepökeltes und Kandiertes. Sicher waren auch weniger wertvolle Dinge wie in Europa Rüben und in den USA Kürbisse in großer Zahl mit dabei.
Die beleuchtete Kürbisfratze soll der Sage nach ursprünglich eine ausgehöhlte Saurübe gewesen sein, die ein armer aber listiger Bauer vom Teufel erhalten haben soll, den man weder im Himmel noch in der Hölle brauchen konnte und der deshalb in der irdischen Dunkelheit herumirren musste.
Eine direkte Weiterentwicklung von keltischen Ritualen zum Halloweentreiben ist im tiefreligiösen Irland kaum an zu nehmen. Viel mehr scheint hier eben tatsächlich das Allerheiligenbrauchtum, wie es direkt aus dem frühchristlichen Pantheon in Rom nach Irland kam, eher wahrscheinlich. In der Umdeutung des heidnischen Pantheons (Verehrung aller Götter ohne eigenen Tempel ) zur frühchristlichen Kirche aller christlichen Märtyrer ohne eigenen Namenstag war ja der Grundstein für einen in der Kirche besonders gefeierten Tag vor gegeben.
Nichtsdestoweniger wurden natürlich auch die alten keltischen Feiern an den Tagen der Tag und Nachtgleiche: Beltane (Fruchtbarkeitsritus am 1. Mai) und Samhain (Totenkult?) im Herbst durch die Einführung des „All hallows eve“. der Feierlichkeiten am Vorabend von Allerheiligen endgültig verdrängt.

Bürgerreporter:in:

Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf

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