Dämmertörn mit der Weißen Flotte Schwerin

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Ein runder Geburtstag Familiengeburtstag fand zum Abend des 6.Juli 2019 einen guten Abschluss bei einer Dämmertour mit der Weißen Flotte in Schwerin.
Eine Ermäßigung der Weißen Flotte für das Geburtstagskind überraschte uns gleich zum Anfang der Fahrt. Vielen Dank dafür !
Die Weiße Flotte hat mit dem Anleger direkt am Schloss einen guten Platz für den Tourismus und die Schwerin Besucher. Leider muss man aber immer wieder feststellen, dass die Tourismusvermarktung der Stadt sehr zu wünschen übrig lässt. Die Verantwortlichen überlassen und verlassen sich bei der Vermarktung auf das Schweriner Schloss und diverse Veranstaltungen rund um das Schweriner Schloss. Letztes negatives Beispiel der Tag der offenen Tür im Landtag bei gleichzeitigem Mittelaltermarkt. Da kam keine Freude auf, was schon mit der Parkplatzsuche anfing. Dazu das alljährliche „Sommertheater“ auf dem Alten Garten. Die ohnehin angespannte Verkehrssituation in Schwerin, mit nur zwei Ausfallstraßen, wird so jedes Jahr weiter verschärft. Die Weiße Flotte und alle Gewerbe die hinter dem Schloss in Richtung Werderstraße liegen, werden so vom Tourismus praktisch ausgeschlossen. Parkplätze sind ohnehin Mangelware und jeder der hier schon einmal versucht hat ein Plätzchen zu finden, kommt so schnell nicht wieder. Ortsfremde werden sich auch nicht auf den Weg begeben und die halbe Innenstadt umfahren, um sich dann wieder auf der anderen Seite, erneut auf die Suche nach einem Parkplatz zu begeben.
Das Schiff „ Lübz“ legte pünktlich gegen 19:00 Uhr ab. Um es vorweg zu nehmen, die Zeit bei so einer Schifftour vergeht wie im Fluge obwohl man ja auf einem Schiff ist.
Als Schweriner und nicht Bootsbesitzer sieht man seine Stadt auch einmal aus einer völlig anderen Perspektive. Schwerin ist eine wirklich wunderschöne Stadt, die von der Natur reichlich mit See und Wäldern beschenkt wurde. Nicht ohne Grund blühte diese Stadt schnell im Mittealter auf und entwickelte sich zu einem sozialen und wirtschaftlichen Zentrum, allerdings nur bis zum Ende der DDR. Die damaligen Stadtplaner unter Führung der Großherzöge hatten es geschafft, die Stadt so zu planen, dass Sichtachsen entstanden und sich die Stadt der Natur anpasste. Zu DDR Zeiten hatte man es tunlichst unterlassen Wohnburgen, wie jetzt die Waisengärten direkt ans Wasser zu setzen. Deswegen entstanden die Plattenbausiedlungen auch nicht direkt am Wasser, sondern auch zum Schutz der Natur abseits der Gewässer um die Uferzonen zu erhalten.
Aber zurück zum „Dampfer“.
Gleich zu Anfang der Rundfahrt wurde es schmerzlich deutlich, dass man ab 1999 von dieser Ansicht abgegangen ist, mehr als 6 Baukräne entlang der Schelfstadt zeugen davon, wie man es nicht machen sollte. Dies ist wohl seid den großen Stadtbränden in Schwerin eine der schlimmsten Katastrophen für Schwerin. Die Gegensätze könnten links und rechts vom Schiff nicht krasser sein, auf der einen Seite, die fast intakte Natursilhouette bis hin nach Rabensteinfeld und weiter zum Görslower Ufer. Auf der anderen Seite die Bauwut mit der die Verantwortlichen geradezu in der Stadt Schwerin wüten. Wohnen am Wasser um jeden Preis. Bis hin zum Ziegelsee kann man diese Gegensätze auf der Fahrt noch erkennen, früher war weit vor den Ufern eine Wasserzone erhalten geblieben, die mit kleinen Bootshäusern ihren sanften Abschluss fand, heute baut man fast bis ans Ufer und lässt der Natur keinen Raum. Das gipfelt dann sogar darin, dass sich die Neuanwohner am Wasser von den Ausflugsdampfern geradezu belästigt fühlen. Natürlich nur wenn es nicht ihre eigene Boote betrifft.
In Zeiten wo sich wohlsituierte Mitbürger es leisten können, sich ein neues Boot zu kaufen, weil das alte nass geworden ist, entstehen natürlich Befindlichkeiten, wenn man von den Ausflugsschiffen vom Wasser aus, beobachtet werden kann. Das ist dann fast so, als wenn ich in die Wüste ziehe, und mich später wundere, wo denn plötzlich der Sand herkommt…
Zum Glück war das Wetter diesmal nicht so warm und die Zahl der Teilnehmer hielt sich dadurch in Grenzen und Anatevka zog wohl auch ein paar Besucher ab, was sehr zur Entspannung auf der Fahrt beigetragen hat. Meine Meinung, auf einer Dämmertour, die gegen 21:30 Uhr ihr Ende findet, sollte sich doch auch die Zahl der umhertobenden Kinder eigentlich in Grenzen halten.
Das Personal war freundlich und zuvorkommend. Die Bedienung an den Tischen oben oder unten klappte prima und jeder hatte genug Freiraum für sich. Ein vollbesetztes Schiff lässt zwar die Kasse klingeln, trägt aber nicht unbedingt zur Entspannung bei, zumal wenn sich Gäste oft nicht benehmen können.
Eine Dämmertour für Schweriner und Besucher ist eigentlich ein muss, um die Stadt einmal mit eigenen Augen von einer ganz anderen Seite zu sehen. Nirgends kann man besser sehen, wie man nicht bauen sollte, wenn es der Stadt um den Erhalt einer naturnahen Stadt gehen würde. Einige der Bilder zeigen die Gegensätze sehr deutlich, vor der Silhouette des Domes oder der Schelfkirche, die westlichen „Plattenbauten“, diese Art der Bauweise wurde doch nach der Wende von der westlichen Welt geradezu angeprangert? Dabei hatten DDR Plattenbauten wenigstens noch eine Infrastruktur, die zum Beispiel in den Waisengärten heute völlig fehlt! Keine oder kaum direkte Einkaufsmöglichkeiten, keine günstige Verkehrsanbindung durch überlastete Straßen. Konzentration von vielen Mietern und Eigentumswohnungen auf engsten Bauraum. Und dieser Bauboom ist noch lange nicht zu Ende, wie man an den zahlreichen Baukränen sieht. Wenn in den Wintermonaten der eisige Wind vom Schweriner See, dort im die Ecken pfeift, wird man die Schilfgürtel und die Bäume an den Uferzonen noch schmerzlich vermissen.
Angesichts dieser immensen baulichen Veränderungen entlang der Schweriner Seen muss man sich auch einmal die Frage stellen, wohin sind die Gelder für die Grundstücke, die oft auf stätischen Eigentum gebaut sind, eigentlich geflossen? Müsste Schwerin nicht eine finanziell gesunde Stadt, die keine oder wenig Schulden hat, sein? Der Zuzug aus westlichen Gefilden hält unvermittelt hat und mit Sicherheit wird Schwerin den Großen Dreesch bald neu besiedeln wollen. Wohnprojekte wie, das geplante Wohngebiet, „Am Consrader Wald“ (Mueßer Holz)sind ja schon geplant. Dazu muss man aber erstmal die dortige Infrastruktur weiterhin systematisch vernichten. Beispiel Neu Zippendorf, rund um den Berliner Platz werden Hochhäuser abgerissen, die Post wurde geschlossen, der Fernsehturm ist dicht, eine „Gaststätte“ für 8000 Einwohner. Das Bild mit links dem Fernsehturm, etwas weiter rechts die abrissreife ehemalige Bezirksparteischule und rechts dem ehemaligen Strandhotel spricht doch Bände.
Seit mehreren Jahren bekommt man auch die Insel Kaninchenwerder nicht in den Griff, jetzt soll es ein neuer möglicherweise „Filou“ richten, der schon den Gastronomie Eröffnungstermin platzen ließ. Bei der Rundfahrt bot der Anleger in Kaninchenwerder einen verlassenen Anblick, nur zwei „Hausboote“ waren zu sehen.
Die Stadt mit ihrer regressiven Tourismuspolitik tritt dem Unternehmergeist dauerhaft auf die Bremse. Ideen und Visionen sind nur gefragt wenn diese politisch korrekt sind.

Auf welchem Niveau man sich bei der Stadtmarketing Schwerin GmbH und der Tourismusvermarktung bewegt, zeigt ein Auszug aus der Schweriner Volkszeitung (Siehe Bild) vom Oktober 2016.Hier preist Frau Müller, natürlich mit einem Augenzwinkern, Stadtführertouren an, die man allenfalls nach dem Besuch des Weihnachtsmarktes mit den Konsum von mindestens 10 Glas Glühwein unbeschadet überstehen kann. Eine Osterhasentour zu Weihnachtszeit ist dermaßen bescheuert, danach sollte die Gruppe geschlossen zum Sachsenberg wandern und um freiwillige Aufnahme bitten. Auch die anderen erfundenen Touren erinnern mich eher an den Kindergarten. 
Zudem fragt man sich warum die Stadt Schwerin eine Bettensteuer einführt und die Tourismus und Stadtmarkekting Gesellschaft Schwerin dann auch Betten im Umland vermittelt? Da kann ich ja dann auch meine Speisen und Getränke mit auf das Schiff nehmen.... Zum Schluss bringt noch einer Diesel für den Dampfer mit? 
Hier ein Auszug aus der Informationsseite : Die Tourist-Information befindet sich im alten Rathaus am Markt im Herzen des historischen Zentrums von Schwerin. Freundliche und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heißen hier SchwerinerInnen und Gäste herzlich willkommen.
Wie vermitteln kostenfrei Unterkünfte in Hotels, Pensionen, Privatzimmern und Ferienwohnungen in und um Schwerin oder erstellen attraktive Pauschalarrangements für die Gäste. Die MitarbeiterInnen informieren vor Ort, telefonisch, per Post oder Email über die Stadt Schwerin.
Nun wenn die Stadt Schwerin schon eine Bettensteuer einführt, sollte diese sich doch auch darum bemühen, das Unterkünfte innerhalb der Stadtgrenzen gebucht werden und nicht noch dabei helfen, diese dadurch zu umgehen, indem ich Zimmer in Pinnow oder Rabensteinfeld vermittel. Nun kostenfrei stimmt auch nicht ganz, denn für die Vermieter fallen für die Vermittlung Provisonen an.    
   
Waschechte Schweriner oder Ossis im allgemeinen haben in Schwerin keine Lobby und treffen regelmäßig auf taube westliche Ohren. Dabei hatte gerade doch der Osten es vorgemacht, wie man bevölkerungsnahe Naherholung praktiziert. Das Lankower Südufer mit Badeanstalten, das Waldbad, Kaninchenwerder und Zippendorf haben Bevölkerungsgerecht funktioniert und sind mit mehr Bewohnerzahlen klar gekommen. Der Zweckverband Erholungswesen wurde abgeschafft und somit der Tourismus, erfolgreich abgewickelt.
Für den Schweriner Tourismus kann man nur hoffen, das sich bald die Verantwortlichen an einen Tisch setzen, und die teilweise unhaltbaren Zustände abschaffen, in Bezug auf Freizeit und Naherholung für Touristen und auch für die Bewohner Schwerins. Auf Dauer wird die mangelnde Vermarktung des Tourismus keine positive Entwicklung bewirken.
Warum die Gaststätte am Anleger sich nun gerade Pier 7 nennt, entzieht sich meiner Kenntnis, ich finde den Namen jedenfalls im Binnenland unpassend. Nun mag die Gastronomiekette sich so nennen, aber Pier 7 ? Noch was? Ja die Tretbootmiete der Weißen Flotte mit 15.-€ die Stunde finde ich überzogen, ich würde Kunden mit 5.-€ anlocken und für die weitere Stunde 10.-€ nehmen. Das vergrault zumindest nicht gleich die Kunden, man muss sich ja nicht unbedingt ein Beispiel an die dortige Motorboot Vermietung nehmen, bei der man vor der Bootsmiete erstmal mit seiner Bank sprechen muss. Schade auch um die Vaasa, die hier liegt. Könnte man da nicht eine schwimmende Galerie einrichten? Die Völkerfreundschaft und die Elfriede sind leider schon verschwunden. Der Klönpott aus Tagen der DDR begegnete uns auch im Stangengraben und gehörte wohl seinerzeit zum Interhotel am Bahnhof. Für die Rundfahrt hätte ich mir eine passende Postkarte der Weißen Flotte mit Briefmarke gewünscht, die ich auf dem Schiff kaufen und noch auf dem Schiff abgeben kann. Auf jeden Fall wäre dies eine gute Werbung, die bei den Empfängern ankommt und dazu animiert, auch mal eine Tour mit der Weißen Flotte zu machen.

Bürgerreporter:in:

Norbert Höfs aus Schwerin (MV)

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