Die Erde aus dem Blickwinkel eines Astronauten gesehen - Im Gasometer in Oberhausen ist das möglich (Fotos: Christel Wolter)

Was für ein Anblick! Einen schöneren und lebenswerteren Planeten kennen wir nicht.
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Im Weltraum gibt es jede Menge Objekte, die atemberaubend schön sind, die einen staunen lassen. Ob es Spiralgalaxien sind, bunte Nebelwolken oder Planeten wie z.B. der Saturn mit seinen Ringen oder der Jupiter mit seinen eindrucksvollen Wolkenstrukturen. Man mag manchmal kaum glauben, dass es so etwas Schönes gibt, das der Hand eines fantasievollen Künstlers entsprungen sein könnte.

Doch ein Objekt gibt es darunter, das dieses alles noch toppt, dass, wenn man es aus dem All sehen könnte, von unglaublicher Schönheit ist. Und das ist ausgerechnet das Objekt, dass wir Menschen traktieren, dessen für uns lebensspendende Atmosphäre wir gerade dabei sind zu zerstören. Natürlich ist es unser eigener Heimatplanet, die Erde.

Wir kennen die Bilder dieser wunderbaren Kugel, die Satelliten im All oder die Astronauten, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren zum Mond unterwegs waren, aufgenommen haben. Mit der weiten Fläche der Meere, die rund 70 Prozent der Erdoberfläche ausmachen. Mit den Formen der Kontinente. Eurasien, Afrika, Amerika, Australien und den weißen Polkappen von Arktis und Antarktis. Und auch den Wolkenstrukturen, die der Erde ein immer anderes Aussehen geben. Das alles sind eindrucksvolle Anblicke.
Doch ob man die Bilder davon zweidimensional sieht oder dreidimensional, als Kreisfläche oder tatsächlich als Kugel, ist kein geringer Unterschied. Und den letzten Anblick kann jeder haben, wenn er sich auf den Weg nach Oberhausen macht.
Dort steht der größte Gasometer Europas, fast 120 Meter hoch und knapp 70 Meter im Durchmesser groß. In diesem riesigen, dunklen Hohlraum finden im Wechsel verschiedenste Ausstellungen statt. Zurzeit werden in den beiden unteren Etagen großflächige Fotos zum Thema „Wunder der Natur“ gezeigt. Der darüber liegende gigantische, kreisrunde und über 100 Meter hohe Raum liegt in fast völliger Schwärze. Doch nicht ganz. Denn er wird erhellt vom Mittelpunkt dieser eindrucksvollen Ausstellung, einer künstlichen Erdkugel, die mitten im Raum zu schweben scheint.

Wenn man die Treppe heraufkommt, ist man sogleich von deren Anblick beeindruckt. Wie im freien Weltraum scheint die 20 Meter im Durchmesser messende Kugel über einem zu schweben. Vorsichtig sich durch die Finsternis tastend, müssen sich die Augen doch erst eine Weile an die Dunkelheit gewöhnen, sucht man sich einen Platz. Unter der Erdkugel auf dem Boden liegen überall Menschen, schauen sich die Kugel aus dieser Perspektive an. Man muss aufpassen, dass man nicht auf sie tritt. Doch auf der großen halbrunden Tribüne, auf der man sich bequem auf eines der großen Kissen legen kann, hat man die Erde gut im Blick.
Und nun sieht man alles mit den Augen eines Astronauten, der sich in seinem Raumschiff ein ganzes Stück von der Erde entfernt hat. Und auch wenn sich die Kugel nicht dreht, da sie an unsichtbaren Drähten aufgehängt ist, so wird durch die auf ihre weiße Oberfläche projizierten Bilder der Eindruck einer sich drehenden Erde vermittelt.
Am Tage ziehen die Kontinente an einem vorbei. Dann die Schattengrenze der Dämmerung, die sich von Ost nach West bewegt. Überall auf den Kontinenten gehen die künstlichen Lichter der Menschheit an, es wird Nacht. Man erkennt die leuchtenden Umrisse von Spanien oder Florida, deren Küstenstreifen dicht besiedelt sind. Und man sieht die weiten, schwarzen Flächen der Weltmeere.
Dann wird ein anderes Bild auf die Kugel projiziert. Man blickt auf die Großwetterlagen, die Wolkenbänder des Wasserdampfes, die die Kugel umströmen. Mal in weiten Bögen, mal in Wirbeln. Eine andere Projektion zeigt die unterseeischen Bergrücken, die Bruchzonen zwischen den Kontinenten, wo neues Erdkrustenmaterial entsteht. Dann wieder der normale Anblick der sich scheinbar langsam drehenden Erde.

Für diese eindrucksvollen Anblicke muss man sich viel Zeit lassen, kann dabei auch meditieren. Auch kann man auf einer Galerie auf einem rund 200 Meter langen Weg die Erdkugel umkreisen, praktisch wie ein Satellit. Jeden Anblick kann man dabei haben, und jeder ist irgendwie fantastisch und eindrucksvoll.

Natürlich fährt man anschließend mit dem gläsernen Fahrstuhl an der Innenwand des riesigen Zylinders in die schwarze Finsternis hinauf und guckt sich die Erde von hoch oben an, die sich dann tief unten befindet und ziemlich klein wirkt. Und man steigt auf das Dach ins helle Sonnenlicht hinauf, wo man nach langer Dunkelheit erst mal die Augen zusammenkneifen muss. Doch dann hat man von dort oben einen weiten Ausblick über einen großen Teil des Ruhrgebietes, der nicht nur von Städten, Industrieanlagen und himmelhohen Schornsteinen geprägt wird, sondern auch von vielen Grüngebieten.

Doch hängen bleibt bei einem danach in erster Linie der großartige Anblick der Erde, einer fantastischen Kugel in einem weiten, schwarzen Raum. Und man fragt sich dann auch, warum es der Mensch nicht in den Griff bekommt, dieses wunderschöne, empfindliche Biotop, das doch unser Lebensraum ist und das unzähliger anderer Arten, sorgsamer und pfleglicher zu behandeln. Der Mensch verpestet die Luft. Er betoniert die Landflächen zu. Er verschmutzt die Meere, in denen zum Großteil durch Algen unser Sauerstoff produziert wird, der unser Lebenselixier ist. Er legt riesige, flächendeckende Monokulturen für die Ernährung einer übervölkerten Erde an. Er rodet die Wälder, die Methan binden, für Vieh, dessen Fleisch wir in Mengen essen wollen, das aber Methan, das den Treibhauseffekt immer weiter anheizt, in Mengen produziert. Er sorgt für ein immer größeres Wachstum und verbraucht schon heute mehr als eineinhalb Erden, Tendenz steigend. Man könnte noch viel mehr aufzählen von dem, was unserem Planeten alles andere als guttut.
Ein Teil der Menschheit lebt scheinbar nach dem Motto: Nach uns die Sintflut. Ein anderer Teil ist sich der Gefahren bewusst, ist aber nicht bereit, dass eigene bequeme Wohlstandsleben einzuschränken, was wohl nötig wäre, das Klima zu retten. Und dann gibt es noch den Teil, der den zum Großteil menschengemachten Klimawandel, der sich nach neuesten Erkentnissen noch in diesem Jahrhundert dramatisch verschlechtern wird, verleugnet.

Vielleicht muss man wie ein Astronaut erst mal Abstand von dieser wunderbaren Kugel nehmen, sich die Verletzlichkeit der hauchdünnen Erdatmosphäre vor Augen führen, um erkennen zu können, wie wertvoll sie für uns Menschen ist. Vielleicht kriegt der Mensch die Kurve ja noch hin. Vielleicht aber auch nicht. Alle anderen Lebewesen der Erde könnten in diesem Fall jedoch aufatmen, würde es ihr doch ohne den lästigen Parasiten Mensch bedeutend besser gehen. Doch weiterhin lohnt es sich für uns Apfelbäume zu pflanzen, denn die Hoffnung geben wir nicht auf, dass Dank wissenschaftlichen, technischen und vielleicht auch politischen Fortschritts doch alles gut werden könnte. Die Generationen unserer Spezies nach uns werden es wohl in den nächsten Jahrhunderten erfahren.

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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