"Eine öffentliche Bücherei wäre wünschenswert": Ein Interview mit Dasings Bürgermeister Erich Nagl

Breitbandausbau (v.l.): Peter Reisinger von M-Net, Bürgermeister Erich Nagl, Peter Tomaschko, Dr. Klaus Metzger, Dr. Markus Söder, Tobias Miessl, Dr. Simone Strohmayr
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myheimat: Herr Nagl, die finanziellen Spielräume im Haushalt der Gemeinde Dasing waren im Jahr 2015 begrenzter als im Vorjahr. Auch für die Jahre 2016 bis 2018 bleibt das so. Verantwortlich dafür sind große Projekte wie der Neubau eines Kindergartens, die Erweiterung der Kläranlage und der Neubau des Bauhofes. Wie sieht Ihr Plan aus, um diese dringend notwendigen Investitionen zu stemmen?

Nagl: Die Entscheidungen des Gemeinderates für die genannten Großprojekte waren wichtig und richtig. Natürlich kann, wie im privaten Bereich auch, jeder Euro nur einmal ausgegeben werden. Von einer Einschränkung finanzieller Spielräume kann man nicht sprechen, denn die für diese Vorhaben notwendigen Mittel sind allesamt im Haushalt bzw. in der Finanzplanung bereits eingestellt.

myheimat: Aufgrund der angespannten Haushaltslage regte Gemeinderat Martin Asam an, das Thema „Bauhof“ noch aufzuschieben. Ein Vorschlag, den Sie nicht für sinnvoll hielten. Aus welchem Grund?

Nagl: Aus mehreren Gründen. Unser Bauhof platzt aus allen Nähten und ist am jetzigen Standort nicht erweiterbar. Material und Gerät ist im Gießkannenprinzip im Gemeindebereich verteilt, effektives Arbeiten durch lange Fahr- und Rüstzeiten erschwert, um von den ungenügenden Sozialräumen gar nicht zu sprechen. Der Zustand ist nicht länger akzeptabel. Seit meiner Amtszeit 2008 wird das Projekt nun schon geschoben. Die unendliche Geschichte wie in Friedberg.

myheimat: Ein wichtiges Zukunftsthema ist auch in Dasing der Bereich „Wohnungsbau und Baugrundstücke“. Um Dasing als Wohnort für die junge Generation interessant zu machen, hat der Gemeinderat ein „Einheimischenmodell“ entwickelt. Die Ausweisung und Erschließung neuer Baugebiete kostet ca. zwei Millionen Euro. Aus Ihrer Sicht eine unumgängliche Investition in die Zukunft, oder?

Nagl: Seit gut 10 Jahren haben wir keine zusätzlichen Wohnbauflächen ausgewiesen. Inzwischen konnten die Innenraumverdichtung vorangetrieben und viele Baulücken geschlossen werden. Glücklicherweise haben wir überhaupt geeignete Flächen erwerben können. Selbst durch die geplanten Gebiete kann die Nachfrage nur ansatzweise gedeckt werden. Wir rechnen deshalb mit einer schnellen Vermarktung, so dass die Investitionen auch rasch wieder zurückfließen.

myheimat: Beim neuen Baugebiet „Am Römerweg“ entschied sich der Gemeinderat für einen außergewöhnlichen Plan. Die Straße im Baugebiet soll kreisförmig verlaufen. Welche Vorteile bietet diese Lösung?

Nagl: Das Baugebiet „Am Römerweg“ schließt die Ortsentwicklung von Dasing in diesem Bereich ab. Durch die kreisförmige Straßenführung wird der Bereich für Durchgangs- oder Abkürzungsverkehr unattraktiv, wirkt also verkehrsberuhigend. Im Übrigen wird auch weniger Fläche für den Straßenbau benötigt als bei einer klassischen Erschließung.

myheimat: Es gab Befürchtungen aus der Bevölkerung, dass der Anschluss so vieler neuer Haushalte an das Kanalnetz zu Problemen führen könnte. Sind diese Ängste berechtigt?

Nagl: Nein. Neue Baugebiete werden generell im Trennsystem entwässert. Die Schmutzwassermenge selbst ist als gering anzusehen und kann vom bestehenden Kanalnetz problemlos aufgenommen werden. Das unverschmutzte Oberflächenwasser wird nicht über das Kanalnetz der Käranlage zugeführt, sondern über Regenrückhaltungen gedrosselt in den Unterzeller Bach eingeleitet. Damit wird sogar eine Entschärfung der Situation in der Bachstraße erreicht.

myheimat: Kommen wir zum Wirtschaftsstandort Dasing. Wie sind Sie mit der Entwicklung des Interkommunalen Gewerbeparks zufrieden?

Nagl: Ich denke wir können mit der bisherigen Entwicklung zufrieden sein. Wir haben inzwischen rund ein Drittel der Flächen verkauft. Mit weiteren Interessenten sind wir in Verhandlungen, die zum Teil schon weit gediehen sind. Durch den jetzt begonnenen Ausbau der B300 erwarten wir noch einen zusätzlichen Schub.

myheimat: Einiges tut sich auch auf dem Gelände des ehemaligen Brackenhofs. Geplant sind unter anderem ein Boarding-Hotel mit Bistro, ein Großhandelsgeschäft und ein Spielcasino. Im Februar 2015 wurde der Bauantrag noch abgelehnt. Was hat den Sinneswandel im Gemeinderat herbeigeführt?

Nagl: Es ging im Februar nicht um einen Bauantrag, sondern um den Bebauungsplan „Brackenhof“. Der wurde geändert und die Gebäudehöhen reduziert. Thema war auch die Spielstätte. Durch die neuerliche Planung wird nun eine nicht gewollte Ausweitung derartiger Nutzung verhindert.

myheimat: Die Bücherei soll ins ungenutzte ehemalige Hausmeisterhaus außerhalb des Schulgebäudes umziehen. Warum befürworten Sie eine öffentliche Nutzung?

Nagl: Ungenutzte Liegenschaften kosten auch Geld. Für die Größe von Dasing wäre eine öffentliche Bücherei durchaus wünschenswert und das Gebäude damit sinnvoll genutzt. Darüber hinaus soll darin auch die Schulbibliothek untergebracht werden. Der Schule würde dann ein weiterer Klassenraum, der dringend z. B. für unsere Mittagsbetreuung oder zur Betreuung unserer unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge benötigt wird, zur Verfügung stehen.

myheimat: Nach all der Politik nun noch eine „persönliche Frage“ zum Abschluss. Als Bürgermeister treffen Sie im Laufe eines Jahres sicher sehr viele interessante Persönlichkeiten. Welche Begegnung hat Sie am meisten beeindruckt?

Nagl: Das war ein Treffen, das nichts mit meinem Bürgermeisteramt sondern eher mit meinem früheren Beruf zu tun hat. Das war ein Zusammentreffen mit Bill Gates. Eine nicht unumstrittene, aber trotz aller kontroversen Diskussionen eine beeindruckende Persönlichkeit.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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