Das Wasser gehört der Herrschaft

Altes Ölgemälde von der Wassermühle Laderholz
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Gesprächskreis „Mühlen ,um die Ecke’“ trifft sich in der Wassermühle Laderholz

Der „Gesprächskreis: Mühlen Hannover / Hildesheim“ traf sich am 31. Oktober 2015 - im vierten Jahr seiner Existenz – in der historischen Wassermühle Laderholz, an dem kleinen Flüsschen Alpe zwischen Neustadt und Schwarmstedt gelegen. Initiiert und verabredungsgemäß eingeladen hatte der Freiwillige Müller Reinhard Tegtmeier-Blanck von der Bockwindmühle in Wettmar. Ziel dieses lockeren Zusammenschlusses von Mühlenvertretern ist das gegenseitige Kennenlernen, die Vorstellung und Besichtigung der einzelnen Mühlen und der gemütliche Austausch über die unterschiedlichsten Mühlen- und Müllereiprobleme.
Nach den Bockwindmühlen Wettmar, Lönspark in Hannover, Kaltenweide, der Holländermühle Paula in Steinhude war in diesem Jahr erstmals die ehrwürdige Wassermühle Laderholz als Treffpunkt ausgewählt worden. Die Tatsache, dass die Wassermühlen als Kraftmaschinen älter sind als Windmühlen, wird auch hier bestätigt, denn sie wird bereits 1167 in einer Urkunde als Schenkung an das Stift Minden erwähnt!
Die wechselvolle Geschichte bis zu ihrem drohenden Totalverfall“ in den 1960er Jahren ist nachzulesen unter http://www.wassermühle-laderholz.de/geschichte-bis... . Die versammelten Mühlenvertreter fanden jedoch jetzt eine Wassermühle vor, die seit 1990 mit außerordentlichem Engagement (und viel Geld!) mit Hilfe öffentlicher Einrichtungen vor allem durch die Mitglieder "Heimatbundgruppe Laderholzer Wassermühle" in einen beeindruckenden Zustand wiederhergestellt wurde, nicht ein Kleinod, sondern ein „Großod“ historischer Mühlentechnik!
Bei den Windmühlen galt im Mittelalter der Rechtsgrundsatz „Der Wind gehört der Herrschaft“ und war Grundlage dafür, dass die Nutzung des Windes durch die Müller und die „Mahlgäste“ (Bauern) mit Abgaben bezahlt werden musste. Bei Wassermühlen war es nicht anders: Die Wasserrechte lagen auch bei den Grund- bzw. Feudalherren und die Nutzung musste ebenfalls bezahlt werden. Hinzu kamen genaue Vorschriften über die Stauhöhen, die Gerinne, die Teiche, die Wasserräder usw. Alles das war genauestens festgelegt in umfangreichen Mühlordnungen.
Die Wasserechte sind nun keineswegs eine vergangene mittelalterliche Erscheinung: Sie regeln heute z.B. in Laderholz, dass die Mühle nur zweimal im Jahr das Wasser stauen und in Betrieb gehen darf! Und gegenwärtig sind sehr viele Wassermühlen in Europa in ihrem Betrieb durch eine Wasserbaurichtlinie bedroht, die den Einbau von Fischtreppen vorschreibt und Einfluss auf die Staumöglichkeiten nimmt.
Die anwesenden Müllern wurden nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Wolfgang Bornemann und seine Einführung in die Geschichte der Wassermühle zu einer intensiven Besichtigung eingeladen. Neben der Mühle fand das neue Mehrzweckgebäude großes Interesse (vgl. Bilder), auch wegen seiner sehr ungewöhnlichen Optik. Es enthält einen Aufenthaltsraum für ca. 15 Personen, eine Küchenausstattung, auf der Giebelseite eine kleine Toilette und einen Materialraum. Der Clou aber ist eine Rolltor-Seitenwand, die einerseits den Raum verschließt bei Innennutzung, aber geöffnet werden kann, wenn Festlichkeiten anliegen: Man öffnet die Seitenwand, rollt die Küchenzeile nach vorn in die Lücke - und hat einen großen Verkaufsthresen!
In diesem neuen Mehrzweckgebäude wurden die Gäste zu einem feudalen zweiten Frühstück eingeladen. Nebenbei diskutierten sie anhand einer vorgeschlagenen Tagesordnung verschiedene mühlenspezifische Themen:
Da z.B. bei dem letzten Treffen in der Windmühle Paula eine Resolution mit der Forderung nach dem Erhalt der Windmühle Abbensen verabschiedet worden war, konnte der Mühlenbau-Experte Rüdiger Hagen jetzt leider nur berichten, dass sich dort nichts Konkretes zum Erhalt der Mühle abzeichnete, ja, dass aus verschiedenen Gründen ein Abriss wegen Baufälligkeit immer wahrscheinlicher werde.
Ein konkretes Arbeitsergebnis konnte neben all den wichtigen Informationen, Anregungen und der kollegialen Fachkommunikation auch noch erreicht werden: Im nächsten Frühjahr wird ein gemeinsamer Flyer über die beteiligten zehn Mühlen erstellt. Diese werden dort jeweils mit zwei Bildern und einem Kurztext vorgestellt. Die Flyer sollen in allen Mühlen ausliegen und für die Besucher als Anregung dienen, weitere „Mühlen um die Ecke“ anzuschauen.
Mit dieser Formulierung wurde dann nicht nur eine Flyer-Überschrift gefunden, sondern auch der neue Name für diesen Gesprächskreis, der sich im nächsten Jahr wieder zweimal treffen wird.

Bürgerreporter:in:

Reinhard Tegtmeier-Blanck aus Wedemark

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