Karl Ebel - Erster Müllabfuhr-Unternehmer 1926 in Burgdorf

2. Februar 2012
Mühlenstraße, 31303 Burgdo 31303 Burgdorf
Fuhrunternehmer Karl Ebel mit seinem Pferdegespann (Liese und Lotte) etwa 1930 in Burgdorf
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  • Fuhrunternehmer Karl Ebel mit seinem Pferdegespann (Liese und Lotte) etwa 1930 in Burgdorf
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Eine wahre Geschichte aus Burgdorf.

Wie ich aus Erzählungen meiner Verwandtschaft weiß, hat mein Großvater „Wilhelm Karl August Lorenz“ Ebel, kurz „Karl Ebel“ genannt, im Jahre 1926 das erste private Müllabfuhr-Unternehmen in Burgdorf gegründet. So steht es auch mit wenigen Worten in der Burgdorfer Chronik. Damals gab es nichts Vergleichbares.

Er benutzte dazu einen von zwei Pferden gezogenen Ackerwagen. Die Pferde hörten auf die Namen „Liese“ und „Lotte“. Mit diesem Gespann fuhr er alles ab, was in dem Landwirtschaftlich orientierten Burgdorf entsorgt werden mußte. Das waren Asche, Schutt, Jauche und jede Art von Hausabfällen. Zu seinem Angebot gehörte auch das Leeren der damals gebräuchlichen Plumps-Toiletten, was nicht gerade angenehm war...

Seine ältesten Söhne Karl, Lorenz und Elfried halfen ihm manchmal bei der Arbeit. Sein Sohn Lorenz erinnert sich: „Bei Wind hatten wir oft Mühe, die Ladung vor dem herab wehen zu schützen. Auch sonst war es für uns Kinder ein harter Job. Wir fuhren bei jedem Wetter“.

Karl Ebel wurde am 14.Juni 1903 in Burgdorf geboren. Seine Eltern waren der Bahn-Streckenwärter Lorenz Ebel (14.3.1878/19.2.1953) und Elfriede Ebel geb. Hoppe (17.5.1882/19.4.1966). Karl hatte es nicht leicht im Leben. Seine Geschwister starben schon früh im Kindesalter an Krankheiten. Zuletzt sein jüngerer Bruder Gustav im Jahre 1929. Schon früh lernte Karl auf diese Weise die Härte des Lebens kennen. Er lernte so aber auch, sich im Leben zu behaupten.

Am 12. April 1924 heiratete er in Burgdorf seine Frieda (geb. Gottschalk, 7.11.1900/28.1.1970). Sie war von Ehringshausen (Hessen) zugezogen. Karl und Frieda schenkten 7 Kindern das Leben. Nach den drei bereits genannten Söhnen folgten Elli, Johanne, Gustav und Inge, meine Mutter.

Neben der Müllabfuhr, Viehhaltung und Hausarbeit in der Mühlenstraße 1 bewirtschafteten Karl und Frieda gemeinsam eigenes Land im Bereich des heutigen Wohngebietes Ortbruch (zwischen den Straßen Dammgartenfeld und Am Bösselberg, vormals FC-Platz), sowie eine eigene Weide „Am Jagdsteg“ und ein Waldstück mit Wiese im Burgdorfer Holz (Richtung Immensen). Die Ländereien sind heute nicht mehr im Familienbesitz.

Alles war in Ordnung, bis Karl Ebel im Jahre 1940 kurz vor Weihnachten einen Einzugsbefehl bekam. Er fiel daraufhin in eine depressive, verzweifelte Stimmung. Sein letztes Weihnachtsfest 1940 verlief dementsprechend „gedrückt“, wie ich aus Erzählungen weiß. Am 27.12.1940 zog Karl Ebel als Besatzer nach Reims (Frankreich) in den Krieg.

Als Karl nach über 10 Monaten Einsatz Urlaub bekam und bereits auf dem Bahnsteig den Zug nach Hause erwartete, brach er dort plötzlich zusammen. Er kam ins Krankenhaus und starb in Reims am 5. November 1941 an einer doppelseitigen Lungenentzündung, wo er auch beerdigt wurde. Sein Grab befindet sich auf dem dortigen Kriegsgräberfriedhof, mit dem Namen „Wilhelm Ebel“ auf dem Grabstein. Er kam, wie er bereits ahnte, nie wieder zurück...

Meinen Großvater habe ich dadurch leider nie kennen gelernt.

Das Fuhrunternehmen wurde anschließend nicht weitergeführt. Nach dem Krieg gab die Familie schließlich auch die Viehhaltung und Landwirtschaft auf. Es rentierte sich nicht mehr. Nur das Haus „Mühlenstraße 1“ ist noch im Familienbesitz. Sein ältester Sohn Karl ging nach Schottland und heiratete dort. Er arbeitete in der berühmten Schmiede von Gretna Green. Man nannte ihn dort den „German Scotchman“. Alle anderen Kinder und Kindeskinder sind in Burgdorf bzw. in der Nähe geblieben.

Diese Geschichte meines Großvaters widme ich all denen, die das Elend des Krieges miterlebt haben.

Bürgerreporter:in:

Ralf Schünemann aus Burgdorf

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