Predigt zum Fest des heiligen Albertus Magnus (* 1193, † 15. November 1280)

Sarkophag des heiligen Albertus Magnus in der Krypta von Sankt Andreas in Köln
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Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

Es fällt uns nicht leicht, einen Bezug zwischen dem heutigen Evangelium (Lk 17, 26-37) und dem Tagesheiligen Albertus Magnus herzustellen. Das Evangelium spricht vom „Tag des Menschensohnes“, von der Parusie, von der Wiederkunft des Herrn, die mit dem Ende dieser Welt in Verbindung gebracht wird. Das erschreckt uns eher, zumal es mit Bildern von der Flut und Feuer und Schwefel, von der Geschichte Noachs und Lots verbunden wird. Das scheint in die triste Novemberstimmung zu passen, wo die Sonne sich immer mehr zurückzieht, die Tage immer kürzer und die Nächte immer länger werden.

Das will so gar nicht mit der großen Gestalt des Albertus Magnus zusammenpassen, der in seiner Zeit den Menschen die Welt in einem neuen Licht aufgezeigt hat. Licht war das große Thema des 13. Jahrhunderts. Es ist gleichzeitig die Zeit der Gotik, der großen gewaltigen Dome, die in ganz Europa entstanden, in der die Pfeiler und Säulen nach oben strebten und die Fenster sich nahezu ins Unendliche vergrößerten. Farbenfrohes Licht strömte in die Kathedralen. Die Fenster von Chartres in Frankreich oder Leon in Spanien mögen beispielhaft für viele andere stehen. Die Wände scheinen nur noch in Fenstern zu bestehen. Sie sind Verkörperung der Lichtmetaphysik der Zeit, für die Albertus Magnus ein Exponent ist. Gott ist für Albertus ungeschaffenes Licht und die Dinge dieser Welt sind lange vor ihrer Realisierung Gedanken dieses unerschaffenen Gottes.

Wir haben den Eindruck, die Naturwissenschaften hätten in den letzten 200 Jahren gewaltige Fortschritte erzielt. In gewisser Beziehung trifft das zu, aber nicht unter allen Aspekten.

Unsere Welt erscheint uns unübersichtlich, komplex und kompliziert, vor allem wenn wir selbst keine Naturwissenschaftler sind. In vielen Lebensbereichen müssen wir glauben, was man uns sagt. Überprüfen können wir Zusammenhänge und Grundlagen oft nicht, schon gar nicht in den Details. Etwas aber geht: Die heutige Lesung scheint auf den Gedenktag von Albertus Magnus wie zugeschnitten, sie zeigt auf, was auch der Haltung des großen Dominikaners entsprach: „Im Werk den Meister erkennen". Das ist Albertus Magnus gelungen. In unzähligen Zusammenhängen bewahrte er den Durchblick auf Gott, schloss er von der Schönheit der Schöpfung auf die Größe des Schöpfers.

In allem den Schöpfer entdecken … und nicht nur diese Welt konsumieren und verbrauchen und davon ausgehen: Irgendwann ist es halt vorbei. Unsere Welt, die ganze Schöpfung hat ein Ziel, ist nicht Zufallsprodukt, sondern Geschenk. Deswegen gilt es wach zu sein für Gottes Spuren, damit wir „dabei sind", wenn die Zeit reif ist und ER alles in seine Vollendung rufen wird. Das dürfte der Sinn des heutigen Evangeliums sein. Wann die Zeit reif ist, wird uns nicht gesagt. Die Parusie des Herrn wird völlig überraschend hereinbrechen.

Die Menschen sind aber vielfach völlig in ihrem weltlichen Treiben befangen und leben in geistiger Blindheit und leichtsinniger Sorglosigkeit. Die Beispiele von den schlafenden Menschen bei Nacht und den Frauen, die an der Mühle bei Tage mahlen, sind Beispiele für die völlige Befangenheit im alltäglichen Tun. Die Jünger fragen etwas erschreckt und naiv: „Wo, Herr, wird das geschehen?“ Die Antwort Jesu, die sprichwörtlichen Klang zu besitzen scheint, lehnt die Frage in dem von den Jüngern gemeinten Sinn ab: „Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.“ Der Ort der Parusie wird sich schon bemerkbar machen, wie die Geier das Aas verraten. Die Rede Jesu ist sehr plastisch und ausdrucksstark: Wenn der Menschensohn kommt, werden die Menschen ihn von selbst finden wie die Geier das Aas.

Letztlich ist das Wann und Wo nicht entscheidend. Entscheidend ist, in unserem Herzen und in unserem Denken ganz viel Neugier auf unseren Gott zu besitzen und auf das, was er uns als sein Reich in Fülle schenken will. Diese Vorfreude auf die Vollendung der Welt in Gottes unendlicher Fülle ist entscheidend. Das dürfen wir heute von Albertus Magnus lernen.

 Amen

Sarkophag des heiligen Albertus Magnus in der Krypta von Sankt Andreas in Köln
Sarkophag des heiligen Albertus Magnus in der Krypta der Dominikanerkirche St. Andreas. Er ist im Alter von mehr als 80 Jahren am 15. November 1280 in Köln gestorben. Die Reliquien des Heiligen ruhen in einem römischen Sarkophag.
Bürgerreporter:in:

Manfred Hermanns aus Hamburg

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