Panikmache und Hamsterkäufe - 'Corona' heißt jetzt Corinna

Hamburger Stammtisch

Desinfektion ist erstes Gebot!

Sie waren etwas später am Stammtisch, deswegen waren bereits einige Männer, die sie vom Ansehen kannten, bei ihrem Frühschoppen.
Rechts vom Eingang stand ein Barhocker, auf den Charly eine Flasche 'Gorbatschow' und eine Rolle Küchenpapier hingestellt hatte.
Außerdem ein Blatt mit seiner Handschrift:  Bitte erst die Hände desinfizieren!
Charly stand hinter der Theke und Karl rief: "Wenn das der Bundesgesundheitsminister sähe, würde er dich loben!"
Ralf lachte und Walter ergänzte: "Ja, er würde dich sogar für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen!"
Der Wirt verzog keine Miene und kam noch nicht mal zur Begrüßung.
Charly, bitte drei Flaschen Bier wie letztes Mal!" rief Ralf. "Oder hast du was mit den Ohren?"
Es kam aber ein älterer, glatzköpfiger Mann und stellte sich vor: "Ich bin Gerhard, Kellner im Ruhestand. Der Wirt beschränkt sich aufs Kassieren."
In dem Augenblick kam ein ihnen unbekannter Mann mit einer Halbmaske herein
und ging zügig am Barhocker vorbei.
Gerhard rief ihm zu: "Bitte, erst desinfizieren!"
Der ging zurück, lüftete die Maske mit Daumen und Zeigefinger, griff sich die Flasche Wodka und setzte sie an den Mund. Lachend sagte er dann: "Ich infiziere mich lieber von innen!"
Er sah witzig aus mit seiner roten Maske, eine wohl von Halloween
übrig gebliebene Zombie-Maske, die er halbiert hatte. Vor seinem Mund sah man ein wahrscheinlich ausgeschnittenes rundes Loch.
Er setzte sich an einen Einzeltisch und fragte: "Habt Ihr nur Astra?"
Gerhard erwiderte: "Du kannst auch Holsten-Edel haben!"
"Mach was du denkst, das ist die gleiche Plörre!"
Gerhard reichte ihm eine Flasche, und er rekelte sich auf dem Sessel, Kopf im Nacken, steckte den Flaschenhals in das Loch und schüttete das Bier in sich hinein.
Jetzt bemühte sich Charly doch an ihren Tisch und nahm Platz.
Karl hatte bemerkt, dass er unsicher an den anderen Tischen vorbeiging und
beanstandete: "Charly, du hast heute so einen ondulierten Gang. Hast du schon 'einen im Tee'?"
"Zwangsläufig!"
"Wieso das?" fragte das Trio fast gleichzeitig.
"Ich war letzte Woche bei meinem Hausarzt, der ist so eine Art  Homöopath.
Der sagte, dass sei alles Quatsch! Solange noch kein Impfstoff entwickelt ist,
hilft nur Wodka!"
Die Drei schmunzelten und Walter fragte, ob er einen russischen Emigrationshintergrund habe.
"Das kann sein, er heißt Wladimir Lasarem."
"Meint der zur Desinfektion oder zum Trinken?" Ralf musste selbst über seine Frage lachen.
"Soweit ich ihn verstanden habe, beides! Er sprach immer vom 'Corinnavirus' und als ich ihm sagte, dass es doch anders bezeichnet wird, winkte er ab und meinte, der Ausdruck müsste entschärft werden. Er hielt mir einen langen Vortrag über unser Immunsystem. Das habe ich nicht alles behalten und würde hier auch zu lange dauern! Das Immunsystem sei wie ein zweites Gehirn.
Da alle Nachrichten mit derselben Meldung anfangen: "Coronavirus auch in...
denkt es an eine böse Nachricht und veranlasst einen starken Adrenalin-
Ausstoß. Sagt man stattdessen 'Corrinna', denkt es an eine schöne Frau und produziert Serotonin, bekannt als Glückshormone."
Herzhaftes Lachen der drei Freunde.
Charly musste zurück zur Theke, weil jemand bezahlen wollte.
Sie nahmen einen großen Schluck aus der Pulle, bevor Karl erzählte:
"Ich glaube, die ganze Menschheit ist hysterisch geworden, sogar meine Bertha!" Er machte eine Pause und überlegte.
"Nun fang schon an!" drängte Ralf.

Dialog beim Frühstück

"Während unseres Frühstücks gab es einen interessanten Dialog:
"Montag muss ich Dr. Warncke anrufen, dass er vorbeikommt und mich untersucht."
"Wieso muss er zur dir kommen?"
"Wir sollen doch jetzt nicht in die Praxis gehen!"
"Bei einer Erkältung brauchst du überhaupt keinen Arzt!  Man sagt doch: Mit Medikamenten dauert sie zwei Wochen, ohne 14 Tage!"
Bertha nieste dreimal hintereinander in ihre linke Armbeuge. Der schwarze Pulli
hatte da schon eine grau-glitzschige Farbe, weil sie ihn schon einige Tage getragen hatte."
"Igitt!,  schrie Ralf und Walter verzog das Gesicht und flüsterte:"Ekelhaft!"
Ich sagte: "Das ist unhygienisch! Du musst das Ding ausziehen und waschen!"
"Ja, morgen ist mein Waschtag, den krieg ich noch mit in die Waschmaschine."
"Der muss separat mit 100 Grad heißem Wasser gewaschen werden, damit die Bakterien abgetötet werden!"
"Das sind Viren!", verbesserte sie schnippisch. "Und meine Waschmaschine zeigt nur bis 90 Grad an."
"Denn schmeiß den Lappen doch in die Mülltonne, du hast doch genug von dem
Plunder im Schrank!  Da hättet ihr meine Frau mal toben hören können! Ich hab mir schnell meine Jacke geholt und bin aus dem Haus gelaufen!"
Walter und Ralf wussten nicht, ob sie ernst bleiben oder lachen sollten.

Hamsterkäufe

"Ich habe gestern auch so was Verrücktes erlebt", begann Walter. "Hinter mir in der Schlange vor der Kasse stand eine Frau mit einem etwa 5-jährigen Kind.
Der Junge sagte fast wütend: "Ich will aber ein Eis! Sonst sage ich es Papa!"
Ich drehte mich lachend um und bemerkte, dass ihr Wagen bis oben mit Toilettenpapier beladen war.  Die Frau sagte: 'Sie brauchen gar nicht so zu lachen! Sie haben doch selbst gesehen, wie die Regale alle leer geräumt sind!
Ich bin schon das zweite Mal hier. Heute morgen habe ich Konserven und Nudeln gekauft."
Ich nickte, und das war ihr wohl zu wenig. Sie fing wieder an:"Haben Sie schon mal für eine achtköpfige Familie eingekauft?"
"Nein."
"Vielleicht dürfen wir bald nicht mehr raus, wenn die Regierung Quarantäne für alle anordnet."
Ich lachte wieder und sagte: "Und ich dachte, in Ihrer Familie hätten alle Durchfall!"
Walter schmunzelte. "Tolle Story, fast wie im richtigen Leben!"
Ralf rief in Richtung Theke: "Gerhard, bitte noch drei Flaschen und ein Kartenspiel!"
Der kam sofort und legte die Karten wortlos neben die Flaschen.
Walter nippte an der Flasche und betrachtete sie nachdenklich.
"Die sind ja schon so unansehnlich und dreckig, richtig unhygienisch!
Nächsten Sonntag bringe ich ein neues Blatt mit!"
"Wollen wir denn heute nicht spielen?" fragte Ralf.
"Selbstverständlich! Wir machen heute nur fünf Runden und nach jedem Spiel gehen wir zu 'Gorbatschow' und desinfizieren unsere Hände! Und dann zu Karl:
"Bist du damit einverstanden, oder hast du Angst vor 'Corinna'?"
"Nein", antwortete er mürrisch. "Aber vor Bertha!"

Bürgerreporter:in:

Martin Ripp aus Bramfeld

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