Schüler erleben, wie Molekularbiologie Leben rettet

19. Juli 2014
11:00 - 14:00 Uhr
Kant-Gymnasium, 56154 Boppard
Der 18-jährige Michael Bock, Schüler des Kant-Gymnasiums, möchte genau wissen, wie eine Stammzellspende abläuft.
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17 Schüler des Kant-Gymnasiums in Boppard (Rhein-Hunsrück-Kreis) besuchten während der Projektwoche mit den Biologielehrerinnen Jenny Reinartz und Nadine Petry die Stefan-Morsch-Stiftung, die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands, in Birkenfeld. Die Schüler der achten bis zwölften Klasse wollten genau wissen, wie im Labor der Stiftung Blutproben nach den genetischen Gewebemerkmalen untersucht, wie für Leukämiepatienten die genetisch passenden Stammzellspender gefunden werden und wie eine Stammzellspende abläuft. Am Samstag, 19. Juli, ab 11 Uhr stellen die Schüler während des Schulfestes am Kant-Gymnasium, Mainzer Straße 24, Boppard, dann ihr Projekt „Leukämie – Gemeinsam gegen Blutkrebs“ vor. Auch Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung sind dann am Gymnasium und bieten an, sich mit einem Fingerhut voll Blut als potenzieller Lebensretter für Leukämiekranke registrieren zu lassen.

„Wir wollen jungen Menschen vermitteln, dass mit Stammzellspende Leukämiekranken das Leben gerettet werden kann. Der Kontakt zu Schulen und Universitäten hat in der Stefan-Morsch-Stiftung einen hohen Stellenwert. Schüler- und Studentengruppen sind bei uns willkommen“, erklärt Emil Morsch, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Stammzellspenderdatei. Die Schüler konnten hautnah erleben, dass Molekularbiologie kein trockener Stoff ist – sondern ein wichtiges Element in einem Netzwerk, das tagtäglich weltweit Leben rettet. Im Labor durfte sich jeder, mit Unterstützung der Mitarbeiter, am Arbeitsalltag der Labormitarbeiter versuchen.
Neben dem Labor lernten die Schüler auch die Arbeit der Stefan-Morsch-Stiftung kennen. So wurde genau erklärt, wie das Spendersuchzentrum der Stiftung arbeitet und wie eine Stammzellspende in der hauseigenen Entnahmeeinheit funktioniert.
Die Schüler waren mit Interesse dabei. „Mich interessiert das Thema Medizin allgemein und ich will genau erfahren, wie eine Stammzellspende abläuft“, erzählt Vanessa Rausch (18). Ein 14-jähriger Schulkamerad möchte mehr über Leukämie wissen: „In meiner Familie gibt es einen Krebsfall, daher bin ich dafür sensibilisiert.“ Der 18-jährige Michael Bock möchte später Medizin studieren: „Von daher ist es sicher hilfreich, sich jetzt schon damit auseinander zu setzen. Und da ich mich am Samstag typisieren lassen möchte, erfahre ich schon jetzt, was danach alles passiert.“
Der Besuch in Birkenfeld ist nur ein Teil des Projekts, das Jenny Reinartz und Nadine Petry leiten. „Wir wollen einerseits das Krankheitsbild herausstellen, aber auch aufklären, wie Hilfe für Leukämiekranke funktioniert und das Bewusstsein der Schüler dafür schärfen“, erklärt Jenny Reinartz. „Auch die emotionale Komponente ist uns dabei wichtig“, fügt Nadine Petry hinzu. Deswegen haben sie mit den Schülern bereits Tagebücher und Berichte von Erkrankten behandelt und wollen noch einen Film vorführen. Die Lehrerinnen sind stolz auf das Interesse der Schüler: „Von Anfang an wollten wir zum Abschluss eine Typisierungsaktion machen. Das hat viele Schüler angesprochen. Sie wollen Verantwortung übernehmen und machen selbst kräftig Werbung bei ihren Mitschülern.“
Am Samstag, 19. Juli, stellen die Schüler dann ihr Projekt während dem Schulfest am Kant-Gymnasium in Boppard vor. Und sie rufen dort gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung dazu auf, sich ins Team der Lebensretter aufnehmen zu lassen.

Antworten auf häufige Fragen:

Was ist eine Typisierung?
Als Typisierung bezeichnet man die eigentlichen Laborarbeiten, die für eine Aufnahme in die Stammzellspenderdatei notwendig sind. Aus einer Blutprobe - es genügt ein Fingerhut voll Blut - werden die für die Transplantation von Stammzellen relevanten HLA-Gewebemerkmale im Labor bestimmt. Das gleiche funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut.
Nach entsprechender Aufklärung über die Stammzellspende muss ein Spender schriftlich sein Einverständnis zu dieser Untersuchung und zur Registrierung seiner Daten geben. Im Anschluss an die Analyse werden die Daten in der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung gespeichert. Von dort werden die HLA-Werte (Gewebemerkmale), das Alter und Geschlecht, sowie weitere transplantationsrelevante Werte anonym hinterlegt und unter einer zur anonymisierten Spendernummer an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) übermittelt, wo die weltweiten Suchanfragen für die Patienten eingehen.
Die Daten der Spender stehen dann bis zu deren 61. Lebensjahr für weltweite Suchanfragen der Transplantationskliniken rund um den Globus zur Verfügung.

Ab welchem Alter kann man sich typisieren lassen?
Jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren kann sich als Stammzellspender registrieren lassen. Mit dem Einverständnis der Eltern kann man sich bereits ab 16 Jahren typisieren lassen. Die Eltern sollten dann die Einverständniserklärung mit unterschreiben. Für die Spendersuche wird man erst mit Erreichen der Volljährigkeit freigeschaltet. Bevor das geschieht, wird der Spender von der Stefan-Morsch-Stiftung noch einmal angeschrieben, um die Einverständniserklärung zu bestätigen.

Was passiert bei einer Stammzellentnahme?
Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkentnahme wird durch eine Punktion des Beckenkamms das Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode – und die weit auf häufigste - ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.

Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.

Hintergrund: Stefan-Morsch-Stiftung
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz im rheinland-pfälzischen Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke – in jeder Frage. Leukämie - 11. 000 Mal pro Jahr wird allein in Deutschland diese Diagnose gestellt. Mal ist es ein berühmter Fußballer, mal die Frau eines Arbeitskollegen, mal der Sohn eines Vereinskameraden, mal der Bekannte eines Freundes – es könnte aber auch Ihr Kind, Ihre Frau, Sie selbst treffen.
Hilfe ist oft nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich freiwillig als Stammzellspender und damit als potenzieller Lebensretter für Patienten zur Verfügung stellen. Deshalb werben wir dafür, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich die Chance, für einen Patienten einen passenden Stammzellspender zu finden. Nur dann hat die Übertragung von Stammzellen den gewünschten Erfolg, bei Krankheiten, für die es ansonsten keine vergleichbaren Möglichkeiten der Heilung oder des Überlebens gibt. So vermitteln wir täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der Spenderdatei als Lebensretter für Patienten weltweit.
Die Stiftung ist Teil eines Netzwerkes, das Menschen über alle Grenzen hinweg das Leben rettet. So sind wir angeschlossen an das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD), in dem alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten aus ganz Deutschland zusammenlaufen und damit weltweit zur Verfügung stehen. Aufgrund der internationalen Zusammenarbeit kann es sein, dass ein deutscher Patient Stammzellen aus Kanada erhält, oder ein Stammzellspender in Deutschland für einen Erkrankten in Griechenland gefunden wird.
Zudem bringen Vertreter der Stiftung über die Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD), European Group of Blood an Marror Transplantation (EBMT) und World Marror Donor Association (WMDA) auf nationaler und internationaler Ebene ihre Erfahrungen ein, wenn Experten die neuesten Forschungsergebnisse diskutieren und das weltweite Netzwerk optimieren.
Die Stefan-Morsch-Stiftung hat sich des Weiteren zum Ziel gesetzt, Patienten und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen. Wir helfen bei der Vermittlung von Kliniken oder Ärzten, beraten aber auch den Patienten nach der Transplantation. Die Stiftung gibt im Notfall finanzielle Hilfen. So können ungedeckte Kosten des Patienten, die durch eine Leukämie-Erkrankung entstanden sind und zu einer wirtschaftlichen Notlage geführt haben, übernommen werden.

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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