Das Profi-Super Duper Outfit- individuell

Das Theater Bonn hat seinen Fundus ausgeräumt. Handgenähtes gibt's ab 15 Euro. Am Samstag lud das Contra-Kreis-Theater zum Kostümverkauf.
Großer Andrang im Opernfoyer: Wer ein passendes Stück gefunden hat, sucht sich zwischen den Kleiderständern einen Platz, um das Kostüm anzuprobieren.

Rund 150 Personen standen vor der großen Glastür. Einige drücken sich die Nase platt, werfen erste Blicke ins Innere des Gebäudes. Angesichts der eisigen Kälte scheinen sie unbewusst zusammenzurücken - bis die Glastür um 18 Uhr geöffnet wird. Jetzt beginnt die Jagd.

Was nach den typischen Szenarien früherer Winterschlussverkäufe klingt, spielte sich am Mittwochabend im Bonner Opernhaus ab. Doch es waren keine Premierentickets, die die Wartenden zu ergattern versuchten, sondern die ehemaligen Bühnenkostüme der Darsteller. Das Theater Bonn hatte zum jährlichen Kostümverkauf aus dem eigenen Fundus geladen.

Binnen weniger Minuten plünderten die Käufer viele der Kleiderstangen. Während die Garderoben an diesem Abend leer blieben, erwiesen sich Plätze an deren Theken beliebter als im Kneipenkarneval.

Auch Paulo Mendes und Pamela Haas, die extra aus Troisdorf gekommen waren, legten einen ganzen Stapel Outfits an der Garderobe ab, um diese trotz Getümmels in Ruhe probieren zu können. "Bei manchen Kleidungsstücken fragt man sich wirklich, zu welcher Bühnenrolle sie gehört haben sollen", erklärt Haas schmunzelnd ob der kuriosen Auswahl.

Während ihr Begleiter sich mit Augenmaß zwei Kostüme, darunter eine authentisch verdreckte Latzhose eines Mechanikers auswählte, streifte sie sich verschiedenste Variationen über. "Stell dir mal vor, damit müsstest du dich durch Köln quetschen", bemerkte Mendes angesichts einer raumfüllenden Jacke, deren kräftiger, abstehender Stoff aus Gummi sich als wenig alltagstauglich erwies.

Schnell entschieden hatte sich hingegen Andrea Rogowski aus der Südstadt. Sie hatte im General-Anzeiger von dem Verkauf gelesen und gehörte zehn Minuten nach Öffnung des Foyers bereits zu den ersten Kunden, die bei Kostümdirektorin Adelheid Pohlmann an der Kasse anstanden.

"Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so genau, was das ist", verriet sie, nachdem sie drei Kleidungsstücke für 18 Euro erworben hatte. Während das Sweatshirt und der Reifrock klar zu identifizieren waren, vermutete sie, dass "ein Riesenrock" ihren Einkauf komplettiere. Wie genau sie diesen einsetze, wisse sie zwar noch nicht, aufgrund der üppigen Ausmaße eigne sich dieser jedoch bestens, um im Straßenkarneval wärmende Kleidung darunter zu tragen.

Adelheid Pohlmann ist seit 1996 am Theater Bonn beschäftigt. Die Damengewandmeisterin und Schneidermeisterin leitet ein Team aus 50 Schneidern, Ankleiden und Mitarbeitern im Fundus. Und die haben kräftig ausgeräumt: Die Vielfalt an Textilien, die von klassisch schlichten Blusen über typisch jecke Clownshosen bis zu (kunst)blutverschmierten Overalls reichte, bot für jeden Geschmack etwas, sofern man sich nicht vom Gedränge an den Kleiderstangen abschrecken ließ.

Dabei variierten die Stückpreise der rund 2000 Kostüme zwischen einem und 15 Euro, lediglich ein historisches Gewand inklusive Mütze fand für 50 Euro einen Abnehmer. Was geschieht mit den Einnahmen aus dem Kostümverkauf? Adelheid Pohlmann sagte: "Die wandern alle in den großen Topf des Theaters Bonn."

Fragestellung:
Welche Kostüme haben Sie für den Verkauf ausgewählt?
Adelheid Pohlmann: Die richtigen, hoffe ich. Das sind alles Kleidungsstücke, die wir seit Ewigkeiten nicht mehr in der Hand hatten oder von denen wir noch sehr viele im Fundus haben. Nun bleibt zu hoffen, dass unsere Kostümbildner nicht gerade nächste Woche genau diese Kostüme suchen.

Wie verläuft eigentlich die Kostümproduktion für ein Stück?
Pohlmann: In der Regel überlegen Regie, Kostümbildner und Bühnenbildner, wie sie das Stück interpretieren wollen. In unserer Abteilung erhalten wir dann im Idealfall fertige Entwürfe, sogenannte Figurine. Vereinzelt arbeiten wir auch nur mit mündlichen Beschreibungen. Dann arbeiten wir wie in der klassischen Couture und fertigen maßgeschneiderte Kostüme für die Darsteller, kaufen einzelne Stücke ein oder greifen auf unseren Fundus zurück.

Welche Produktionen waren dabei am aufwendigsten?
Pohlmann: Ganz aktuell sicherlich Lakmé, das ja jüngst Premiere gefeiert hat. Dafür mussten wir sehr viele indische Gewänder fertigen, was nicht äußerst kompliziert ist, wir aber lange nicht gemacht haben.

Wer nicht fündig geworden ist oder den Termin versäumt hat, hat am Samstag,
4. Februar, zwischen 11 und 15 Uhr beim Kostümverkauf im Contra-Kreis-Theater, Am Hof 3, eine weitere Chance.

Quelle:Contra-Kreis-Theater

Bürgerreporter:in:

Wolf STAG aus Essen

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