Mit den Augsburger Theaterfreunden auf den Spuren deutscher Klassiker

Augsburger Theaterfreunde im Gruppenbild vor historischer Kulisse
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In einer von Vereinsmitglied Gisela Köhler sehr gut organisierten Reise erlebten 41 Mitglieder des „Vereins der Freunde des Theater Augsburg“ drei Tage Weimar, die Kulturstadt Europas 1999 . Hier überzeugten wir uns von dem Mythos Weimars, einmal der Welt ein Zentrum für Literatur, Kunst und Lebenskultur gewesen zu sein. Beim obligatorischen Stadtrundgang, gleich nach der Ankunft am 18. Juni 2010, konnte sich wohl keiner der Faszination dieser Stadt entziehen. Das ist Provinz und Welt in einem. Kein Platz ist ohne Erinnerung, kein Gebäude ohne Bedeutung: Goethes Haus am Frauenplan, die Schlösser und Parks am Belvedere und an der Ilm, das Deutsche Nationaltheater. Hier malte Cranach, dort musizierte Bach, in jenem Palais hielt Anna Amalia ihre Tafelrunde, und immer wieder Goethe, Schiller, Herder, Wieland, aber auch Nietzsche, Liszt, Gropius. Das alte Weimar präsentierte sich mit seinen 22 herausragenden historischen Gebäuden, die in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen sind.
Kein Gebäude, aber ein offizielles Naturdenkmal konnte man hinter der Hochschule für Musik entdecken. Hier steht Weimars ältester Ginkgo-Baum, der der Legende nach um 1800 von Goethe selbst gepflanzt wurde und ihn zu einem späteren Gedicht über den Ginkgo inspiriert haben soll.
Der erste Tag klang aus mit einem gemütlichen Abend im Köstritzer Schwarzbierhaus, das schönste Fachwerkhaus Weimars, erbaut 1547 inmitten des historischen Stadtkerns. Der erste Programmpunkt am nächsten Tag war die Fahrt nach Eisenach. Hier erhebt sich die Wartburg auf einem schmalen, schroffen Felsgrat, etwa 220 m über der Stadt Eisenach. Daten aus dem Geschichtsunterricht wurden wieder abgerufen. Hier hielt sich 1521/22 der Reformator Martin Luther als „Junker Jörg“ versteckt und übersetzte während dieser Zeit das Neue Testament der Bibel in nur elf Wochen ins Deutsche. Ferner hörten wir vom Sängerkrieg im Jahr 1206 auf der Wartburg, dem Wirken der heiligen Elisabeth und den Wartburgfesten der deutschen Burschenschaft. Diese erste bürgerlich-demokratische Versammlung in Deutschland kämpfte hier unter dem Motto "Ehre - Freiheit - Vaterland" um einen geeinten Nationalstaat.
Für wahre Theaterfreunde kam es an diesem Tag zum eigentlichen Höhepunkt der Reise, dem Besuch des Nationaltheaters Weimar. Auch hier wollte man gerne mal hinter die Kulissen schauen. So wurden wir um 14 Uhr vom Intendanten Stephan Märki persönlich mit einem Glas Sekt empfangen. In zwei Gruppen bekamen wir einen informativen Überblick über das Geschehen an diesem Haus. Für uns Augsburger war besonders die finanzielle Förderung des Theaters durch Stadt und Landesregierung beeindruckend.
Am Abend um 19 Uhr hatten wir dann endlich die Gelegenheit, mit Tschaikowkys „Eugen Onegin“ die erste Musiktheater-Produktion unter der Leitung von Generalmusikdirektor Stefan Solyom und der jungen norwegischen Regisseurin Susanne Øglænd zu erleben.
Das Geschehen spielte sich hauptsächlich auf einer Drehbühne ab, die fließende Übergänge der Bühnenbilder ermöglicht. Darstellerisch und stimmlich überragend war Larissa Krokhina in der Rolle der Tatjana. Neben ihr glänzte Szabolcs Brickner als Lenski. Mit kraftvollem Bariton wurde Eugen Onegin von Uwe Schenker-Primus gespielt. Wenn auch nur kurz im 3. Akt, so faszinierte Hidekazu Tsumaya als Fürst Gremin mit einer durchschlagenden Bassstimme die Zuhörer. Sehr erfreulich empfand man die Leistung des Chors, der mit seinen ausdrucksstarken und energiegeladenen Passagen brillierte, die gut mit dem Orchester harmonierten. Diese Premiere war von den stimmlich und schauspielerisch gediegenen Leistungen der Sänger geprägt. Fast alle wurden mit Zwischenapplaus und Bravo-Rufen bedacht. Das Regie- und Ausstattungsteam musste hingegen einige Buhrufe hinnehmen.
Insgesamt konnten wir Augsburger Gäste dem Premierenpublikum wohl vorbehaltlos zustimmen: im begeisterten Applaus für das Ensemble und die Staatskapelle Weimar unter Leitung von Stefan Solyom.
Sonntag war Abreisetag. Während die Koffer wieder im Bus verstaut wurden, konnte man den Vormittag für einen individuellen Trip durch Weimar nutzen.
Viele Theaterfreund besuchten das Weimarhaus, ein Erlebnis-Museum, in dem man eine Zeitreise in 5000 Jahre Weimarer Geschichte machen konnte, von der Jungsteinzeit bis zur Weimarer Klassik.
Letzter Programmpunkt in Weimar war am Nachmittag ein Besuch der „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“. Im September 2004 brach hier ein verheerender Brand aus, der das Gebäude und den wertvollen Buch- und Kunstbestand stark beschädigte. In einer Audio-Führung und Einzelgesprächen mit dem Aufsichtspersonal konnte man das Ausmaß dieser Katastrophe und den Wiederaufbau gedanklich nachvollziehen. Drei Jahre nach diesem Verlust, nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten, konnte das historische Bibliotheksgebäude am 24. Oktober 2007, am Geburtstag seiner Namenspatronin, wiedereröffnet werden. Das durch den Brand beschädigte historische Bibliotheksgebäude mit dem berühmten Rokokosaal ist seit Dezember 2007 für 90.000 Besucher pro Jahr wieder geöffnet.
41 sehr beeindruckte Besucher von 90.000 im Jahr 2010 waren wir!
Schön war’s.

Bürgerreporter:in:

Klaus Protz aus Bobingen

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