„Ein langes Leben auf interessanten Stellen…“

Bei meiner Taufe (v. links nach rechts): mein Vater Josef Nahrgang, Frau Habersack (Hebamme), mein Taufpate und meine Taufpatin, deren Sohn, Pfarrer Görge.
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  • Bei meiner Taufe (v. links nach rechts): mein Vater Josef Nahrgang, Frau Habersack (Hebamme), mein Taufpate und meine Taufpatin, deren Sohn, Pfarrer Görge.
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Pfarrer i. R. und Geistlicher Rat August Görge (*18.04.1906 - +26.05.1996) wirkte seelsorgerisch ein viertel Jahrhundert in der Pfarrei Bieber.

Die Spessartgemeinde Bieber liegt an dem gleichnamigen Fluss und etwa 12 Kilometer südöstlich von Gelnhausen. Im Jahre 1494 wird erstmals hier der Bergbau erwähnt, der im Mai 1925 wegen mangelnder Rentabilität eingestellt werden muß. Eine Besonderheit des erstmals im Jahre 1339 erwähnten Ortes sind die vier Kirchen:

- die dem heiligen Mauritius geweihte katholische Burgbergkapelle
- die urkundlich erstmals 1339 erwähnte evangelische Laurentiuskirche
- die im Jahre 1767 eingeweihte evangelisch reformierte Kirche
- die im neugotischen Stil im Jahre 1854 eingeweihte katholische Kirche Mariae 
         Geburt.

Die katholische Pfarrkirche Mariae Geburt ist die jüngste der vier Kirchen von Bieber. Über 250 Jahre haben die Katholiken aus Bieber und den umliegenden Gemeinden den beschwerlichen Weg zur Mauritiuskapelle auf dem Burgberg auf sich genommen. Im Jahre 1840 gründete sich ein Verein, der es sich zur Aufgabe machte, das Pfarrzentrum ins Tal nach Bieber zu verlegen. Bereits ein Jahr später hatte man ein geeignetes Gelände gefunden. Trotz allem konnte die Grundsteinlegung erst am 14.07.1852 erfolgen. Damit der Bau beginnen konnte, mussten Steine aus den Steinbrüchen der umliegenden Gemeinden nach Bieber transportiert werden. So versprachen die Bewohner der Gemeinden Bieber, Büchelbach u. Gassen, Röhrig, Roßbach und Lanzingen unentgeltliche Fuhren.

Der Bau schritt nun zügig voran, so dass die katholische Kirche Mariae Geburt am 8. September 1854 durch Bischof Kött eingeweiht werden konnte. Der schlichte Saalbau in neoromanischer Form besteht aus rötlichem bis gelblichem (Main)-Sandstein. Über eine dreistufige Treppe erreicht man den rundbogig überwölbten Haupteingang der Kirche, der sich im Westen befindet. (Quelle: Festschrift 150 Jahre Pfarrkirche „Mariae Geburt“ zu Bieber im Spessart 1854-2004).

Seit dem Jahr 1854 waren einige Geistliche in der Pfarrkirche Mariae Geburt seelsorgerisch tätig. Ein viertel Jahrhundert, und zwar vom 15.11.1949 bis zum 31.10.1974, wirkte Herr Pfarrer August Görge hier erfolgreich und spendete auch mir das Sakrament der Taufe!

Am 18.04.1906 wurde er im damaligen Dorf Allendorf im Kreis Kirchhain, heute Stadtallendorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf, geboren. Am humanistischen Gymnasium in Hadamar machte er sein Abitur und studierte anschließend in Fulda Philosophie und Theologie. Bischof Damian Schmitt weihte August Görge im Jahre 1934 in Fulda zum Priester. Der junge Geistliche war von 1935 bis 1937 Kaplan in Bad Orb, bevor er in die ‚Heilig-Geist-Pfarrei‘ nach Fulda zurückkehrte. Die seelsorgerische Tätigkeit war in der Zeit des 1000jährigen Reiches für Pfarrer nicht einfach. Pfarrer August Görge hat sich in dieser Zeit nicht davor gescheut, ein offenes Wort zu sprechen und konnte zu dem Tun der Nazis nicht schweigen. Auf Grund seines mutigen Eintretens für den Glauben wollten ihn die Nazis in das Konzentrationslager Dachau deportieren. Nur seine Versetzung am 29. Dezember 1940 als Pfarrverweser nach Haselstein durch Bischof Dr. Johannes Dietz rettete den jungen Geistlichen. In den folgenden Jahren war er als Seelsorger in Gotha und ab 1942 in Schmalkalden tätig.

Im Jahre 1991 kehrte Herr Pfarrer i.R. und Geistlicher Rat August Görge nach Stadtallendorf zurück und hier kreuzten sich unsere Wege wieder. In bester Erinnerung an die Zeit in der Pfarrei Bieber sind ihm die gut besuchten Messfeiern, die Feiern anlässlich der 1. hl. Kommunion und die Fronleichnamsprozessionen. Das seltene diamantene Priesterjubiläum konnte er im Dezember 1994 feiern, bevor Herr Pfarrer Görge am 26.05.1996 verstarb und in seiner Heimatgemeinde Stadtallendorf zur letzten Ruhestätte geleitet wurde.

In einem Brief aus dem Jahre 1995 hat er mir einmal geschrieben: „…ein langes Leben auf interessanten Stellen, in einer bewegten Zeit…“

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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