Vorsicht Tür-Piraten: Wenn die Post nicht ankommt

Immer mehr, immer schneller – überall herrscht Zeitdruck. Davon werden auch die Zustelldienste nicht verschont und Betrüger nutzen die Situation aus. Foto: Alexander Hauk
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von Alexander Hauk

Auf diesen Trend aus Amerika würde man gerne verzichten. Die Rede ist nicht etwa von Halloween oder SUVs, sondern von Porch Piracy. Die so genannte Veranda-Piraterie, also der Diebstahl von vor der Tür abgestellten Paketen, ist in den USA in-zwischen ein weit verbreitetes Phänomen, das nun auch in Deutschland um sich greift. Wie eine Überwachungskamera Türpiraten abschrecken kann und weitere Tipps und Tricks gegen den Paketklau.

Immer mehr, immer schneller – im Berufsleben herrscht überall Zeitdruck. Davon werden auch die Zustelldienste nicht verschont. Deshalb fackeln gestresste Zusteller manchmal nicht lange: Klingeln sie erfolglos an einer Haustür, legen sie die Sendung einfach vor die Tür. Beim Ausliefern von Paketen zeigt gar so mancher Postbote ein hohes Maß an Kreativität: Da werden Bestellungen auf den Balkon geworfen, durchs Fenster hindurch oder einfach vor der Haustür abgestellt.

Gut, wenn Sendung und Empfänger am Ende doch noch zusammenfinden. Aber wer kennt es nicht, ein geöffnetes Päckchen, ein Briefumschlag ohne Inhalt und ein Paket, das nie ankommt? Ärger mit Zustelldiensten haben wohl alle Verbraucher schon einmal gehabt. Doch in jüngster Zeit häufen sich die Fälle von verschollenen Briefen und von Diebstählen auf dem Postweg.

Onlinehandel boomt

Die Ursache dafür ist der boomende Onlinehandel in Deutschland. Sowohl Unternehmen als auch Konsumenten bestellen immer mehr Waren über das Internet. Laut Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) ist die Zahl der Sendungen 2018 auf über 3,5 Milliarden gestiegen - das entspricht rund 12 Millionen Sendungen pro Zustelltag. Mit rund 84 Prozent entfällt dabei der größte Anteil auf Pakete. Und auf die haben es die Diebe abgesehen.

So machte zum Beispiel im Dezember 2019 ein 50 Jahre alter Mann aus dem bayerischen Pöcking von sich Reden, der insgesamt 630 Pakete und Briefe gestohlen hatte. Er hatte laut Polizei die Sendungen eingesammelt und bei sich gehortet, die Zusteller vor Haustüren und in Treppenhäusern abgelegt hatten, weil die Empfänger nicht zu Hause waren. Und erst kürzlich haben zwei Diebe im baden-württembergischen Eppelheim einem Paketboten eine Lieferung im Wert von 1700 Euro abgeluchst. Dabei gingen sie gezielt vor: Sie hatten es genau auf dieses – per Nachnahme bestellte – Paket abgesehen.

Auf den Versandwegen zwischen Absendern und Empfängern gibt es offenbar ein wachsendes Sicherheitsproblem. Das legen die Zahlen der Bundesnetzagentur ebenso wie Auswertungen vom Deutschen Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT) nahe. Auch bei der Bundesnetzagentur werden mehr Beschwerden registriert – zuletzt mit stark steigender Tendenz. Laut Statista hat sich allein die Anzahl der bei der Bundesnetzagentur eingegangenen Beschwerden über die Leistungen der Deutschen Post im Zeitraum von 2017 bis 2019 mit 12.900 Beschwerden mehr als verdoppelt.

USA: Diebe fahren hinter Lieferwagen her

Einziger Lichtblick: Im Vergleich zu den USA stehen die Menschen in Deutschland gut da. Eine von dem Technologieunternehmen Canary in Auftrag gegebene und von YouGov Plc. im Oktober 2019 durchgeführte Befragung ergab, dass bereits fast jeder fünfte Amerikaner Opfer von Paketdiebstahl war oder ein Opfer kennt. In den USA fahren dreiste Diebe den Lieferwägen einfach hinterher und springen heraus, sobald die Pakete vor der Tür landen. Mit massiven Folgen für die Online-Wirtschaft. Laut der Umfrage würde jeder dritte US-Amerikaner sein Online-Kaufverhalten beschränken, falls es Türpiraten in der Nachbarschaft gäbe. In diesem Fall würden sich mehr als 30 Prozent der Befragten eine Sicherheitskamera anschaffen.

Damit es hierzulande nicht auch zu solchen Problemen kommt, können Empfänger von Post-sendungen vorbeugen. Eine Überwachungskamera wie sie zum Beispiel die Technologieun-ternehmen Smartfrog und Canary anbieten, kann nicht nur potenzielle Einbrecher, sondern auch Paketdiebe abschrecken. Moderne Wlan-Kameras verfügen über Bewegungsmelder, Alarmfunktion, Mikrofon und Lautsprecher und lassen sich innerhalb weniger Minuten installieren. Sobald sich zu Hause etwas bewegt, erhält man eine Benachrichtigung per E-Mail oder Push-Nachricht auf sein Smartphone.

Die Canary View HD-Kamera zum Beispiel ist bereits ab 99 Euro erhältlich, inklusive Premi-umservice. Die Canary Pro (169 Euro) enthält neben einer HD-Kamera eine 90 Dezibel laute Sirene und prüft zusätzlich Luftqualität, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Durch die Integration von künstlicher Intelligenz lernt die Kamera ständig dazu und kann erkennen, ob der Nutzer zu Hause ist und zwischen normalen und ungewöhnlichen Aktivitäten unterscheiden.

Die Canary Flex (ab 199 Euro) kombiniert Flexibilität mit Wetterbeständigkeit. Die WLAN-Kamera kann innen und außen aufgestellt und montiert sowie mit Kabel oder eingebautem Akku betrieben werden. Sie verfügt über einen um 360 Grad drehbaren magnetischen Sockel und kann so beliebig montiert und positioniert werden. Alle Canary-Modelle liefern scharfe Videos in HD-Qualität – dank automatischer Nachtsicht auch im Dunkeln.

Wer weiß, dass er ein Paket erhält, kann an dem betreffenden Tag auch von zuhause aus arbeiten – vorausgesetzt, dass die Arbeit dies zulässt und der Chef nichts dagegen hat. Alternativ kann man Nachbarn darum bitten, das Paket anzunehmen oder es an eine Abholstelle senden lassen. Es gibt sogenannte Garagen-, Ablageverträge oder Abstellgenehmigungen. Bei diesen vereinbart der Zusteller mit dem Empfänger einen Ort, an dem er das Paket ausdrücklich ablegen darf – etwa eine Garage.

Übrigens: Eine handschriftliche Notiz an der Haustür ist für den Zusteller nicht bindend. Teilweise kommen Paketzusteller dieser Bitte nach, doch sie könnte auch von einem Fremden geschrieben sein.

Weitere Informationen zum Studienreport: http://blog.canary.is/porch-pirates/

Immer mehr, immer schneller – überall herrscht Zeitdruck. Davon werden auch die Zustelldienste nicht verschont und Betrüger nutzen die Situation aus. Foto: Alexander Hauk
Langfinger haben oft ein leichtes Spiel, denn nicht immer kann der Zusteller seine Fracht im Blick haben. Foto: Alexander Hauk
Bürgerreporter:in:

Alexander Hauk aus Berlin

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