Eine kaum noch zu findende Seltenheit: Bemerkungen über die Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis)

Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis), Männchen.
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  • Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis), Männchen.
  • hochgeladen von H. - Willi Wünsch

Man unterscheidet bei den Moosjungfern fünf Arten: Es gibt die Große, die Kleine, die Östliche, die Nordische und die Zierliche Moosjungfer. Letztere möchten wir hier vorstellen. Da alle Moosjungfernarten über eine hellweiße Stirn verfügen, nennen wir sie liebevoll „Weißnasen“.

Die Zierliche Moosjungfer kann einige Superlative für sich verbuchen. Sie ist mit gerade einmal drei Zentimetern Körperlänge die Kleinste aller Großlibellenarten. Sie gilt als die aggressivste Art gegenüber Artgenossen und anderen Libellen überhaupt. Mit nur etwa sechs Wochen im Jahr hat sie die kürzeste Flugzeit aller Libellen. Des Weiteren ist sie die scheueste Libelle unter allen heimischen Arten.

In puncto Seltenheit rangiert die Art in Europa hinter der Östlichen Moosjungfer auf Platz zwei. Wie diese, ist sie akut vom Aussterben bedroht und hat in der Roten Liste der bedrohten Tierarten den höchsten Status: Stufe 1!
Die Tiere zu fotografieren ist nahezu unmöglich.

Sie bewohnen stehende, moorig säuerliche Gewässer mit reichlich Schwimmblattvegetation. In solchen Habitaten fliegen die Zierlichen Moosjungfern weit draußen auf dem Wasser über die Blätter von Teichrosen und setzen sich gelegentlich auf diesen nieder.

Wenn die Tiere durch ihre sehr aggressiv geführten Revierkämpfe überhitzen oder ermüden, kommt es vor, dass sich das ein- oder andere Exemplar einmal in den Uferbereich des Gewässers zurück zieht. Hier ist dann eventuell die Gelegenheit gegeben, die Tiere abzulichten.

Doch eine einzige ruckartige Bewegung des Fotografen, wie zum Beispiel das Anheben der Kamera ans Auge, verscheucht die extrem scheue Zierliche Moosjungfer augenblicklich. Man muss schon zu einer List greifen, will man bei der Dokumentation dieser Art erfolgreich sein.

In diesem Fall war die Lösung die Astgabel einer über das Wasser ragenden Kiefer. Lange Beobachtungen ergaben, dass dieser Baum als Rastplatz und Ausguck nach Weibchen ab und zu angeflogen wurde. Dort wurde die Kamera, sicher gegen Absturz, positioniert. Nun hieß es hinter der Kamera reglos verharrend, bis zu den Knien im Wasser stehend, warten, warten, warten….

Kurz vor Mittag, Anfang Juni, bei brütender Hitze stellte sich unsere Vorgehensweise als erfolgreich heraus. Einige Szenen waren im Kasten, darunter auch eine Aufnahme, die ein Männchen der Zierlichen Moosjungfer mit einer Gemeinen Becherjungfer gemeinsam zeigt. (Siehe Foto). Hier ist ein schöner Größenvergleich erkennbar. Offenbar war die „Weißnase“ nicht in Jagdlaune, denn die Azurjungfer befand sich in diesem Augenblick in akuter Gefahr erbeutet zu werden. Schade; das wär´s dann noch gewesen. Doch wir wollen ja nicht gleich übertreiben…

Kurze Zeit später, zur Tageshauptaktivität der Tiere, war die Hektik und der Stress unter den Libellen derart groß, dass an ein Foto nicht mehr zu denken war.

Als wir nach dieser mehrstündigen und kraftzehrenden Exkursion zufrieden den Heimweg antraten, setzte sich zu unserer Überraschung noch ein völlig außer Puste geratenes Männchen am Rande einer Wildwiese, nahe dem See, vor die Füße. (Bild Nr. 5)

Die Zierliche Moosjungfer hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Osteuropa. In Mitteleuropa ist sie, wie schon erwähnt, sehr selten und kann bis auf sehr wenige Ausnahmen und mit viel Glück nur noch in Ostdeutschland beobachtet werden. Gut gemeinte Eingriffe des Menschen, um etwa die Wasserqualität in ihrem Lebensraum zu verbessern hatten katastrophale Folgen, die beinahe zur Ausrottung der Art führte. Daher ist sie an vielen Orten verschwunden.

Auffallend bei der Art sind die leuchtend weißen Flügelmale und die weißen Hinterleibsanhänge. Ihre weiße Stirn ist wie für alle Moosjungfernarten typisch. Ähnlich, wie die Östliche Moosjungfer ist auch die Zierliche Moosjungfer teilweise mit einer blauen Wachsschicht bereift. Eine Verwechslung der Arten untereinander ist jedoch wegen dem deutlichen Größenunterschied und dem keulig verdickten Hinterleib der Zierlichen Moosjungfer nahezu ausgeschlossen. Bei guter Witterung kann man die Tiere von Mitte Mai bis Ende Juni, mit viel Glück und Geduld, meist nur mit einem guten Fernglas beobachten.

Das Team „Waldschrat“ freut sich, zu dieser kleinen Entstehungsgeschichte der Bilder, die seltenen Momentaufnahmen der Zierlichen Moosjungfer hier auf „myHeimat“ zeigen zu können. Wie immer dürfen wir zwecks ausführlicher Info zu den Tieren auf die Seite http://waldschrat-online.de/ verweisen und danken im Voraus für Eure interessanten Kommentare.

Mit naturfreundschaftlichen Grüßen,
Willi

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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