Portrait: Insekt des Jahres 2010: Impressionen und Bemerkungen über den Ameisenlöwen

Ameisenlöwe, nur für kurze Zeit sichtbar. (Siehe Text)
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  • Ameisenlöwe, nur für kurze Zeit sichtbar. (Siehe Text)
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Wer als aufmerksamer Naturbeobachter die Gelegenheit hat, durch sandige Binnendünen die in vielen Heidelandschaften vorkommen, zu wandern wird dieses erstaunliche Wesen wahrscheinlich kennen. Doch wurde es auch schon einmal gesehen oder gar beobachtet?

Es wurde in Deutschland zum Insekt des Jahres 2010 gewählt und sollte hier auf „myHeimat“ einmal vorgestellt werden:

Der Ameisenlöwe oder die Ameisenjungfer.

Die Larve wird Ameisenlöwe genannt. Sie ist unheimlich schwer, bzw. gar nicht zu entdecken, weil sie ein Leben unter dem Erdboden führt. Eindeutige Hinweise auf die Anwesenheit dieser nur 1,5 Zentimeter großen, jedoch sehr gefürchteten Räuber im Mikrokosmos sind kleine, trichterförmige Gebilde im lockeren Sand. Diese Trichter dienen als „Fanggerät“ des Ameisenlöwen, der am unteren Ende eingegraben, auf potentielle Beute lauert. Das Tier ist in der Lage sich farblich an den Untergrund seines Lebensraumes anzupassen.

Um den Ameisenlöwen einmal auf einem Foto zeigen zu können, wurde dieser mit äußerster Vorsicht mit den Fingerspitzen in seinem Trichter freigelegt. Sekunden später grub er sich rücklings wieder ein, um wieder unsichtbar zu sein. (siehe Foto.)

Das Tier bekam seinen Namen dadurch, dass es hauptsächlich Ameisen sind, die einmal in den Trichter gefallen, von ihm erbeutet wurden. Neueste Beobachtungen zeigen jedoch, dass der Ameisenlöwe über ein weitaus größeres Beutespektrum verfügt. Tausendfüßler, Asseln, Spinnen, Grillen, Würmer und sogar Nacktschnecken werden von ihm erbeutet.

Vorgehensweise und eigentliche Fangmethode.

Die Trichter haben in der Regel einen Durchmesser von knapp zehn Zentimetern, bei etwa gleicher Tiefe. Durch am Körper anliegende Sinneshaare kann der Ameisenlöwe Beute orten, die noch mehrere Zentimeter vom Rand seines Trichters entfernt sind. Gelangt ein Beutetier in die Nähe oder gar in den Trichter, wird es von ihm mit Sandkörnen beschossen, bis die Opfer zum Grund des Trichters hinab gleiten, wo der Ameisenlöwe dann zubeißt und diese zum Verzehr in das Innere des Trichters zieht.

Tiere, die von ihm nicht erbeutet werden können, wie glatte Käfer, an denen er seinen Biss nicht ansetzen kann, werden mit schier unvorstellbarer Kraft aus dem Trichter geschleudert. Dabei kann das Gewicht der nicht schlagbaren Opfer das Achtfache des Eigengewichtes betragen.

Verwandlung zur Ameisenjungfer

Im letzten Larvenstadium stellt der Ameisenlöwe seine räuberische Tätigkeit ein und beginnt über dem Trichter ein schützendes Dach zu bauen, damit kein Sand nachrutschen kann. Dann spinnt er einen Kokon, um sich darin zu verpuppen. Diese Puppe liegt dann einige Tage bis Wochen wenige Zentimeter unter dem Erdboden versteckt.

Nach der Puppenphase öffnet sich der Kokon und die Ameisenjungfer schlüpft heraus. Diese Tiere zählen zur Familie der Netzflügler und ähneln im ersten Augenblick einer frisch geschlüpften Libelle. Sogar die weißen Flügelmale sind deutlich sichtbar. Ihr Körper ist anfangs leicht durchsichtig und verfärbt sich nach kurzer Zeit in ein gräuliches Braun. Sie ist etwa 60 Millimeter lang und ihre Flügel weisen eine Spannweite von bis zu 80 Millimetern auf.

Die Ameisenjungfer ist jedoch gegenüber der Libelle ein nachtaktives Tier. Wir hatten mit unseren Aufnahmen riesiges Glück, als wir ein frisch geschlüpftes Exemplar am Tage dokumentieren konnten. Sicher lag es daran, dass der Himmel mit düsteren Wolken behangen war.

Nachdem die Ameisenjungfer ihre Flügel getrocknet hat, unternimmt sie ihren Jungfernflug, der sie in die nahe Vegetation führt, wo sie die Nacht abwartet. Dann beginnen Such- Beutefang- und Paarungsflüge, die um Mitternacht ihr Maximum erreichen. Sobald es hell zu werden beginnt, versteckt sich die Ameisenjungfer wieder in dichter Vegetation.

Über die Lebensdauer dieser großen Insekten ist noch nicht viel bekannt. Man schätzt die Lebenserwartung der geschlechtsreifen Tiere auf etwa vier Wochen.

Die einheimischen Arten sind durchweg selten, da es nur wenige Lebensräume gibt, die ihren Anforderungen entsprechen. Der Ameisenlöwe sowie die aus ihm entstehende Ameisenjungfer unterliegen einem besonderen Schutzstatus. Die Arten gelten bei uns als „stark gefährdet“. Zum Erhalt der Art muss der Mensch Maßnahmen ergreifen, indem er die lockeren und sandigen Binnendünen von Verbuschungen und übermäßigem Wachstum oberflächiger Vegetation frei hält.

Soviel zum Portrait des Ameisenlöwen. Wer Lust auf mehr Seltenheiten aus unserer heimischen Natur erfahren möchte, dem sei unsere Homepage www.waldschrat-online.de wärmstens empfohlen.

Herzliche Grüße,
Willi

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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