Burg Eggum die keine ist, ein Kopf steht kopf und ein toter Briefkasten

Gleivneset
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Eine schwierige Wanderung in Nordnorwegen zum Leuchtturm Gleivneset



Es ist der 24. August 2009 und wir stehen mit unserem Wohnmobil in völliger Einsamkeit an der Straße nach Sandoy nahe Vestresand (N68°19‘40.4“; E13°53‘14,4“E, Lofoten) in Nordnorwegen. So weit nördlich ist hier der Sommer schon vorbei, was wir auch in den letzten Tagen durch den Regen und kühlen Tagestemperaturen bemerken konnten.

Bei einer Außentemperatur von 11°C und einer Raumtemperatur von 15°C stehen wir gegen 08:00 Uhr auf und sehen erwartungsvoll aus dem Fenster , um festzustellen, dass wir heute wohl wieder mit Regen rechen müssen. Es regnet zwar nicht, doch der Himmel ist tief wolkenverhangen. In der Nacht hat es geregnet bei sehr starken Windböen. Sonst war es hier in der Einöde sehr ruhig. Erst um 06:00 Uhr kam ein Auto vorbei.

Nach dem Frühstück fahren wir nach Eggum, zur äußersten Landspitze der Insel Vestvågøy. Hier wollen wir eine Wanderung zum Leuchtturm unternehmen, die der Wohnmobil-Reiseführer so empfiehlt. Inzwischen hat sich das Wetter beruhigt und wir sehen manchmal aus Wolkenlöchern bereits die Sonne. Vielleicht haben wir heute einmal beim Wandern mit dem Wetter Glück.

Das Gebiet um die Landspitze Eggum ist Privatbesitz und so müssen wir am Ende der Ortschaft an einer Mautstation 20 NOK in eine Box werfen, damit wir in das Gebiet einfahren können.
Auf einem Platz unterhalb der Burg Eggum, die gar keine Burg, sondern eine Radarstellung der deutschen Wehrmacht aus dem 2. Weltkrieg ist, können wir parken. Hier gibt es beste Toiletten und eine Zapfstelle mit Trinkwasser. Das ganze Areal kann zum Übernachten bzw. Zelten bei einer Tagesgebühr von 120 NOK genutzt werden.

Wir machen uns wanderfertig und marschieren Richtung Westen los. Die Schotterstraße wird allmählich zum Spazierweg und schließlich zum Trampelpfad. Wir passieren den Utdalsvatn und zwei Viehgatter. Der Pfad führt oft sehr nah am Ufer des Fjords entlang , wo dicke Baumstämme, Äste und Bretter als Treibholz angeschwemmt sind, die wir überklettern müssen. Plötzlich stehen wir vor der Skulptur des Schweizer Bildhauers Markus Raetz. Es ist ein stilisierter Kopf aus Eisenerz mit Blick direkt nach Norden. Interessant ist aber, dass die Ansicht aus den anderen Himmelsrichtungen ein völlig anderes Bild ergeben. Aus Norden und Süden angesehen, steht der Kopf sprichwörtlich auf dem Kopf.

Wir gehen weiter gen Westen und der Trampelpfad wird zu einem Klettersteig. Die Schafe, die hier weiden, benötigen diesen Pfad nicht. Wir sehen einige Tiere hoch oben in den Steilwänden grasen.
Wir müssen uns an den Klettersteig halten, der nun auf glitschigen Felsen über eine tobende Brandung führt.

Dann wieder kommt eine kleine Ebene mit Gras, die dann wieder in ein Felsgebiet übergeht. Direkt am Ufer entdecken wir an einem Pfahl, der mit einem alten Autoreifen markiert ist, einen „toten Briefkasten“. Ähnlich wie im Gebirge ist hier ein „Gipfelbuch“, also ein Wanderbuch regen- und wassersicher hinterlegt. Hier können wir uns eintragen und damit anderen mutigen Wanderern dokumentieren, dass auch wir diesen schwierigen Weg gemeistert haben. Die letzte Eintragung zeigt, dass dieser Weg bis hier her nicht so oft gegangen wird, die Eintragung ist 14 Tage alt.
Das letzte Stück des Klettersteigs ist wirklich schwierig, da wir erst über sehr hohe Felsenklippen über der Brandung und dann einen steilen Hang nach oben bewältigen müssen.

Dann taucht er in unserem Blick auf, der Leuchtturm von Gleivneset. Auch andere Besucher muss der Turm schon gehabt haben, denn rundherum liegen haufenweise die Hinterlassenschaften der grasenden Schafe. Wir haben fast zwei Stunden für diese schwierige Strecke benötigt.
Doch verweilen wir hier nur eine kurze Zeit, schauen in die Ferne über das Meer. Ich mache ein paar Fotos und dann beginnt der schwierige Teil, der Abstieg an dem feuchten und sehr glitschigen Hang.

Rückwärts und an den Grasbüscheln festhaltend bewältigen wir den Abstieg an dem sehr rutschigen Hang hoch über der Brandung. Wanderstöcke wären hier nur hinderlich gewesen. Am felsigen Ufer geht es weiter und ganz hinten am Horizont können wir die Landspitze mit der „Burg Eggum“ erspähen.

Wir haben bestimmt noch mehr als eine Stunde im schwierigen Gelände zu gehen, bevor wir den besseren Wanderweg erreichen. Nach gut einer Stunde sieht es so aus, als ob wir der Landspitze noch nicht viel näher gekommen sind.

Auf dem Rückweg  sehen wir auf dem noch guten Wanderweg einige Wanderer entgegen kommen, die aber dann vor der felsigen Strecke aufgeben und zurück gehen. Nach fast zwei Stunden sind wir wieder an unserem WOMO und wollen hier auch noch unsere Mittagspause machen. Die Wanderschuhe und Hosen können derweil in der Mittagssonne trocknen. Insgesamt haben wir für die sehr schwierige Tour vier Stunden benötigt. Der norwegische Wettergott hatte mit uns Wanderern auch ein Einsehen, ließ es unterwegs nur einmal kurz regnen und am Ende sogar die Sonnen scheinen.

Text und Fotos: Karl-Heinz Pfennig

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Pfennig aus Barsinghausen

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