Kneipp-Verein Barsinghausen radelt im Fuhrberger- und Wietzenbrucher Forst

Schottische Hochlandrinder
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Die letzten heißen Tage des August hatten sich in der Nacht mit Gewittergetöse und Regengüsse! verabschiedet, nur ein leichter Regenguss erfreute uns noch, als wir mit der S-Bahn Richtung Bennemühlen fuhren.

Dort angekommen, umgab uns eine erfrischende und beglückende Brise der Lüfte als Ansporn zum Radeln. Los geht’s:

Die Wasserwerkstraße führte uns aus der Ortschaft hinaus. Als wir die Autobahn­brücke der A 7 überquerten, kam Mitleid mit den Autofahren auf, die hier dann den Dauerstau erleben dürfen.
Gleich danach erreichten wir das Wasserwerk Fuhrberg des Unternehmens enercity. Hier im Werk werden zu Spitzenzeiten 85.000 m³ Wasser pro Tag gefördert. Rund 43 % der benötigten Wasser im Netzgebiet von enercity werden hier den Wasserver­brauchern zur Verfügung gestellt.
Die Kartoffel- und abgeernteten Getreidefelder, die jetzt jenseits der gut befahrbaren und wenig frequentierten Straße auftauchten, zeigten uns den herannahenden Herbst an.
Kurze Zeit später überquerten wir das kleine Flüsschen „Wietze“, der hier den Gemeindeteil Wieckenberg durchfließt. Der 27 km lange Fluss ist der größte Neben­fluss der Örtze.
Bald tauchten die ersten schottischen Hochlandrinder auf, die am spärlichen Weide­gras zupften.
Weiter ging es zur alten Poststraße, die jahrhundertelang verkehrlich von Celle nach Hannover sehr günstig lag. Sie ist hier vor Wieckenberg mit alten Pflastersteinen aus­gebaut, aber zum Glück für uns ist neben der Straße ein befahrbarer Radstreifen.

An dieser Straße liegt die historische Waldschmiede. Hier wurde bis ins 16. Jahrhun­dert das dicht unter dem Rasen liegende Eisenerz verarbeitet. Die unbrauchbaren Schlacken wurden auf Hügel geworfen, die heute spärlich mit Gras überwuchert in der parkähnlichen Anlage der Waldschmiede als Bodenwellen zu erkennen sind.
Nach wie vor können sich auf dem Gelände mit Schmiede, Wohn-Iglu und Wirt­schaftsgebäude Besuchergruppen über die Eisengewinnung informieren.
In der Ortschaft Wieckenberg sind wir Richtung Südwinsen vorbei an Flora und Fau­na zum Allerradweg gefahren.

In der nächsten Ortschaft bei der Staustufe Oldau bei Hambühren im Landkreis Celle ist eine von vier Staustufen in der Aller, einem Zufluss der Weser. Sie besteht aus einem Wehr und einem denkmalgeschützten Wasserkraftwerk in einer Aller­schleife sowie einer Schleuse in unmittelbarer Nähe im Schleusenkanal.

Im Jahr 1907 beschloss der königliche Preußische Staat die Kanalisierung der Aller auf einer Strecke zwischen Celle und der Leineeinmündung bei Hademstorf. Die Stadt Celle erhielt das Recht, die durch Stauwerk entstandene Wasserkraft zu nutzen. Nach Fertigstellung ging das Wasserkraftwerk am 16. April 1911 ans Netz. 1929 wur­de das mit drei Francis-Turbinen ausgestattete Wasserkraftwerk Oldau an die Preußen Elektra verkauft und von dieser bis 1972 betrieben. Nach vorübergehender Stillle­gung wurde der drohende Abriss vom Regierungspräsidenten in Lüneburg untersagt und die Anlage zum Technischen Denkmal erklärt.
Nach 10jährigem Stillstand wurde das Wasserkraftwerk wieder in Betrieb genommen. Die jährlich produzierte Strommenge von etwa 2,5 bis 3 Millionen Kilowattstunden wird in das Stromnetz eingespeist. Das Wasserkraftwerk Oldau ist das einzige dieser Art, das in Deutschland in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben ist und Strom an das Netz liefert.
Der Heimatverein Hambühren e. V. informiert in unmittelbarer Nähe in seinem Info­gebäude über die Funktion und den Betrieb dieses historischen Wasserkraftwerks mit Darstellungen und einem Film. Ein Teil des Nadelwehrs aus Bannetze und ein Pavil­lon mit einer ausgebauten Francis-Schachtturbine mit Kammrad vervollständigen das technische Denkmal und liefern viel Wissenswertes über die Funktion des Kraftwerks.
Die vier Staustufen der Aller liegen alle zwischen der Einmündung der Leine in die Aller und der Stadt Celle. Es sind die Staustufe Hademsdorf, die Staustufe Marklen­dorf, die Staustufe Bannetze und die Staustufe Oldau, die sich am weitesten flussauf­wärts befindet.
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Erdöl- und Kaliindustrie an der Aller. 1903 wurde auf Betreiben Bremer Kaufleute ein Vorentwurf für die Regulierung der Aller im Regierungsbezirk Lüneburg aufgestellt, der verbesserte Fahrwasserverhält­nisse auf der Aller zum Ziel hatte. Die Anbindung an die Bremer Häfen entschied 1908 die preußische Staatsregierung: Die Aller von der Leinemündung bis Celle mit vier Staustufen zu kanalisieren und unterhalb der Leinemündung, im Bereich der frei fließenden Strecke, die Aller durch Strombaumaßnahmen, wie die Errichtung von Buhnen und Leitwerken zu regulieren. Die Bauarbeiten starteten 1909 und zogen sich kriegsbedingt bis 1918 hin. Dabei wurden die Schleusen in Oldau, Bannetze, Marklendorf und Hademstorf für die damals vorherrschende Schleppzugschifffahrt ausgelegt.

Für die Schifffahrt wurde zeitgleich mit dem Wehr ein etwa 400 m langer Kanal mit einer Schleuse für die Schleppschifffahrt angelegt. Da seit 1969 auf der Aller keine gewerbliche Schifffahrt mehr betrieben wird, hat die Schleuse heute nur noch Bedeu­tung für die Sportboot- und Fahrgastschifffahrt.
Diese „Radfahrinformationspause“ lag vor der Mittagspause. Die legten wir in Ham­bühren, einen 6 km von Celle entfernten Ort ein. Nach dem Genuss von Kaltgeträn­ken und einem Happen für den Magen fuhren wir zum Gut Rixförde, ein denkmalge­schützter Gutshof mit einem Ensemble aus einem großen Gutshaus und einem Gar­tenpavillon inmitten einer privaten Parkanlage. Das Anwesen liegt nahe einer Land­straße zwischen Wiesen und Äckern rund 16 Kilometer westlich von Celle. Der Pa­villon wurde noch zur Zeit des deutschen Kaiserreichs errichtet.
Ein Poloclub betreibt hier auch seine Vereinstätigkeit.

Die letzten Fahrkilometer führten uns über Wald- und Feldwege durch die Forst wie­der auf die alte Poststraße zurück nach Bennemühlen.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Berthel aus Barsinghausen

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