Großherzog-Ernst-Ludwig-Pokal erneut für Frankfurter RV 1865

4. September 2010
Großer Kurteich, 61231 Bad Nauheim
Ruderboote auf dem Kurteich | Foto: @ Wetterauer Zeitung
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Bei der vom Regatta-Verein Gießen mit Unterstützung des Magistrats der Stadt Bad Nauheim und dem Restaurant „Teichhaus“ alljährlich Anfang September veranstalteten Großherzog-Ludwig-Regatta 2010 schnitten wiederum die Ruderinnen und Ruderer des Frankfurter Rudervereins 1865 am erfolgreichsten ab. Sie gewannen das dritte Mal in Reihenfolge den vom Magistrat der Stadt Bad Nauheim als Wanderpreis ausgesetzten Großherzog-Ernst-Ludwig-Pokal. Auf dem zweiten Platz folgten in dieser Vereinswertung die Aktiven des Frankfurter Ruder- und Kanusportverein Sachsenhausen, dicht gefolgt von den Sportlern des Frankfurter Ruderclubs Fechenheim 1887.

Neben guten Platzierungen verbuchten der Mainzer Ruderverein 1878 und die Ruderverbindung Rheno-Frankonia Frankfurt jeweils einen Sieg. Beachtenswerte zweite Plätze erkämpften die Boote des Ruderclubs Neptun Darmstadt sowie die der Frankfurter Rudergesellschaft Germania 1869.

Der lustige Abschlusswettbewerb, inszeniert von Richard Kling von den sog. Sachsenhäuser „Schoppen-Piraten“, bestand aus einem Triathlon mit den Disziplinen Zweier-Schlauchbootpaddeln, Bratwurst-Essen und „Äppelwoi-Trinken“. Erst nach den letzten Bissen und geleerten Gläsern war für die teilnehmenden Mannschaften der Wettbewerb zu Ende. Ganz klar, dass hier die Kampferprobten „Schoppenpiraten“ und die Frankfurter Germanen die Nase vorn hatten.

In diesem Jahr war die Großherzog-Ludwig-Regatta ein Programmpunkt der gleichzeitig stattfindenden 4. Hessischen Landesgartenschau. Der Erfolg der Veranstaltung wurde begünstigt durch das schöne Spätsommerwetter. Der Große Teich, inmitten des besonders hergerichteten Kurparks gelegen, bot mit Blumenarrangements auf neuen Uferbefestigungen einen glanzvollen Rahmen für die Veranstaltung. Neue Bootsstege erlaubten einen raschen Bootswechsel und somit einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Nach der Siegerehrung, locker und humorvoll vom Organisationschef Frank Beck durchgeführt, spielte eine Swing-Formation, was viele auswärtige Regattabesucher veranlasste, länger als eigentlich vorgesehen in Bad Nauheim zu bleiben.

Das Programm der Großherzog-Ludwig-Regatta sieht nur Breitensport-Rennen für Männer und Frauen aller Altersklassen vor. Die Wettkampfboote waren diesmal ausschließlich Gig-Doppelvierer m. St. der Marke C-Line, welche von den Frankfurter Rudervereinen für alle Regattateilnehmer kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden. Die Regattabahn hatte bei drei Startbahnen die Länge von 350 m. Leichter Schiebewind begünstigte die Wettkampfbedingungen. Die siegenden Mannschaften wurden mit eigens angefertigten „Radaddelchen“, welche das Konterfei Ludwigs IV von Hessen und bei Rhein zierte, ausgezeichnet.

Der Regatta-Verein Gießen erhebt bei den Großherzog-Ludwig-Regatten keine Regattabeiträge. Alle Teilnehmer hatten in diesem Jahr freien Eintritt zur Hessischen Landesgartenschau. Darüber hinaus stiftete das am Ziel der Regattastrecke liegende Restaurant „Teichhaus“ wie jedes Jahr für alle Teilnehmer und Funktionäre Speisen und Getränke, was von den Ruderinnen und Ruderern gerne angenommen wird und Motivationen für eine Teilnahme an der nächsten Veranstaltung erzeugt.

Obgleich es in Bad Nauheim nie eine Ruderverein gab, ist das Hessische Staatsbad nach Hamburg, Bad Ems und Frankfurt/Main der viertälteste Regattastandort in Deutschland. Mit dem Aufblühen des Kurbetriebs suchte man 1874 nach Unterhaltungsmöglichkeiten für die wachsende Anzahl der sog. „Cur-Fremden“ aus vielen Ländern Europas und aus Übersee. Dem Beispiel von Bad Ems folgend beauftragte die „Badedirektion“ den 1865 gegründeten Frankfurter Ruderverein auf dem Großen Teich des Kurparks eine Ruderregatta zu veranstalten. Bekannte Ruderclubs wie der Mannheimer RV Amicitia 1876 oder der Mainzer Ruderverein 1878 bestritten in Bad Nauheim ihre ersten. Der Kölner Ruderverein 1877 errang hier im Zweier m. St. seinen ersten Regattasieg.

Bad Nauheim gilt als die Wiege des Frauenruderns. Schon 1875 fand hier das erste Frauenrennen der Welt statt, was im Einer von einem gewissen Fräulein Stein vom Frankfurter Ruderverein gewonnen wurde.

Bei der 1883 erfolgten Gründung des Deutschen Ruderverbandes entschieden sich die Vereine mehrheitlich fortan Rennen mit Wenden zu verbieten, was zwangsläufig zum Todesstoß der frühen Großherzog-Ludwigs-Regatten in Bad Nauheim führte.

Mit dem Aufkommen der Sprintrennen waren hier neue Möglichkeiten gegeben. 2002 ergriff der Regatta-Verein Gießen die notwendigen Initiativen zur Wiedergründung dieser Traditionsveranstaltung, die sich allseits großer Beliebtheit erfreut.

Bürgerreporter:in:

Christian Momberger aus Gießen

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