Heute kaum vorstellbar oder lass Zahlen sprechen

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Vor langer langer Zeit bekamen Neugeborene von der Sparkasse ihres Kreises eine Sparbüchse geschenkt. Die meiner Mutter – sie war das 4. von 6 Kindern – trug die Nr. 102 und war mit 3 RM als Geschenk bestückt.

In ihrem 2. Lebensjahr erhielt sie ein Sparbuch, in das dann auch ganz kleine Beträge eingetragen wurden. Und so hatte das junge Mädchen auf dem Foto 1938 ein Guthaben von 106,33 RM.

Was muss es doch für eine Entbehrung der Eltern gewesen sein, erst 4 dann 6 solcher Sparbüchsen zu bestimmten Anlässen zu füttern.

Obwohl mein Großvater einen Handwerksbetrieb hatte, er war Töpfermeister, musste meine Großmutter die Familie mit viel Mühe und oft auch mit Not durchbringen. Das alles kenne ich nicht nur von den Erzählungen meiner Mutter, ich habe es selbst noch miterlebt. Man sagt doch so oft, dass kleine Kinder davon nichts mit bekämen. Doch mich hat diese Zeit sehr geprägt und ich glaube, ich habe diese Werte an meine Kinder weitergegeben.

Aber zurück zur Sparbüchse, deren Inhalt nachweislich in ein Sparbuch geschüttet wurde, wie man an den Eintragungen sehen kann. Ich habe sie eines Tages geerbt! Sie war aus Edelstahl, jedenfalls glänzte sie wunderbar und hatte im oberen Teil Gitter, so dass ich die Münzen sehen konnte. Die Krönung aber war der umklappbare Henkel, und so trug ich sie wie eine Tasche mit mir herum. Das Schloss befand sich am Boden, und auch ich musste diese Glitzerbüchse von der Sparkasse aufschließen lassen, wenn ich an das Geld heran wollte. Ich tauschte es gegen Sparmarken ein und war das Heftchen voll, erhielt ich zusätzlich ein Lesezeichen oder Stammbuchbilder geschenkt. (Einmal waren auf den Bildern Menschen in Trachten zu sehen und seitdem verbinde ich den Schwarzwald mit schwarzen Hüten und roten dicken Bommeln)

Irgendwann bekam ich dann einmal eine geschnitzte Sparbüchse aus dem Erzgebirge! Ein Hund saß neben einer Hundehütte und welch ein Glück! Das Dach war abnehmbar. Das gefiel mir außerordentlich. Manchmal jedoch war ich tapfer und legte mein wöchentliches Taschengeld von 20 Pfennig - in späteren Jahren waren es schon 50 - noch in die Sparkassenbüchse. Einmal, als ich in besonderer Geldnot gewesen sein muss, habe ich sie mit hohem körperlichem Einsatz hammermäßig zerschlagen. Jedenfalls sprang dann irgendwann das Schloss auf. Und ich habe mich dafür sehr geschämt.

Bürgerreporter:in:

frau stock aus Bad Kösen

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